Unterhaltung hatte im 1. Jh. v. Chr. längst eine politische Dimension. Damals kauften sich Politiker die Gunst des Volkes durch Spiele und Getreidezuteilungen. Heute verlässt sich der Bürger auf den Sozialstaat und stumpft im Fußballstadion ab.
corrigenda.onlineBrot und Spiele: Vom römischen Circus zur europäischen Sozial- und Unterhaltungsmaschine
Vom römischen Circus zur Sozial- und Unterhaltungsmaschinerie
„Die Masse hat seit langem ihre Sorgen abgeworfen. Das Volk, das einst die Militärkommandos, Konsuln, Legionen und alles andere verlieh, mischt sich nun nicht mehr ein und sehnt sich mit all seinem Herzen nur nach zwei Dingen: Brot und Spielen.“ (Iuv. Sat. 10,77–81)
Wenige Formulierungen sind wohl bekannter als das von dem römischen Dichter und Satiriker Juvenal geprägte
Dabei sind die Zeiten lange vorbei, in denen wir auf diese Formulierung bloß wie auf eine allgemeine Warnung verweisen konnten. Denn die politische und gesellschaftliche Funktion von Unterhaltung und Versorgung ist gerade heute mehr denn je zum vorrangigen Mittel der politischen Kontrolle geworden.
Zu einem System, das auf der gezielten Sedierung politischer Teilhabe durch materielle Grundabsicherung und massenwirksame Spektakel beruht. Doch was bedeuten diese Analogien konkret für ein Europa des virtuellen wie sportlichen Dauerrausches und der ausgeklügelten …