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Siegfried Müller

Es lebte ein junger Mönch, Er betete in seiner Klause Und vertiefte sich in das Lesen der Heiligen Schrift. In diesem Buch las er, dass tausend Jahre Vor Gott wie ein Tag aufblitzen und vergehen. Und der Mönch begann zu zweifeln und dachte darüber nach, Dass tausend Jahre sich nicht mit einem Tag vergleichen lassen. Er glaubt nicht daran, blickt in das heilige Buch, Und sieht, wie plötzlich ein Vogel in die Klause fliegt. Er glänzt und leuchtet, eine Augenweide, Die Federn wie Rubine, der Flaum wie ein Diamant. Er fliegt, flattert und singt hell, Kaum will man ihn fangen – schon flattert er davon. Er fliegt von ihm fort, und der Einsiedler hinterher. Und so verlässt er seine Klause. Geht über die Umfriedung und über das Feld, Und der Vogel pfeift weiter, als würde er rufen. Auf die Spitze einer Eiche ist er geflogen, Und mit seinem wundersamen Gesang ist der ganze Hain erfüllt. Plötzlich verstummte der Gesang, er kam zu sich: „Wo ist das Singvögelchen?“ – Verschwunden wie ein Traum. Er fürchtet, sich auf dem Weg verspätet zu haben, Dass man ihn zur Mahlzeit erwartet und es Zeit ist zu kommen. Und da ist das Kloster – doch es erscheint ihm seltsam, Die Umfriedung ist nicht dieselbe, für ihn unverständlich. Hinter der Umfriedung ist eine neue Kirche zu sehen. Er wundert sich – woher ist sie gekommen? Er ruft den Pförtner, schaut verwundert: Woher kommt hier ein neuer Pförtner? Der weise Abt fragte den Fremden: „Welchen Namen trugst du unter den Brüdern?“ „Ich wurde in der Mönchsgemeinschaft Antonius genannt, Zur Zeit von Abt Elias war ich hier.“ Alle Brüder wunderten sich, sahen in den Büchern nach – Und fanden ihre Namen vor dreihundert Jahren. „Wunderbar ist Gott in seinen Wundern!“ – wiederholte der Mönch, Und plötzlich veränderte sich sein Antlitz vor allen. Ein Greis war zu sehen – der jugendliche Blick erlosch. Vor ihm waren dreihundert Jahre vergangen wie eine Stunde. Er fiel nieder und betete, drei Tage vergingen. Er verschied, und man bestattete ihn ehrenvoll. Die Brüder weinten, verwundert über das Wunder. Die Brüder weinten, verwundert über das Wunder.
Песня «Отшельник» исполнителя Леонид Фёдоров. … Titel: Отшельник („Der Einsiedler“)
Textvorlage: Geistliches Gedicht aus der russischen Tradition Album: „Душеполезные песни на каждый день" 2008
Andrey Kotov – Gesang, Drehleier, Psalterium, Perkussion, Synthesizer
Sergei Starostin - Gesang, Psalterium, Klarinette, Kalyuka, Mänkeri (finnische Klarinette)
Vladimir Volkov - Kontrabass, Viola da gamba
Leonid Fedorov – Backing Vocals, Gitarre, Perkussion, Synthesizer
Душеполезные песни на каждый день Душеполезные песни на каждый день — Википедия

51 Tsd.

Die Musik erschent mir ähnlich der irischen. Die Legende erinnert an den "Mönch von Heisterbach".

Siegfried Müller

Sehr interessant. Fast identische Erzählung. Kannte ich gar nicht.

Siegfried Müller

Ich hab gerade gelesen, dass die Erzählung vom Mönch von Heisterbach aus dem Mittelalter stammt und dann im Zuge der Romantik breitere Verbreitung fand. Wäre mal interessant zu wissen ob die russische Erzählung auch von der mittelalterlichen Heisterbacher Erzählung abstammt, erst später im 19 Jahrhundert eingeführt wurde oder vielleicht sogar zufällig mit ähnlichem Inhalt unabhängig davon entstanden ist. Könnte natürlich auch sein, dass sowohl die Heisterbacher Legende als auch die russische aus einer noch älteren gemeinsamen Quelle entstanden sind.

Siegfried Müller

Жил юный отшельник - Неизвестный автор | читать … hier das Original, als geistlicher Vers gesungen noch schöner als die Version oben mMn. Frauenstimmen ohne Instrumente und weniger ausgeschmückt, leicht anderer, längerer Text,.... leider nicht zum Runterladen ohne Weiteres.

Siegfried Müller

Übersetzung: Es lebte ein junger Einsiedler. Er betete in seiner Klause Und vertiefte sich in das Lesen der Heiligen Schrift. Darin las er, dass tausend Jahre Vor Gott wie ein Tag vergehen. Und der Mönch begann zweifelnd zu denken, Dass tausend Jahre sich nicht mit einem Tag vergleichen lassen. Er glaubt nicht, blickt in die Heilige Schrift Und sieht, wie plötzlich ein Vögelchen in die Klause fliegt. Es glänzt und leuchtet, ein Augenschmaus, Wie Juwelen sind seine Federn, der Flaum wie ein Diamant. Wenn es die Flügel ausbreitet, Leuchtet es wie ein Regenbogen, funkelt wie Gold. Das schöne Vögelchen fliegt leicht, Schneller und leichter als der Wind. Müde vom Fliegen, sitzt es an der Tür. Und freudig blickt der junge Einsiedler. Er tritt leise näher, schweigt, atmet nicht – Doch sobald er es greifen will, flattert es davon. Es fliegt vor ihm her, und der Einsiedler folgt. Er verlässt seine Klause, geht über das Feld, Und das Vögelchen pfeift, als würde es ihn rufen. Hierhin und dorthin, über Blumen kreisend, Leuchtet es wie ein Sternchen in der Luft. Doch der Klosterbau hinter dem Hügel ist verschwunden, Und der Mönch folgt dem Vögelchen in den Schatten der Bäume. Von Ast zu Ast hüpft das Vögelchen weiter, Zwitschert, flattert und singt süß. Auf der Spitze einer Eiche setzt es sich, Und mit seinem wunderbaren Gesang erfüllt es den Hain. Ergriffen im Herzen, begeistert in der Seele, Lauscht der junge Mönch schweigend. Nur aus Angst, das Entzücken zu verlieren, Fängt er jeden Ton auf, gierig zu hören. Plötzlich verstummt der Gesang, er kommt zu sich: „Wo ist das singende Vögelchen?“ – Verschwunden wie ein Traum. Das Vögelchen schoss empor wie ein Pfeil, Verlor sich im Himmel – war da, war nicht da. Der gute Mönch seufzte und eilte zurück zur Klause, Es schien ihm, er sei nur eine Stunde fort gewesen. Er fürchtet, sich zu verspäten, Dass man ihn zum Mahl erwartet, dass es Zeit sei zu kommen. Und da ist das Kloster – doch es erscheint ihm seltsam, Die Umfriedung ist nicht dieselbe, ihm unzugänglich. Hinter dem Zaun sieht er eine neue Kirche. Und wundert sich, woher sie gekommen ist. Er klopft an das Tor, da kommt der Pförtner, Doch er kennt ihn nicht – früher war es ein anderer. Der Pförtner lässt ihn nicht ins Kloster: „Du bist fremd, ich habe dein Gesicht nie gesehen. Ich kenne dich nicht – ob du Pförtner bist oder nicht. Der Pförtner hier ist jung, und du bist alt und grau.“ „Ich bin nicht länger als eine Stunde fort gewesen, Wie kann es hier einen neuen Pförtner geben? Ist dies nicht das Kloster von Stassow?“ „Doch, das ist es.“ „Dann geh zum Abt und berichte von mir.“ Der Pförtner wundert sich, ruft den Abt, Und mit dem Abt kommt der ganze Klerus. Der Mönch verneigt sich vor ihm, Doch der Abt kennt ihn nicht. Auch unter den Brüdern erkennt er niemanden. Er schaut, er sucht – doch findet keine Vertrauten. Da fragt der weise Abt den Fremden, Welchen Namen er unter den Brüdern trug. „Antonius wurde ich im Kloster genannt, Bei mir war der Abt Vater Elias.“ Alle wunderten sich, sahen in den Büchern nach – Und fanden ihre Namen vor dreihundert Jahren. „Wunderbar ist Gott!“ – sprach der Mönch erneut Und veränderte vor allen sein Aussehen. Ein Greis war nun sichtbar, der jugendliche Blick erlosch. Vor ihnen waren dreihundert Jahre vergangen wie eine Stunde. Er fiel nieder und betete, zwei Tage vergingen. Er verschied und wurde ehrenvoll bestattet.