Willst du erkennen, ob jemand wirklich weise, gelehrt, hochherzig und edel ist? Hl. Franz v. Sales, Patron von Gloria.tv
Willst du erkennen, ob jemand wirklich weise, gelehrt, hochherzig und edel ist? Hl. Franz v. Sales, Patron von Gloria.tv
Echten Wert erkennt man wie echten Balsam. Man prüft den Balsam, indem man ihn ins Wasser tropfen lässt; sinkt er unter und bleibt am Boden, so gilt er als beson- ders fein und kostbar. Will man erkennen, ob ein Mensch wirklich weise, gelehrt, hochherzig und edel ist, dann muss man prüfen, ob diese Eigenschaften mit Demut, Bescheidenheit und Duldsamkeit gepaart sind, denn dann sind sie echte Werte. Wenn sie aber obenauf schwimmen, wenn sie zur Schau gestellt sein wollen, dann werden sie umso weniger echte Werte sein, je mehr sie scheinen wollen. Perlen, die im Brausen des Sturmes und unter dem Krachen des Donners entstehen, sind hohl und haben nur eine schöne Schale aber keinen Kern. So haben auch die guten Eigenschaften und Tugenden der Menschen nur den Schein des Guten ohne Mark, Saft und Kraft, wenn sie unter Hochmut, Prahlerei und Eitel- keit entstehen und wachsen.
Ehre und Würde sind dem Safran vergleichbar; er ge- deiht kräftig und entwickelt sich üppig, wenn er mit Füßen getreten wird. Es ist keine Ehre, schön zu sein, wenn man sich damit brüstet; soll Schönheit angenehm wirken, dann darf sie nicht zur Schau getragen werden. Wissen entwürdigt, wenn es sich aufbläht und in Schul- meisterei entartet. Wer auf seinen Rang, auf seine Stellung und seinen Titel erpicht ist, setzt seine Forde- rungen genauester Prüfung und Kritik aus, macht sich verächtlich und gemein. So schön die Ehre ist, wenn sie uns als Geschenk zufällt, so hässlich wird sie, wenn man sich um sie bemüht, nach ihr verlangt und sie for- dert. Wenn der Pfau sein Rad schlägt und die Federn spreizt, enthüllt er zugleich das Niedrigste. Die Blumen blühen, solang sie im Boden wurzeln; in der Hand ver- welken sie. Die Alraune duftet lieblich von weitem; kommt man ihr aber nahe, dann wird man von ihrem Geruch betäubt und krank. So erfreut auch eine Ehrung, wenn man sie nur von weitem gewahrt, ohne sich dabei aufzuhalten oder um sie besorgt zu sein; hängt man aber an ihr, bläht man sich damit auf, dann wird sie hässlich und widerlich.
Das Streben nach Tugend und die Liebe zu ihr machen uns allmählich selbst tugendhaft; das Streben nach Ehre und die Anhänglichkeit daran machen uns ver- ächtlich und lächerlich. Vernünftige Menschen befas- sen sich nicht mit all dem kindischen Getue von Rang- stufen, Ehren und Titeln. Sie haben anderes zu tun und überlassen das den Nichtstuern. Wer Perlen haben kann, behängt sich nicht mit Muscheln; wer nach Tu- gend strebt, kümmert sich nicht um äußere Ehren.
Quelle: Franz v. Sales, Philothea, 3. Teil, 4. Kap.: Demut in der äußeren Haltung.
Wenn aber der Mensch in Vermessenheit größere Dinge zu tun versucht, als er mit seinen Kräften ausführen kann, holt ihn die Seele zum Maß seiner Fähigkeit zurück und ordnet sein Tun besser.“ Hildegard von BingenMehr
Wenn aber der Mensch in Vermessenheit größere Dinge zu tun versucht, als er mit seinen Kräften ausführen kann, holt ihn die Seele zum Maß seiner Fähigkeit zurück und ordnet sein Tun besser.“