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Polen will Israel gegen Deutschland einspannen

13.09.2022, 12:41 Uhr (aktualisiert)

Polens Regierungschef Mateusz Morawiecki: "Wir wollen in Berlin Gespräche führen und dazu auch Vertreter Israels einladen."

(Foto: IMAGO/newspix)

Mehr als 1,3 Billionen Euro sollen die Schäden betragen, die Deutschland Polen im Zweiten Weltkrieg zugefügt hat. Bei der Durchsetzung von Reparationszahlungen will Warschau nun Israel mit ins Boot holen. Schließlich seien viele polnische Opfer jüdischer Herkunft, so Polens Ministerpräsident.

Polen will Israel in Gespräche mit der Bundesregierung über seine Forderung nach Reparationen für die im Zweiten Weltkrieg von Deutschland angerichteten Schäden einbinden. Zunächst werde man mit einer diplomatischen Note an die Regierung in Berlin herantreten, sagte Polens Regierungschef Mateusz Morawiecki dem "Spiegel". "Wir wollen in Berlin Gespräche führen und dazu auch Vertreter Israels einladen - schließlich waren die Hälfte der polnischen Opfer Bürger jüdischer Herkunft."

In der vergangenen Woche hatte eine Parlamentskommission in Warschau ein Gutachten vorgelegt, in dem die Weltkriegs-Schäden in Polen auf mehr als 1,3 Billionen Euro beziffert werden. Der Vorsitzende der nationalkonservativen Regierungspartei PiS, Jaroslaw Kaczynski, erneuerte gleichzeitig die Forderung nach Entschädigungszahlungen. Die Bundesregierung lehnt die Forderung nach Reparationen ab. Sie beruft sich dabei auf den Zwei-plus-Vier-Vertrag von 1990 über die außenpolitischen Folgen der deutschen Einheit.

Kritik an "Berlins Zögern"

Polens Ministerpräsident erneuerte auch seine Kritik an der Haltung der Bundesregierung bezüglich des Ukraine-Krieges. Es sei enttäuschend, dass die Deutschen ihre Fehler in der Energiepolitik so spät eingesehen hätten, sagte Morawiecki dem "Spiegel". "Die Ukraine hat den Feind schneller zurückgeschlagen, als die Deutschen Entscheidungen getroffen haben."

Mit Blick auf den vereinbarten Ringtausch von Rüstungsgütern sagte Morawiecki, Polen habe dem Nachbarbarland Waffen im Wert von deutlich mehr als zwei Milliarden Dollar geliefert, darunter auch 300 Panzer und anderes schwere Gerät. "Berlins Zögern, die Untätigkeit, stellt den Wert des Bündnisses mit Deutschland ernsthaft infrage." Dies höre er auch von vielen anderen Regierungschefs in Europa.

Die Idee des Ringtauschs entstand kurz nach Beginn des Ukraine-Kriegs. Ziel war es, die Ukraine möglichst schnell mit schweren Waffen zu versorgen. Da die ukrainischen Streitkräfte für sowjetische Systeme keine zusätzliche Ausbildung benötigen, schien es der schnellste Weg zu sein, zunächst solche Waffen zu liefern. Dafür sollten die Länder, die darüber verfügen, zeitversetzt westliche Fabrikate von anderen NATO-Partnern erhalten. Die Verhandlungen der Bundesregierung mit Polen, Slowenien, der Slowakei, Tschechien und Griechenland gestalteten sich aber problematisch.

(Dieser Artikel wurde am Samstag, 10. September 2022 erstmals veröffentlicht.)

Quelle: ntv.de, kst/dpa

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