Tina 13
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Hl. Johannes Klimakos (um 575-um 650), Mönch auf dem Sinai. Hl. Johannes Klimakos (um 575-um 650), Mönch auf dem Sinai „Erbarme dich meiner, des Sünders!“ Euer Gebet sei ganz einfach; ein einziges …Mehr
Hl. Johannes Klimakos (um 575-um 650), Mönch auf dem Sinai.

Hl. Johannes Klimakos (um 575-um 650), Mönch auf dem Sinai

„Erbarme dich meiner, des Sünders!“

Euer Gebet sei ganz einfach; ein einziges Wort genügte dem Zöllner und dem verlorenen Sohn, um von Gott Vergebung zu erlangen (Lk 15,21) […] Macht keine ausgesuchten Worte, wenn ihr betet; wie oft betören die einfachen und kurzen Stammeleien der Kinder ihren Vater! Verstrickt euch also nicht in lange Ausführungen, um nicht euren Geist zu zerstreuen durch die Suche nach Worten. Ein einziges Wort des Zöllners hat die Barmherzigkeit Gottes erweicht. Ein einziges Wort voller Glauben hat den guten Schächer gerettet (Lk 23,42). Die Weitschweifigkeit im Gebet füllt oft den Geist mit Bildern an und zerstreut ihn, wo häufig ein einziges Wort ihn zur Sammlung führen könnte. Fühlt ihr euch getröstet, ergriffen durch ein Wort des Gebets? Dann haltet inne, denn unser Engel betet dann mit uns. Keine zu große Sicherheit, selbst wenn ihr die Reinheit erlangt habt, sondern eher eine große Demut soll euch erfüllen, und ihr werdet ein noch größeres Vertrauen fühlen. Selbst wenn ihr die Leiter der Vollkommenheit hinaufgestiegen seid, so betet darum, dass euch eure Sünden verziehen werden. Hört den Ausruf des heiligen Paulus: „Von den Sündern bin ich der erste.“ (vgl. 1Tim 1,15) […] Wenn ihr euch der Sanftmut bemächtigt habt und frei von jedem Zorn seid, wird es euch nicht mehr viel kosten, um euren Geist von der Gefangenschaft zu befreien.

Solange wir nicht das wahre Gebet erlangt haben, gleichen wir denen, die ihre Kinder die ersten Schritte lehren. Arbeitet daran, eure Gedanken zu erheben, oder besser gesagt: sie einzuschließen in die Worte eures Gebets. Wenn die kindliche Schwäche sie zu Fall kommen läßt, dann laßt sie wieder aufstehen. Denn der Geist ist von Natur aus unruhig; Derjenige aber, der alles festigen kann, Er kann auch euren Geist beruhigen […] Die erste Stufe des Gebets besteht darin, durch ein einfaches Wort die Einflüsterungen des Geistes zu verjagen, sobald sie vorstellig werden. Die zweite Stufe besteht darin, unsere Gedanken einzig bei dem ausharren zu lassen, was wir sagen und denken. Die dritte Stufe ist das Ergriffenwerden der Seele vom Herrn.

Die Himmelsleiter, Kap. 28
Tina 13
Hl. Johannes Klimakos (um 575-um 650), Mönch auf dem Sinai
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„Warum siehst du den Splitter im Auge deines Bruders?“ (Mt 7,3)
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Ich habe gewisse Leute schlecht von ihrem Nächsten reden hören und habe sie deshalb getadelt. Zu ihrer Verteidigung haben diese Übeltäter geantwortet: „Das sagen wir aus Liebe und Fürsorglichkeit.“ Ich habe ihnen aber geantwortet: „Lasst diese Art von Fürsorglichkeit, …Mehr
Hl. Johannes Klimakos (um 575-um 650), Mönch auf dem Sinai
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„Warum siehst du den Splitter im Auge deines Bruders?“ (Mt 7,3)
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Ich habe gewisse Leute schlecht von ihrem Nächsten reden hören und habe sie deshalb getadelt. Zu ihrer Verteidigung haben diese Übeltäter geantwortet: „Das sagen wir aus Liebe und Fürsorglichkeit.“ Ich habe ihnen aber geantwortet: „Lasst diese Art von Fürsorglichkeit, sonst bezichtigt ihr den der Lüge, der sagt: ‚Wer den Nächsten heimlich verleugnet, den bringe ich zum Schweigen' (Ps 100,5). Wenn du ihn liebst, wie du sagst, so bete im stillen für ihn und setze ihn nicht deiner Kritik aus. Diese Art zu lieben gefällt dem Herrn, lass das nicht außer acht, und achte also sorgfältig darauf, dass du die Sünder nicht verurteilst. Judas zählte zu den Aposteln und als Dieb zu den Übeltätern. Was für ein erstaunlicher Wandel in kurzer Zeit!“ [...]
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Antworte also dem, der dir gegenüber schlecht über seinen Nächsten redet so: „Halte inne, Bruder! Ich begehe jeden Tag schlimmere Fehler; wie könnte ich dann diesen verurteilen?“ So hast du einen doppelten Nutzen: du heilst dich selbst, und du heilst deinen Nächsten. Wenn das Wort wahr ist: „Richtet nicht, auf dass ihr nicht gerichtet werdet“, dann gelangt man dadurch, dass man nicht richtet, auf kürzerem Wege zur Vergebung der Sünden [...] Es gibt Menschen, die sich unter den Augen aller eines schweren Fehlverhaltens schuldig gemacht haben, deren verborgene Tugendhaftigkeit aber dieses Fehlverhalten bei weitem aufgewogen hat. So haben sich ihre Verleumder getäuscht, weil sie nur auf den Rauch achteten und die Sonne dabei übersahen.
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Schnelle und strenge Kritiker verfallen dieser Illusion, weil sie die Erinnerung und die Besorgtheit wegen ihrer eigenen Sünden nicht ständig wach halten [...] Über Andere urteilen bedeutet, sich schamlos ein göttliches Vorrecht anzueignen; andere zu verurteilen bedeutet nichts weniger, als die eigene Seele zu zerstören [...] Wie ein guter Weinleser von reifen Trauben isst und die grünen hängen lässt, so vermerkt ein wohlgesonnener und vernünftiger Mensch sorgfältig alle Tugenden, die er an den Anderen wahrnimmt; der unvernünftige aber nimmt dessen Fehler und Schwächen unter die Lupe.
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Die Paradies-Leiter, 10. Stufe
Tina 13
Hl. Johannes Klimakos (um 575-um 650), Mönch auf dem Sinai
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„Erbarme dich meiner, des Sünders!“
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Euer Gebet sei ganz einfach; ein einziges Wort genügte dem Zöllner und dem verlorenen Sohn, um von Gott Vergebung zu erlangen (Lk 15,21) […] Macht keine ausgesuchten Worte, wenn ihr betet; wie oft betören die einfachen und kurzen Stammeleien der Kinder ihren Vater! Verstrickt euch also nicht in lange …Mehr
Hl. Johannes Klimakos (um 575-um 650), Mönch auf dem Sinai
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„Erbarme dich meiner, des Sünders!“
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Euer Gebet sei ganz einfach; ein einziges Wort genügte dem Zöllner und dem verlorenen Sohn, um von Gott Vergebung zu erlangen (Lk 15,21) […] Macht keine ausgesuchten Worte, wenn ihr betet; wie oft betören die einfachen und kurzen Stammeleien der Kinder ihren Vater! Verstrickt euch also nicht in lange Ausführungen, um nicht euren Geist zu zerstreuen durch die Suche nach Worten. Ein einziges Wort des Zöllners hat die Barmherzigkeit Gottes erweicht. Ein einziges Wort voller Glauben hat den guten Schächer gerettet (Lk 23,42). Die Weitschweifigkeit im Gebet füllt oft den Geist mit Bildern an und zerstreut ihn, wo häufig ein einziges Wort ihn zur Sammlung führen könnte. Fühlt ihr euch getröstet, ergriffen durch ein Wort des Gebets? Dann haltet inne, denn unser Engel betet dann mit uns. Keine zu große Sicherheit, selbst wenn ihr die Reinheit erlangt habt, sondern eher eine große Demut soll euch erfüllen, und ihr werdet ein noch größeres Vertrauen fühlen. Selbst wenn ihr die Leiter der Vollkommenheit hinaufgestiegen seid, so betet darum, dass euch eure Sünden verziehen werden. Hört den Ausruf des heiligen Paulus: „Von den Sündern bin ich der erste.“ (vgl. 1Tim 1,15) […] Wenn ihr euch der Sanftmut bemächtigt habt und frei von jedem Zorn seid, wird es euch nicht mehr viel kosten, um euren Geist von der Gefangenschaft zu befreien.
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Solange wir nicht das wahre Gebet erlangt haben, gleichen wir denen, die ihre Kinder die ersten Schritte lehren. Arbeitet daran, eure Gedanken zu erheben, oder besser gesagt: sie einzuschließen in die Worte eures Gebets. Wenn die kindliche Schwäche sie zu Fall kommen läßt, dann laßt sie wieder aufstehen. Denn der Geist ist von Natur aus unruhig; Derjenige aber, der alles festigen kann, Er kann auch euren Geist beruhigen […] Die erste Stufe des Gebets besteht darin, durch ein einfaches Wort die Einflüsterungen des Geistes zu verjagen, sobald sie vorstellig werden. Die zweite Stufe besteht darin, unsere Gedanken einzig bei dem ausharren zu lassen, was wir sagen und denken. Die dritte Stufe ist das Ergriffenwerden der Seele vom Herrn.
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Die Himmelsleiter, Kap. 28