Putin feuert vier Vize-Minister und befördert Verwandte

Anna Ziwilewa bei einer Besprechung mit Wladimir Putin Anfang Juni.
(Foto: IMAGO/ITAR-TASS)

Der Umbau des russischen Verteidigungsministeriums geht weiter. Nach dem Abgang von Schoigu als Chef der Behörde, müssen nun auch vier Stellvertreter ihren Hut nehmen. Auf einen der freien Posten rückt eine Tochter von Putins Cousin.

Russlands Präsident Wladimir Putin hat vier stellvertretende Verteidigungsminister entlassen. Das geht aus einem amtlichen Dekret hervor. Demnach müssen Nikolai Pankow, Ruslan Zalikow, Tatjana Schewzowa und Pawel Popow ihre Posten räumen. Die Umbildung ist die voraussichtlich letzte Etappe einer Umstrukturierung, die Putin im Mai eingeleitet hatte. Damals hatte er überraschend seinen langjährigen Verteidigungsminister Sergej Schoigu von seinen Aufgaben entbunden.

Zum Ersten Stellvertretenden Verteidigungsminister wurde nun Leonid Gornin ernannt. Laut der staatlichen Nachrichtenagentur Tass soll der frühere Vize-Finanzminister die finanzielle Ausstattung der russischen Streitkräfte überwachen. Auf einen der anderen der freigewordenen Stellen setzte der Kremlchef mit Anna Ziwilewa eine Verwandte. Die 52-Jährige ist die Tochter von Putins verstorbenem Cousin Jewgeni Putin und führte bislang den Staatsfonds "Verteidiger des Vaterlandes", der Veteranen und Hinterbliebene des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine unterstützt. Ihr Bruder Michail Putin wurde 2018 zum stellvertretenden Vorstandsvorsitzenden des staatlichen Konzerns Gazprom ernannt.

Neuer Verteidigungsminister ist Wirtschaftsexperte

In ihrer Kindheit soll Ziwilewa laut Berichten eng mit Putin befreundet gewesen sein. 2007 heiratete sie in zweiter Ehe den Geschäftsmann Sergej Ziwilew, der seit Mai dieses Jahres als russischer Energieminister fungiert. Nach Angaben des Verteidigungsministeriums soll sich Ziwilewa künftig um die soziale und wohnungswirtschaftliche Unterstützung des Militärs kümmern und dieses auf ein "neues qualitatives Niveau" bringen.

Zu stellvertretenden Verteidigungsministern wurden auch Oleg Saweljew und Pawel Fradkow, der Sohn des ehemaligen Ministerpräsidenten Michail Fradkow, ernannt. Fradkow wird für die Verwaltung von Immobilien, Grundstücken und Bauvorhaben im Zusammenhang mit dem Militär zuständig sein.

Mitte Mai hatte Putin verkündet, in seiner neuen Amtszeit auf die Dienste von Schoigu als Verteidigungsminister zu verzichten. Stattdessen wählte der Kremlchef Andrej Beloussow zu dessen Nachfolger. Der 65-jährige Beloussow war früher Wirtschaftsminister und zuletzt Erster Stellvertretender Ministerpräsident. Angesichts der gestiegenen Militärausgaben wünsche sich Putin wirtschaftliche Expertise an der Spitze des Verteidigungsressorts, sagte Präsidialamtssprecher Dmitri Peskow damals zu dem Personalwechsel.

Auftakt des Personalswechsels in der Ministeriumsspitze war die Verhaftung des damaligen stellvertretenden Verteidigungsministers Timur Iwanow am 23. April wegen Bestechungsvorwürfen. Berichten zufolge pflegten Schoigu und Iwanow ein enges Verhältnis. Seitdem wurden im Rahmen des größten Korruptionsskandals, der die russische Regierung seit Jahren erschüttert hat, vier weitere Spitzenbeamte des Ministeriums und des Generalstabs unter demselben Vorwurf verhaftet. Beobachter werteten die Verhaftungen als Anzeichen von Machtkämpfen innerhalb der russischen Führung.

Quelle: ntv.de, jpe/rts