Tina 13
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UNAUFRICHTIGKEIT 1. Zur stillen Betrachtung Unser Ja soll ein 'Ja' sein und unser Nein ein 'Nein'. Sobald eine Seele durch ihr Verhalten, ihre Gewohnheiten und ihr Lebensmuster Anlass zum Zweifel gibt …Mehr
UNAUFRICHTIGKEIT

1. Zur stillen Betrachtung

Unser Ja soll ein 'Ja' sein und unser Nein ein 'Nein'. Sobald eine Seele durch ihr Verhalten, ihre Gewohnheiten und ihr Lebensmuster Anlass zum Zweifel gibt, ob ihre Worte ihre Taten decken oder nicht, trägt sie zur Zerrüttung von Gottes Werken bei. Oft versuchen Seelen dadurch etwas für sich selbst zu bekommen, dass sie einen Mitmenschen in Hinsicht auf ihre wahren Absichten in die Irre führen. Sie bringen ihren Mitmenschen auf Abwege, indem sie seine Aufmerksamkeit von demjenigen ablenken, was sie wirklich beabsichtigen. Inzwischen versuchen sie durch ihr Benehmen, ihren Mitmenschen günstig zu stimmen, so dass dieser sich geschmeichelt fühlt und dazu neigt, ihnen wohlwollender entgegen zu treten, was die Befriedigung ihrer Bedürfnisse betrifft.

Die Seele kann das alles durch heimtückisches Verhalten, Listigkeit, Schlauheit oder Hinterhältigkeit tun. Sie kann den Mitmenschen für sich zu gewinnen versuchen durch kriecherisches Verhalten, Schmeichelei oder Falschheit, wobei die Seele Freundlichkeit vortäuscht, während in ihrem Herzen zu dem Zeitpunkt keine wahre freundliche Gesinnung herrscht. Sie stellt sich also anders, als sie ist oder als es ihr die wahre Gesinnung ihres Herzens eingibt, und sie tut dies in der Absicht, irrezuführen oder in unaufrichtiger Weise ein besseres Bild von sich selbst zu vermitteln.

Eine spezifische Äuβerung der Freundlichkeit, während sich das Herz eigentlich durchaus unbehaglich fühlt, kommt vor, wenn man eine Seele, der man aus unterschiedlichen Gründen lieber nicht auf seinem Lebensweg begegnet, trotzdem sanftmütig, höflich und in elementarer Nächstenliebe begrüβt. In diesem Fall ist nicht die Rede von Unaufrichtigkeit, weil nicht beabsichtigt wird, irre zu führen oder auf hinterhältigem Wege etwas zu bekommen, sondern nur dem Mitmenschen auf eine würdige Weise zu begegnen und nicht irgendwelchen negativen Reaktionen und Entwicklungen die Tür zu öffnen.

Unaufrichtigkeit kann auch dadurch zum Ausdruck gebracht werden, dass die Seele mit Hintergedanken spricht oder handelt: Sie sagt oder fragt dann etwas, hoffend, dass der Mitmensch aufgrund ihrer Worte an dasjenige denken wird, was sie wirklich in Gedanken hat. Unaufrichtigkeit äuβert sich weiterhin ebenfalls in der seelischen Erpressung, wobei die Seele die Gefühle eines Mitmenschen ausspielt und dessen Mitleid zu erregen versucht. Sie kann zum Beispiel eine eigene Schwäche vortäuschen oder eine wirklich existierende Schwäche deutlich in der Absicht betonen, der Mitmensch möge sie wegen der Mühe die sie sich gibt, mit all dem zu leben, begünstigen oder sie preisen.

Unaufrichtigkeit, in gleich welcher Form, heiβt, den Mitmenschen missbrauchen. Unaufrichtigkeit drückt Eigenliebe aus (manchmal richtigen Egoismus) und einen Mangel an Nächstenliebe. Im Wesentlichen läuft es immer darauf hinaus, dass die Seele etwas, das sie für sich selbst beabsichtigt, aber befürchtet, nicht 'unter normalen Umständen' zu bekommen, auf einem Umweg zu bekommen versucht. Eigentlich versucht sie dadurch, Gott Selber zu täuschen, denn wenn sie etwas auf dem 'normalen' Weg wahrscheinlich nicht bekommt, sollte sie es so zu betrachten lernen, dass es innerhalb der Werke der Göttlichen Vorsehung wahrscheinlich nicht vorgesehen war, dass sie es bekommt. Falls sie es dann auf Umwegen an sich zu reiβen versucht, beansprucht sie eigentlich etwas, das ihr 'von Gottes wegen' zu dem Zeitpunkt nicht zusteht. Möge die Seele nie vergessen, dass die Jagd nach Dingen, die Gott nicht für sie vorgesehen hat, ihr nicht auf dem Weg zu ihrem ewigen Heil weiter helfen wird. Die Seele, die nach wie vor hartnäckig versucht, Herrin ihres eigenen Heils zu werden, indem sie auch die verborgenen Mysterien ihres inneren Lebens selbst regeln will, wird zu ihrer eigenen gröβten Feindin.

2. Lasset das Licht leuchten in der Finsternis – ein Blick in die Seele

Lassen Sie es in Ihrem Herzen ganz still und ruhig werden, schauen Sie tief in sich hinein und reichen Sie Ihrer Himmlischen Mutter Maria, der Herrin Ihrer Seele, die Hand, damit Sie den Heiligen Geist auf Sie herab bitten kann. Sprechen Sie folgendermaβen zu Ihr (und wiederholen Sie diese Worte dreimal ganz langsam):

"O Maria, mächtige Herrin meiner Seele, bitte doch den Heiligen Geist auf mich herab. Komm, Heiliger Geist, durchstrahle mein Herz, meinen Geist und meine Seele mit Deinem Göttlichen Licht, damit ich mich selber so sehen kann, wie Gott mich sieht. Führe mich zur Selbsterkenntnis. Zeige mir, wie ich wirklich bin". (3x)

Im Licht des Himmlischen Feuers werden Sie sich selbst besser kennen lernen, wenn Sie sich die nachfolgenden Fragen stellen:

Neige ich schon mal dazu, 'ja' zu sagen, während ich in meinem Herzen 'nein' meine? Wieso tue ich das? Wie fühle ich mich dabei? Wenn ich dies aus Nachsicht mit den Gefühlen eines Mitmenschen tue, versuche ich dann, diese 'Unaufrichtigkeit' irgendwie wiedergutzumachen?

Spreche ich meinem Mitmenschen schon mal nach dem Munde? Aus welchen Gründen und unter welchen Umständen?

Ein Mitmensch hat mir etwas versprochen; allerdings passiert längere Zeit nichts. Was mache ich: Frage ich unmittelbar danach oder versuche ich es mit einem 'getarnten Hinweis', indem ich ein Thema anspreche, von dem ich denke (hoffe), dass es ihn an sein Versprechen erinnern wird?

Wenn ich mich körperlich nicht so wohl fühle oder ich weiβ, dass Mitmenschen davon ausgehen, dass ich oft leide, betone ich dann diese Unbequemlichkeit, sobald ich etwas brauche oder etwas von meinem Mitmenschen zu bekommen hoffe?

Sobald ich etwas (einen Wunsch, eine Absicht...) in meinem Geist trage, will ich es dann unbedingt in Erfüllung gehen sehen, und zwar lieber heute als morgen? Wenn ich merke, dass die Erfüllung auf sich warten lässt, neige ich dann dazu, 'dem Zufall etwas nachzuhelfen' und selber einzugreifen, um die Sache zu beschleunigen?

Bringe ich meinen Mitmenschen schon mal in eine Lage, in der dieser nicht anders kann, als meine Wünsche zu erfüllen, weil er sich aufgrund meines Verhaltens oder meiner Worte fast dazu 'gezwungen' fühlt?

3. Übung des Tages mit Weihe

Seien Sie heute so geradlinig in allen Ihren Worten und Handlungen, dass Ihr Mitmensch ohne jegliche Spur des Zweifels weiβ, was Sie meinen und was er an Ihnen hat. Sorgen Sie dafür, dass alle Ihre Handlungen und Worte rein und frei von Nebengedanken sind. Sprechen Sie zu Maria das nachfolgende Gebet (Nr. 915):

Liebe Mutter Maria,
Ich gebe Dir alle verborgenen und unbewussten Inhalte und Vorgänge meines Geistes, alle meine verborgenen Gefühle und alle Worte, die in mir aufwallen.
Geruhe, in mir zu leben, damit alle meine Gedanken, Gefühle, Wünsche und Erwartungen vollkommen rein sein mögen.
Geruhe, mich aus jeglicher Neigung zu befreien, meinen Mitmenschen in der Absicht irrezuführen, meine eigenen Wünsche zu befriedigen, oder Umwege zu gehen in der Absicht, die Auswirkungen der Göttlichen Vorsehung zu umgehen.
Gib, dass alle meine Worte dasjenige sagen, was mein Herz meint, und dass alle meine Handlungen die wahre Gesinnung meines Herzens widerspiegeln.
Beherrsche mein Herz, o allerreinste der Seelen. Ich bitte Dich, erlaube nicht länger irgendwelche Abweichung zwischen Deinen Wünschen in meinem Herzen und den Worten, die ich spreche, damit Gott ebenso wie mein Mitmensch sich voll und ganz auf mich verlassen können.

4. Täglicher Schlüssel zur Befreiung meines Herzens, meines Geistes und meiner Seele

Künftighin will ich jede Unaufrichtigkeit, die in mir aufwallt, als einen dunklen Nebel betrachten, der zwischen meinem Herzen und meinem Mitmenschen herabsinkt, so dass der Letztgenannte mich nicht so wahrnehmen kann, wie ich wirklich bin. Ich bin mir dessen bewusst, dass dieser Nebel auch das Leben bringende Licht Gottes daran hindert, ungehemmt in mein Herz hinein zu dringen.