Predigt von Pfarrer Maximilian Pühringer zum heutigen Hochfest der Erscheinung des Herrn

Predigt Erscheinung des Herrn, 6.1.2024
Perikopen: Je 60,1-6Mt 2,1-12
Liebe Brüder und Schwestern im gemeinsamen Glauben!
„Wir haben seinen Stern aufgehen sehen und sind gekommen, ihn anzubeten.“ Das haben die Sterndeuter gesagt. So haben sie den neugeborenen König gefunden. Dem Stern des Lebens folgen. Darum geht es. Darüber wollen wir heute nachdenken. Erstens: Den Stern entdecken. Ja, damit wir dem Stern folgen können, müssen wir ihn zuerst einmal entdecken. Da muss man die Augen zum Himmel erheben. Da muss man nach oben schauen. Da muss man sich bemühen sich über alles Irdische zu erheben. Ich denke, dass es gerade die Stimme des Gewissens ist, die uns den Stern des Lebens entdecken lässt. Die Stimme des Gewissens hat es oft schwer in einer sehr lauten Welt. Um den Stern zu entdecken, muss man viel nachdenken über das eigene Leben mit Gott. Um den Stern zu entdecken, muss man sich auch der Nacht und der Finsternis des Lebens aussetzen, denn Sterne sieht man nur in der Nacht. Wichtig ist, dass wir uns auf Entdeckungsreise begeben, dass wir uns der Entdeckung nicht verweigern und uns auf dem Weg nach Innen begeben. Papst Franziskus hat einmal gesagt: „Jedem von uns ist dieser Stern in Herz geschrieben, dieses Licht, das uns führt zum Kind von Betlehem.“ Den Stern entdeckt, wer sich selber gefunden hat. Zweitens: Dem Stern folgen. Folgen, nachfolgen, ist und bleibt das Thema. Dafür ist eines wichtig. Es ist die Kunst der kleinen Schritte, die uns nach Betlehem bringt. Die Sterndeuter hatten einen weiten Weg von Persien nach Betlehem. Viele kleine Schritte, aber auf das richtige Ziel hin. Der Autor des „Kleinen Prinzen“, Antoine de Saint-Exupéry, hat ein Gebet dafür geschrieben. Es geht so: „Ich bitte nicht um Wunder und Visionen, Herr, sondern um Kraft für den Alltag. Lehre mich die Kunst der kleinen Schritte. Schenke mir Fingerspitzengefühl, um herauszufinden, was erstrangig und was zweitrangig ist. Lass mich erkennen, dass Träume nicht weiterhelfen, weder über die Vergangenheit noch über die Zukunft. Bewahre mich vor dem naiven Glauben, es müsste im Leben alles glatt gehen. Schenke mir die nüchterne Erkenntnis, dass Schwierigkeiten, Niederlagen, Misserfolge, Rückschläge eine selbstverständliche Zugabe zum Leben sind, durch die wir wachsen und reifen. Schick mir im rechten Augenblick jemand, der den Mut hat, mir die Wahrheit in Liebe zu sagen. Ich weiß, dass sich viele Probleme nur langsam lösen. Gib, dass ich warten kann. Lehre mich die Kunst der kleinen Schritte.“ Die heilige Theresia Benedicta von Kreuz spricht davon, dass man die seelische Kleinarbeit gut machen soll. Die kleinen Schritte sind entscheidend. Drittens: Uns vom Stern zur Freude führen lassen. „Und der Stern, den sie hatten aufgehen sehen, zog vor ihnen her, bis zu dem Ort, wo das Kind war. Als sie den Stern sahen wurden sie mit großer Freude erfüllt.“ Beim Anblick des Sternes, der ihnen den Weg gezeigt hat, haben sie Freude erfahren. Wir sollen uns in den Schwierigkeiten, Spannungen und Widerwärtigkeiten des Lebens immer wieder eines sagen: „Lassen wir uns trotz allem die Freude am Menschsein und am Christ-sein nicht nehmen.“
Liebe Brüder und Schwestern!
„Wir haben seinen Stern aufgehen sehen und sind gekommen, ihn anzubeten.“ Versuchen auch wir diesen Stern zu entdecken, folgen wir diesem Stern, damit wir zur vollkommenen Freude finden, die Christus uns bereitet hat. Hängen wir unser Leben an den Stern von Betlehem. Wir wollen keinem anderen Stern folgen, als diesem. Amen.