Ein Kommentar zu dem Brief der ehemaligen Ecclesia Dei Gemeinschaften an Rom

Bischof Williamson hat den folgenden lesenswerten Kommentar zu jenem weinerlich-bettelnden Brief geschrieben:

Das Blöken der Lämmer

Der Erzbischof sah es ganz klar: Wo Petri Stuhl steht, sind die Wölfe eingezogen.
Die wahren Katholiken sind entsetzt: Um ihre Heimstatt wurden sie betrogen.

Ende August dieses Jahres verabschiedeten 15 Obere traditionalistischer katholischer Gemeinden, die jedoch gute Beziehungen zu Rom pflegen, im Hinblick auf ihr wenige Tage darauf stattfindendes Treffen mit Papst Franziskus eine gemeinsame Erklärung, da sie zu Recht fürchteten, ihr teuer erkauftes gutes Verhältnis zu Rom zu verlieren. Schliesslich hatte Franziskus am 16. Juli sein Motu Proprio Traditionis Custodes veröffentlicht , in dem er all seine vordergründige Autorität geltend machte, um zu verhindern, dass die Messe in der katholischen Kirche auch weiterhin nach dem traditionellen Ritus gefeiert werden darf. Hatte er sie für Anfang September als nächsten Schritt zu sich beordert, um ihre guten Beziehungen zu Rom zu zerstören? Nach seinem schroffen Verbot der lateinischen Messe wäre es von seinem Standpunkt aus völlig logisch, jene Gemeinden, die an dieser Messe festhalten, in Acht und Bann zu tun. So trafen sie sich wenige Tage vor der Audienz, um die Gefahr realistisch einzuschätzen, und taten ihren Standpunkt anschliessend in einer gemeinsamen Erklärung kund. Der beste Kommentar zu ihrer Position stammt von einem Fabeldichter, der vor 2.600 Jahren gelebt hat. Hier zunächst eine kurze Zusammenfassung ihrer Erklärung:

Wir 15 Oberen, welche untenstehende Erklärung unterzeichnen, möchten vor allem unsere Liebe zur Kirche und unsere Treue gegenüber dem Papst betonen. Doch seit der kürzlichen Verurteilung der lateinischen Messe fühlen wir uns verdächtigt, ausgegrenzt und geächtet. Weit davon entfernt, uns Traditionalisten für die wahre Kirche auszugeben, sind wir um unseres Seelenheils und unseres Glaubens willen auf den Papst in Rom sowie die Diözesen-Bischöfe angewiesen. Wir unterstellen uns loyal ihrer Autorität und ihren Lehren, einschliesslich jener von Vatikan II und danach. Bitte vergeben Sie uns, wenn wir uns durch Parteilichkeit und Stolz irgendwann haben beeinflussen lassen. Wir bitten um einen menschlichen, von persönlichem Vertrauen geprägten Dialog, bei dem wir über unsere schmerzlichen Erfahrungen berichten können, besonders darüber, wie wir uns auf die Versprechen Roms verlassen haben, um unsere Gemeinden aufzubauen. Vor allem bitten wir um einen wahrhaft menschlichen und gnädigen Dialog. Wir tragen zur Diversität jener Liturgie bei, die das Herzstück der Kirche bildet. Und Papst Franziskus sagt selbst, dass alle Seelen erreicht werden müssen, um jeder von ihnen zu helfen, ihren eigenen Weg zur Zugehörigkeit zu Mutter Kirche zu finden.

Und hier nun die Fabel”Der Wolf und das Lamm»; sie stammt von Äsop (620–564 v. Chr.):

Ein verirrtes Lamm stand eines Morgens in der Frühe am Ufer eines Waldbachs und trank. Am selben Morgen erschien weiter oben am Bach ein hungriger Wolf, der nach Beute Ausschau hielt. Schon bald erblickte er das Lamm. In der Regel verschlang Meister Wolf einen solchen leckeren Bissen ohne viel Getue, aber dieses Lamm sah so hilflos und unschuldig aus, dass es dem Wolf schien, er brauche eine Entschuldigung dafür, es zu töten.

«Wie kannst du es bloss wagen, in meinem Bach zu plantschen und den ganzen Schlamm aufzuwühlen!”heulte er wild.”Für deine Keckheit verdienst du eine strenge Strafe!»

«Aber Hoheit», erwiderte das Lamm zitternd,”seien Sie mir nicht böse! Ich kann das Wasser, das Sie dort oben trinken, ganz unmöglich trüben. Sie stehen ja weiter oben und ich weiter unten.»

«Doch, du trübst es!», antwortete der Wolf roh.”Und ausserdem habe ich gehört, dass du letztes Jahr Lügen über mich erzählt hast.»“Wie hätte ich das denn tun können?», wandte das Lamm flehentlich ein.”Ich bin doch erst dieses Jahr geboren.»

«Wenn du es nicht warst, war es dein Bruder!»“Ich habe keine Brüder.»

«Na und?», knurrte der Wolf.”Dann war es eben ein anderes Mitglied deiner Familie. Egal wer es war, ich lasse mich von deinem Gerede nicht um mein Frühstück betrügen.»

Ohne weitere Worte packte der Wolf das arme Lamm und schleppte es in den Wald.

Kyrie eleison.
John Sotow
Die "Erklärung der 15" sagt in Prinzip nur eins: entlasse uns bitte nicht, denn sonst haben wir kein Job und Einkommen mehr. Weltliche Schwachheit also. Damit ist die Kirche verloren für Gott.