Worin liegt die "Ähnlichkeit" des II. Gebotes mit dem I. und größten?
Bibelblüten
(17) Worin liegt die „Ähnlichkeit“ des II. Gebotes mit dem I. und größten?
Über das I. Gebot sagt Jesus: Dies ist das größte und erste Gebot.“ Dann fügt Er hinzu: „Ein zweites aber ist diesem ähnlich [hl. Vulgata: simile]: Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst.“ Und dazu erklärt Jesus: „An diesen zwei Geboten hängt das ganze Gesetz und die Propheten.“
Quelle: Mt 22,34-46: Jesus über das größte Gebot.
Das I. Gebot, Gott aus ganzem Herzen, aus ganzer Seele und aus ganzem Gemüte zu lieben, betrifft die rechte Gottesverehrung, aus der alle Liebe und Gnade fließt. Ohne Gottesliebe keine übernatürliche Liebe.
„Aber“ spricht Jesus, ein zweites Gebot in diesem „ähnlich“. Worin liegt die Ähnlichkeit?
Im I. Gebot geht es um Gottesliebe, im II. Gebot um Nächsten- liebe. Die Gottesliebe erweist sich im täglichen Alltag in der Liebe zum Nächsten, in dem Gott wohnt und zwar gleicher- maßen im andern wie in mir. Dieses Gebot ist nicht so gemeint, dass man sich selber auf schädliche Weise zugunsten des andern vernachlässigen soll, sondern dass man das, was man vom an- dern erwartet, auch ihm tut, dass man sich in die notwendigen Bedürfnisse des andern hineinversetzt und so für ihn sorgt, wie wenn man es für sich selber tun würde. Man soll sich nicht über den andern stellen, sonst ist man egoistisch. Wenn man einem andern nicht gönnt, was man sich selber gönnt, fehlt es an christlicher Nächstenliebe. Die Weltmenschen verhalten sich oft geizig, neidisch, egoistisch, übermütig, selbstüber- schätzend, vorteilheischend, unterdrückend, … um den Vorteil für sich herauszuschlagen, doch genau das schafft Ungerech- tigkeit. Der Schöpfer hat die Gaben der Natur, z.B. die Feld- früchte in Überfluss gegeben, sodass man immer jemandem in Not abhelfen kann. Und dieses Teilen, Geben, Verschenken verdoppelt die Liebe und bringt dem andern Freude, Erleich- terung und Dankbarkeit. Das schweißt zusammen. Man freut sich miteinander.
Der Grund der Ähnlichkeit der beiden ersten Gebote liegt aber noch tiefer, nämlich in der Ähnlichkeit des Menschen mit dem Dreieinigen Gott selbst. „Uns ähnlich“ wollte Gott den Menschen schaffen, als Mann und Frau: Lasst uns Menschen machen als unser Abbild, uns ähnlich.“ (Gen 1,26)
Wenn der Mensch denjenigen, den er sieht - den Nächsten - , nicht liebt wie sich selbst, wie will er dann Gott über alles lieben, den er nicht sieht?
Der Nächstenliebende erweist sich in der Praxis als der wahre Gottesliebende und daran hängt das ganze Gesetz und die Propheten: Wer Gott und den Nächsten liebt, hat keine Strafe zu befürchten. Übertretung des Gesetzes muss bereut werden. Propheten sind Sprachrohre Gottes. Wer sie nicht liebt bzw. respektiert, der kann schwerlich behaupten, Gott aus ganzem Herzen zu lieben, da er ja den Propheten, den der Heilige Geist begnadet, nicht liebt. So erweist sich die Gottesliebe in der Prophetenliebe.
„Meine Hoffnung in den Namen Christi ist nicht steril, denn ich glaube nicht nur, mein Gott, dass von den beiden Geboten der Liebe das Gesetz und die Propheten abhängen, sondern ich habe auch erfahren, und ich erfahre es noch jeden Tag, dass nicht ein einziges geheimnisvolles oder schwieriges Wort der Schrift mir klar wird, solange ich es nicht mit diesen beiden Geboten betrachte.“ Schreibt er.