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Benedikt XVI. bestätigt Dekrete für Seligsprechung. Den Päpsten Johannes Paul II. und Pius XII. ist der so genannte heroische Tugendgrad verliehen worden. Benedikt XVI. unterzeichnete das entsprechende …Mehr
Benedikt XVI. bestätigt Dekrete für Seligsprechung.
Den Päpsten Johannes Paul II. und Pius XII. ist der so genannte heroische Tugendgrad verliehen worden. Benedikt XVI. unterzeichnete das entsprechende Dekret an diesem Samstag. Es handelt sich um einen wichtigen und notwendigen Schritt auf dem Weg zu einer künftigen Seligsprechung der beiden Päpste.
Der polnische Priester Jerzy Popieluszko wurde mit gleichem Dekret als Märtyrer anerkannt. Er wurde 1984 aufgrund seines Engagements für die Gewerkschaft Solidarnosc ermordet. Auch für die englische Ordensgründerin Mary Ward wurde der heroische Tugendgrad anerkannt. Sie setzte sich im 16./17. Jahrhundert für die Erziehung und Ausbildung von Frauen ein.
Der seligen Australierin Maria della Croce MacKillop wurde ein Wunder zuerkannt. Sie setzte sich im 19. Jahrhundert für die Schulbildung von Einwanderern ein. Ihre Heiligsprechung ist damit einen Schritt näher gerückt.
Czapla
Selig- und Heiligsprechungen sind in der römischen Kirche seit Jahrzehnten inflationär geworden. Benedikts Vorgänger Johannes Paul II. wollte mit ihnen Menschen auszeichnen, deren Handeln im Zeichen der Glaubensgewissheit stand und beispielhaft werden kann für künftige Generationen. Viele von ihnen wären in der heutigen Zeit längst vergessen, wenn sie nicht zu den Altären erhoben worden wären. Ich …Mehr
Selig- und Heiligsprechungen sind in der römischen Kirche seit Jahrzehnten inflationär geworden. Benedikts Vorgänger Johannes Paul II. wollte mit ihnen Menschen auszeichnen, deren Handeln im Zeichen der Glaubensgewissheit stand und beispielhaft werden kann für künftige Generationen. Viele von ihnen wären in der heutigen Zeit längst vergessen, wenn sie nicht zu den Altären erhoben worden wären. Ich erinnere nur an Pater Maximilian Kolbe, der sich in Auschwitz für einen Familienvater opferte.
Wie aber verhält es sich mit Papst Pius XII.? Seine Rolle im Dritten Reich gilt als umstritten, seitdem der Schriftsteller Rolf Hochhuth Anfang der 1930er Jahre mit seinem Dokumentartheaterstück "Der Stellvertreter" kritisch fragte, warum der Papst angesichts der Deportation der europäischen und besonders auch der römischen Juden 1943 geschwiegen habe. Seitdem gilt Pius, der seit seiner Zeit als Nuntius in Deutschland, stets ein besonderes Verhältnis zu dem Nachbarland nördlich der Alpen pflegte, als Parteigänger der Nationalsozialisten. Dass man mit dieser Sicht auf die Dinge der historischen Leistung Pius XII. nicht gerecht wird, haben jüngst Studien ergeben, die beweisen, dass Pius verfolgten Juden Zuflucht in Räumen der Kirche geboten habe. Das letzte Wort wird erst gesprochen sein, wenn der Vatikan Zugang zu seinen Archiven freilich gewährt. Unstreitbar ist dagegen Pius' Verwurzelung im Glauben, und nur sie brachte Benedikt mit seinem Dekret ins Spiel. Pius gilt als der letzte pontifex maximus, als Repräsentant einer traditionsbewussten und traditionsstolzen römischen Kirche. Seine Dogmen und kirchenpolitischen Entscheidungen dienten allein dem Zweck, diese Traditionen gegenüber der längst erhobenen Forderung nach Reformen zu bewahren. Benedikt hat auf das dem christlichen Glauben verflichtete Leben Eugenio Pacellis verwiesen und, indem er die historische Rolle beiseite ließ, es vermieden, ihn einem Medienhype auszusetzen, die seine Rolle als Papstes während des Dritten Reiches einseitig ins Zwielicht treten ließe. Dass Pius XII. als Seliger neben seinen Nachfolgern, den Päpsten des Zweiten Vaticanum Johannes XXIII. und Paul VI. stünde, ist für viele unvorstellbar. Genauso unvorstellbar war es aber auch, dass ein Anwalt, der seinen Vater einst bei den Nürnberger Prozessen vertrat, einmal Bundespräsident werden und anlässlich des 40. Jahrestags des Endes des Zweiten Weltkriegs eine der bedeutendsten Reden in der Geschichte der Bundesrepublik halten sollte. An einer Vorverurteilung sollte niemandem gelegen sein.