Tina 13
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Hochgelobt sei der da kommt im Namen des Herrn. Hochgelobt sei der da kommt im Namen des Herrn Er, den unser Herz ersehnt (Ps 41(42),2; Jes 26,8.9), der Schönste unter den Menschenkindern (Ps 44(45),…Mehr
Hochgelobt sei der da kommt im Namen des Herrn.

Hochgelobt sei der da kommt im Namen des Herrn

Er, den unser Herz ersehnt (Ps 41(42),2; Jes 26,8.9), der Schönste unter den Menschenkindern (Ps 44(45),3), wird am heutigen Tag den Menschenkindern in zwei verschiedenen Gestalten vor Augen geführt. In beiderlei Gestalten ist der sehenswürdig, in beiden ersehnens- und liebenswert, denn in beiden ist er der Heiland der Menschen [...]

Wenn man also [...] Prozession und Passion des heutigen Tages gemeinsam betrachtet, erscheint Jesus zum einen erhaben und herrlich, zum andern niedrig und schmerzensreich. Bei der Prozession nämlich meint man, er empfange königliche Ehren, während man ihn bei der Passion die Strafen eines Räubers erleiden sieht. In der ersteren umgeben ihn Ruhm und Ehre, in der letzteren hat er „keine schöne und edle Gestalt“ (Jes 53,2). Dort ist er die Freude der Menschen und der Ruhm seines Volkes, hier aber „der Leute Spott und verachtet vom Volk“ (vgl. Ps 21(22),7). Dort jubelt man ihm zu „Hosanna dem Sohne Davids! Gepriesen, der kommt als König über Israel!“ (vgl. Mt 21,9; vgl. Joh 12,13). Hier wird er des Todes schuldig erklärt und dafür verspottet, dass er sich zum König von Israel gemacht habe. Dort läuft man ihm mit Palmzweigen entgegen, hier schlägt man ihn mit Händen ins Gesicht und mit einem Rohrstock aufs Haupt. Dort wird er mit Lobgesängen gefeiert, hier mit Schmähungen überschüttet. Dort wetteifern die Leute, ihm fremde Kleider zu Füßen auszubreiten auf dem Weg, hier wird er der eigenen Kleider beraubt. Dort wird er in Jerusalem als der gerechte König und Heiland (Sach 9,9) willkommen geheißen, hier als verurteilter Verbrecher und Verführer aus Jerusalem hinausgestoßen. Dort sitzt er auf einem Esel und empfängt Ehrenerweise, hier hängt er am Kreuzesholz, von Geißelhieben zerrissen und von Wunden bedeckt, von den Seinen im Stich gelassen [...]

Wahrlich, von Deinem Angesicht, Herr Jesus – wie sehr es auch verändert scheinen mag: ob es nun voll Herrlichkeit oder ohne Herrlichkeit erscheint –, leuchtet die Weisheit, von Deinem Antlitz erstrahlt der Widerschein des ewigen Lichtes (Weish 7,26)! Herr, lass doch Dein Angesicht über uns leuchten (Ps 4,7) [...] in Freude wie in Trauer [...] Dir also Herr, Du Freude und Heil aller, mögen sie Dich auf dem Esel sitzend oder am Holze hängend sehen, Dir sollen die Gelübde und Gebete aller Preis darbringen!

Sel. Guerricus von Igny (um 1080-1157), Zisterzienserabt

3. Ansprache zum Palmsonntag [Übers.: Guerric von Igny: Ansprachen II. Eschenbach, 1997 (Texte der Zisterzienser-Väter; 7) Übers. v. M.M. Aust/B. Kohout-Berghammer, S.110 f.]
Tina 13
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Tina 13
Sel. Guerricus von Igny (um 1080-1157), Zisterzienserabt
„Viele Propheten und Könige wollten sehen, was ihr seht“
Komm, o Herr, „hilf mir, so ist mir geholfen“ (Jer 17,14). Komm: „Lass dein Angesicht leuchten und wir sind gerettet!“ (Ps 80(79),4). Auf dich haben wir gehofft; „sei unsere Rettung zur Zeit der Not!“ (Jes 33,2). Deshalb gingen die Propheten und die Gerechten Christus in einem solchen …Mehr
Sel. Guerricus von Igny (um 1080-1157), Zisterzienserabt

„Viele Propheten und Könige wollten sehen, was ihr seht“

Komm, o Herr, „hilf mir, so ist mir geholfen“ (Jer 17,14). Komm: „Lass dein Angesicht leuchten und wir sind gerettet!“ (Ps 80(79),4). Auf dich haben wir gehofft; „sei unsere Rettung zur Zeit der Not!“ (Jes 33,2). Deshalb gingen die Propheten und die Gerechten Christus in einem solchen Verlangen und einem solchen Liebesüberschwang entgegen, auf dass sie mit eigenen Augen – wenn das möglich gewesen wäre – das sehen könnten, was sie bereits im Geist geschaut hatten. Darum sagt der Herr seinen Jüngern: „Selig sind die Augen, die sehen, was ihr seht. Denn ich sage euch: Viele Propheten und Könige wollten sehen, was ihr seht, und haben es nicht gesehen“. Auch „euer Vater Abraham jubelte, weil er meinen Tag sehen sollte. Er sah ihn“ – zwar im Totenreich – „und freute sich“ (vgl. Joh 8,56).

Hier gibt es einiges, das uns erröten lassen müsste, wegen der Lauheit und der Härte unserer Herzen, nämlich wenn wir nicht in geistlicher Freude das Fest der Geburt Christi erwarten, das uns bald zu schauen verheißen ist, so es Gott gefällt. In der Tat scheint die Heilige Schrift zu verlangen, dass unsere Freude so groß werde, dass unser Geist sich über uns selbst erhebt und darauf brennt, Christus zu begegnen, von solchem Verlangen bewegt, das keinen Aufschub duldet, und sich bemüht, das zu schauen, was noch kommen soll.

2. Predigt im Advent
Tina 13
Hochgelobt sei der da kommt im Namen des Herrn
Er, den unser Herz ersehnt (Ps 41(42),2; Jes 26,8.9), der Schönste unter den Menschenkindern (Ps 44(45),3), wird am heutigen Tag den Menschenkindern in zwei verschiedenen Gestalten vor Augen geführt. In beiderlei Gestalten ist der sehenswürdig, in beiden ersehnens- und liebenswert, denn in beiden ist er der Heiland der Menschen [...]
Wenn man also […Mehr
Hochgelobt sei der da kommt im Namen des Herrn

Er, den unser Herz ersehnt (Ps 41(42),2; Jes 26,8.9), der Schönste unter den Menschenkindern (Ps 44(45),3), wird am heutigen Tag den Menschenkindern in zwei verschiedenen Gestalten vor Augen geführt. In beiderlei Gestalten ist der sehenswürdig, in beiden ersehnens- und liebenswert, denn in beiden ist er der Heiland der Menschen [...]

Wenn man also [...] Prozession und Passion des heutigen Tages gemeinsam betrachtet, erscheint Jesus zum einen erhaben und herrlich, zum andern niedrig und schmerzensreich. Bei der Prozession nämlich meint man, er empfange königliche Ehren, während man ihn bei der Passion die Strafen eines Räubers erleiden sieht. In der ersteren umgeben ihn Ruhm und Ehre, in der letzteren hat er „keine schöne und edle Gestalt“ (Jes 53,2). Dort ist er die Freude der Menschen und der Ruhm seines Volkes, hier aber „der Leute Spott und verachtet vom Volk“ (vgl. Ps 21(22),7). Dort jubelt man ihm zu „Hosanna dem Sohne Davids! Gepriesen, der kommt als König über Israel!“ (vgl. Mt 21,9; vgl. Joh 12,13). Hier wird er des Todes schuldig erklärt und dafür verspottet, dass er sich zum König von Israel gemacht habe. Dort läuft man ihm mit Palmzweigen entgegen, hier schlägt man ihn mit Händen ins Gesicht und mit einem Rohrstock aufs Haupt. Dort wird er mit Lobgesängen gefeiert, hier mit Schmähungen überschüttet. Dort wetteifern die Leute, ihm fremde Kleider zu Füßen auszubreiten auf dem Weg, hier wird er der eigenen Kleider beraubt. Dort wird er in Jerusalem als der gerechte König und Heiland (Sach 9,9) willkommen geheißen, hier als verurteilter Verbrecher und Verführer aus Jerusalem hinausgestoßen. Dort sitzt er auf einem Esel und empfängt Ehrenerweise, hier hängt er am Kreuzesholz, von Geißelhieben zerrissen und von Wunden bedeckt, von den Seinen im Stich gelassen [...]

Wahrlich, von Deinem Angesicht, Herr Jesus – wie sehr es auch verändert scheinen mag: ob es nun voll Herrlichkeit oder ohne Herrlichkeit erscheint –, leuchtet die Weisheit, von Deinem Antlitz erstrahlt der Widerschein des ewigen Lichtes (Weish 7,26)! Herr, lass doch Dein Angesicht über uns leuchten (Ps 4,7) [...] in Freude wie in Trauer [...] Dir also Herr, Du Freude und Heil aller, mögen sie Dich auf dem Esel sitzend oder am Holze hängend sehen, Dir sollen die Gelübde und Gebete aller Preis darbringen!

Sel. Guerricus von Igny (um 1080-1157), Zisterzienserabt

3. Ansprache zum Palmsonntag [Übers.: Guerric von Igny: Ansprachen II. Eschenbach, 1997 (Texte der Zisterzienser-Väter; 7) Übers. v. M.M. Aust/B. Kohout-Berghammer, S.110 f.]