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Abgeordnete reden nicht bei Anti-Papst-Demo

(gloria.tv/ KNA) Mit bis zu 20.000 Teilnehmern rechnen die Veranstalter der Anti-Papst-Demonstration am Donnerstag in Berlin. Sie erwarten auch viele der rund 100 Abgeordneten von SPD, Grünen und Linkspartei, die einen Boykott der zeitgleich stattfindenden Papstrede im Bundestag planen, wie Demonstrationsleiter Robert Kastl am Montag vor Journalisten erklärte. Die Parlamentarier dürften beim Auftakt um 16 Uhr auf dem Potsdamer Platz nicht zu den Demonstranten sprechen, um eine parteipolitische Prägung zu verhindern, betonte Kastl. Sie würden aber namentlich begrüßt.

Die Demonstration wird von 67 kirchenkritischen Gruppierungen veranstaltet. Unter ihnen sind Lesben- und Schwulenvereinigungen sowie Freidenkerverbände, Frauenrechtsgruppen und Pro Familia. Deren Redner wollen unter anderem die katholische Sexualmoral und das Verhältnis von Staat und Kirche kritisieren. Nach Angaben der Veranstalter treten auch die Theologin Uta Ranke-Heinemann und zwei amtsenthobene Priester auf, die am Vorabend eine illegale Messe feiern wollen.

Gegen 17.30 Uhr soll sich der Protestzug in Bewegung setzen.
Angemeldet sind bislang elf Wagen sowie Fußgruppen mit Transparenten und Pappmache-Figuren. Die Route führt durch die Innenstadt zum Bebelplatz vor der katholischen Sankt-Hedwigs-Kathedrale. Gegen 19 Uhr findet dort eine Abschlusskundgebung statt. Dazu ist unter anderen der homosexuelle katholische Theologe David Berger angekündigt, dem die kirchliche Lehrerlaubnis entzogen wurde.

Unterdessen kündigten die «Bundesinitiative Kinder im Heim» und die Organisation «Augen-Auf» für Donnerstag eine weitere Demonstration von 12.00 Uhr bis 14.00 Uhr auf dem Pariser Platz/Brandenburger Tor an. «Wir werden auf diesem zentralen Platz in Berlin stehen und schweigen, weil wir für die schweigende Mehrheit der Betroffenen aus Institutionen und Familie stehen, für die ehemaligen Heimkinder und Kinder, die Missbrauchsopfer von sexueller Gewalt wurden», heißt es in einem am Montag veröffentlichten Aufruf der Veranstalter.

Rund 500 ehemalige Heimkinder, Opfer von sexuellem Missbrauch, ihre Angehörigen und Freunde, würden erwartet. Sie wollten «gemeinsam schweigen und beten, dass der Heilige Geist alle Verantwortlichen aus Kirche, Politik, aber auch den Papst, endlich zu den richtigen Entscheidungen lenken wird, um die Misshandlungen an Kindern und sexuellen Missbrauchsopfern richtig aufzuarbeiten und nicht zu verleugnen». Die Initiative begrüßte, dass «mit der Aufarbeitung der Hunderttausenden Fälle begonnen worden ist, aber wir sagen gleichzeitig, dass dies nur der erste Schritt sein kann». Jetzt müssten Taten folgen.