Tina 13
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Sel. John Henry Newman. "Amen, ich sage euch: Einer von euch wird mich ausliefern“ Als Jesus von seiner Mutter wegging, wählte er sich bei den Menschen Freunde aus – die Apostel – so als hätte er …Mehr
Sel. John Henry Newman.

"Amen, ich sage euch: Einer von euch wird mich ausliefern“

Als Jesus von seiner Mutter wegging, wählte er sich bei den Menschen Freunde aus – die Apostel – so als hätte er ihnen seine Sympathie entgegenbringen wollen. Er hat sie dazu erwählt, sagt er, „nicht Knechte, sondern Freunde zu sein“ (Joh 15,15). Er machte sie zu seinen Vertrauten; er vertraute ihnen Dinge an, von denen er zu anderen nicht sprach. Er wollte sie herausheben, ihnen seine ganze Großzügigkeit zeigen, so wie ein Vater mit Lieblingskindern verfährt. Mit dem, was er ihnen offenbarte, hat er sie reicher beschenkt als die Könige, Propheten und Weisen des Alten Bundes. Er nannte sie „seine Kinder“ (Joh 13,33); um sie mit Gaben auszustatten, zog er sie „den Weisen und Klugen“ der Welt vor (Mt 11,25). Er zeigte ihnen seine Freude und lobte sie dafür, dass sie in all seinen Prüfungen bei ihm ausgeharrt hätten (Lk 22,28). Und als Zeichen seiner Dankbarkeit kündigte er ihnen an, dass sie eines Tages auf zwölf Thronen sitzen und die zwölf Stämme Israels richten würden (22,30). Als seine letzte Prüfung näherkam, fand er Trost in ihrer Freundschaft.

Er versammelte sie beim Letzten Abendmahl um sich, als hätte er in dieser feierlichen Stunde Halt von ihnen gebraucht. „Ich habe mich sehr danach gesehnt“, sagte er zu ihnen, „vor meinem Leiden dieses Paschamahl mit euch zu essen“ (Lk 22,15). Zwischen dem Meister und seinen Jüngern bestand also eine gegenseitige Zuneigung, eine tiefe Sympathie. Es war jedoch sein Wille, dass seine Freunde ihn verlassen, ihn allein lassen sollten – ein wirklich bewundernswerter Wille. Einer verriet ihn, ein anderer verleugnete ihn; die übrigen flohen und ließen ihn in den Händen seiner Feinde zurück… Er war also allein, als er in die Kelter stieg. Jesus, allmächtig und selig, in seiner Seele erfüllt von aller Glorie der göttlichen Natur, wollte seine Seele wirklich allen Schwächen der menschlichen Natur aussetzen. Wie er sich an der Freundschaft der Seinen erfreute, so nahm er die tiefe Betrübnis an, von ihnen im Stich gelassen zu sein. Und als er das wollte, entschied er sich dafür, dem Licht der Gegenwart Gottes zu entsagen.

Sel. John Henry Newman (1801-1890), Theologe und Kardinal, Gründer eines Oratorium in England
Meditationen und Gebete, Teil III, 2, 2 „Our Lord refuses sympathy“, §15
Tina 13
Sel. John Henry Newman (1801-1890), Theologe und Kardinal, Gründer der Oratorianergemeinschaft in England
Unser Leben „ist mit Christus verborgen in Gott“ (Kol 3,3)
Christus, der versprochen hatte, alle seine Jünger mit sich in Gott zu vereinigen, der versprochen hatte, dass wir in Gott sein würden und Gott in uns – er hat dieses Versprechen eingelöst. Auf geheimnisvolle Weise hat er dieses große …Mehr
Sel. John Henry Newman (1801-1890), Theologe und Kardinal, Gründer der Oratorianergemeinschaft in England

Unser Leben „ist mit Christus verborgen in Gott“ (Kol 3,3)

Christus, der versprochen hatte, alle seine Jünger mit sich in Gott zu vereinigen, der versprochen hatte, dass wir in Gott sein würden und Gott in uns – er hat dieses Versprechen eingelöst. Auf geheimnisvolle Weise hat er dieses große Werk für uns vollbracht, uns dieses erstaunliche Vorrecht erwirkt. Es scheint, dass er es in seinem Aufgang zum Vater vollbracht hat und dass die Himmelfahrt seines Leibes gleichzeitig die Herabkunft seines Geistes ist, dass sein Hinauftragen unserer Natur zu Gott gleichzeitig das Herabkommen Gottes zu uns bedeutet. Man könnte sagen, dass er uns wahrhaftig – wenn auch in einem Sinn, der uns verborgen ist – zu Gott mit hinaufgenommen hat und uns Gott zugeführt hat, und zwar in dem Glauben, den wir annehmen.

Wenn der hl. Paulus sagt, dass „unser Leben mit Christus in Gott verborgen ist“ (vgl. Kol 3,3), so dürfen wir dem entnehmen, dass er damit sagen will, dass das Prinzip unseres Daseins kein sterbliches und irdisches Prinzip mehr ist, wie dasjenige Adams nach seinem Fall, sondern dass wir getauft sind und erneut in der Herrlichkeit Gottes verborgen sind, in dem reinen Licht seiner Gegenwart, das wir seit Adams Fall verloren haben. Wir sind von neuem erschaffen, umgeformt, vergeistigt und in der göttlichen Natur verherrlicht. Wie durch einen Kanal hindurch empfangen wir durch Christus die wirkliche Gegenwart Gottes, und zwar in uns und außerhalb von uns; wir sind von Heiligkeit und Unsterblichkeit geprägt.

Und darin besteht unsere Rechtfertigung: in unserem von Christus gewirkten Aufstieg zu Gott oder in der von Christus gewirkten Herabkunft Gottes zu uns; wir können es so oder so ausdrücken [...] Wir sind in Ihm und Er ist in uns; Christus ist „der einzige Mittler“ (vgl. 1 Tim 2,5), „der Weg und die Wahrheit und das Leben“ (Joh 14,6); er verbindet die Erde mit dem Himmel. Und das ist unsere wahre Rechtfertigung – nicht nur Vergebung oder Gnade, nicht nur Heiligung – [...] sondern Wohnungnahme unseres verherrlichten Herrn in uns. Das ist Gottes großes Geschenk.

Vorlesungen zur Rechtfertigung 9,9
Tina 13
Sel. John Henry Newman (1801-1890), Theologe und Kardinal, Gründer der Oratorianergemeinschaft in England
Selig sind die Augen, die sehen was ihr seht!
Während der Jahrhunderte bevor Jesus auf die Erde kam, füllten alle Propheten, einer nach dem anderen, ihren Platz aus, oben auf dem Wachturm. Alle erwarteten seine Ankunft und hielten Ausschau danach im Dunkel der Nacht. Unaufhörlich hielten sie …Mehr
Sel. John Henry Newman (1801-1890), Theologe und Kardinal, Gründer der Oratorianergemeinschaft in England

Selig sind die Augen, die sehen was ihr seht!

Während der Jahrhunderte bevor Jesus auf die Erde kam, füllten alle Propheten, einer nach dem anderen, ihren Platz aus, oben auf dem Wachturm. Alle erwarteten seine Ankunft und hielten Ausschau danach im Dunkel der Nacht. Unaufhörlich hielten sie Wache, um den ersten Schimmer des Morgenrots zu erhaschen [...] „Gott, du mein Gott, dich suche ich, seit dem Morgenrot. Meine Seele dürstet nach dir im dürren, lechzenden Land ohne Wasser“ (vgl. Ps 62[63],2) [...] „Reiß doch den Himmel auf und komm herab. Die Berge würden in deiner Gegenwart zittern wie unter einer Feuersbrunst [...] Seit Anbeginn der Welt, mein Gott, hat noch kein Auge zu schauen vermocht die Wunder, die du denen bereitet hast, die mit dir in Erwartung deiner verbunden sind“ (vgl. Jes 64,1; vgl. 1 Kor 2,9).

Indessen, wenn jemals Menschen das Recht hatten, sich an diese Welt zu binden und an ihr Interesse zu haben, dann waren dies sehr wohl jene Diener des Herrn. Die Erde war ihnen gegeben worden, um sie untereinander zu teilen, und nach den Verheißungen des Allerhöchsten selbst sollte sie ihre Belohnung sein. Aber unsere Belohnung betrifft die kommende Welt [...] Und auch sie, die großen Diener Gottes, haben das irdische Geschenk des Herrn, trotz seines Wortes, verschmäht, um sich an noch schönere Verheißungen zu binden. Was sie besaßen, opferten sie um dieser Hoffnung willen. Sie gaben sich mit nichts weniger zufrieden, als mit der Fülle ihres Schöpfers. Sie hielten Ausschau nach dem Antlitz ihres Befreiers. Und sollte deswegen die Erde in Trümmer gehen, der Himmel zerreißen, die Elemente der Welt sich auflösen, nur damit er endlich erschiene, sollte alles in sich zusammenstürzen – besser, als weiterhin ohne ihn zu leben! So heftig war das Verlangen der Verehrer Gottes in Israel, die dessen harrten, der kommen sollte [...] Ihre Hartnäckigkeit ist ein Beweis dafür, dass es etwas zu erwarten gab.

Auch die Apostel standen, als ihr Meister gekommen und wieder gegangen war, den Propheten in nichts nach in der Schärfe ihrer Wahrnehmung und der Glut ihres Verlangens. Das Wunder der beharrlichen Erwartung hat sich fortgesetzt.

"Warten auf Christus”, Predigten zu verschiedenen Anlässen, Nr.3
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Tina 13
Sel. John Henry Newman (1801-1890), Theologe und Kardinal, Gründer der Oratorianergemeinschaft in England
Der Hl. Evangelist Lukas – ein „Diener des Wortes“ (Lk 1,2)
Jedes Wort Christi ist gut, es hat seine Sendung und sein Ziel, es fällt nicht einfach zu Boden. Unmöglich, dass er jemals oberflächliche Wörter gesprochen hätte, da er doch das Wort Gottes ist und die tiefen Ratschlüsse und den …Mehr
Sel. John Henry Newman (1801-1890), Theologe und Kardinal, Gründer der Oratorianergemeinschaft in England

Der Hl. Evangelist Lukas – ein „Diener des Wortes“ (Lk 1,2)

Jedes Wort Christi ist gut, es hat seine Sendung und sein Ziel, es fällt nicht einfach zu Boden. Unmöglich, dass er jemals oberflächliche Wörter gesprochen hätte, da er doch das Wort Gottes ist und die tiefen Ratschlüsse und den heiligen Willen des unsichtbaren Gottes verkündet, wie es ihm gefällt. Jedes Wort Christi ist gut. Selbst wenn uns diese Sätze durch gewöhnliche Menschen übermittelt worden sind, können wir sicher sein, dass nichts von dem, was für uns aufbewahrt wurde – mag es sich um Worte eines Jüngers oder eines Gegners, oder vielleicht um Maßregeln, Meinungen, Tadel, Trost oder Verurteilung handeln – eine rein zufällige Bedeutung hat, eine eingeschränkte oder bruchstückhafte Dimension [...]

Ganz im Gegenteil: Alle heiligen Worte Christi bewahren nicht weniger ihre ganze Kraft für jedes Zeitalter, obwohl sie in einem zeitgebundenen Gewand daherkommen und einem bestimmten Ziel zugeordnet waren - und es daher schwierig ist, von ihnen das zu trennen, was sie dem Augenblick verdanken. Indem sie der Kirche anvertraut bleiben, sind sie dazu bestimmt, auf ewig im Himmel Gültigkeit zu besitzen (vgl. Mt 24,35); sie werden sich in die Ewigkeit erstrecken. Sie sind unsere heilige, gerechte und gute Regel, die „Leuchte für unsere Füße und Licht für unsere Pfade“ (vgl. Ps 118 (119),105); und das sind sie genauso vollkommen und genauso zutiefst vertraut für unsere Zeit, wie zu der Zeit, als sie gesprochen wurden.

Das wäre genauso wahr, hätte einfache menschliche Sorgfalt diese Brosamen vom Tisch Christi aufgelesen. Doch wir haben eine sehr viel größere Zusage, weil wir sie nicht von Menschen empfangen, sondern von Gott (1 Thess 2,13). Der Heilige Geist, der gekommen ist, um Christus zu verherrlichen und die Evangelisten inspirieren wollte, hat uns kein unpersönliches Evangelium hinterlassen. Gepriesen sei er dafür, dass er für uns die Worte ausgewählt und bewahrt hat, die in besonderer Weise in den kommenden Zeiten nützlich sein würden, Worte, die der Kirche als Gesetz dienen können in Fragen des Glaubens, der Moral und der Disziplin. Es ist das kein geschriebenes Gesetz auf steinernen Tafeln (vgl. Ex 24,12), sondern ein Gesetz des Glaubens und der Liebe, ein geistliches Gesetz und nicht eines des Buchstabens (vgl. Röm 7,6), ein Gesetz der großmütigen Herzen, die einwilligen, „von jedem Wort zu leben“, so bescheiden und niedrig es auch sei, „das aus Gottes Mund hervorgeht“ (vgl. Dt 8,3; vgl. Mt 4,4).

Predigt „The Good Part of Mary”
Tina 13
Sel. John Henry Newman, Priester, Konvertit, Kardinal
* 21. Februar 1801 in London in England
† 11. August 1890 in Birmingham in England
John Henry Newman war Schüler am Elite-Internat in Ealing und Student in Oxford. Schon mit 21 Jahren wurde er dort Assistent am Oriel College und zum Priester der anglikanischen Kirche ordiniert; er wirkte dann später als Pfarrer der Universitätskirche. Seine …Mehr
Sel. John Henry Newman, Priester, Konvertit, Kardinal

* 21. Februar 1801 in London in England
† 11. August 1890 in Birmingham in England

John Henry Newman war Schüler am Elite-Internat in Ealing und Student in Oxford. Schon mit 21 Jahren wurde er dort Assistent am Oriel College und zum Priester der anglikanischen Kirche ordiniert; er wirkte dann später als Pfarrer der Universitätskirche. Seine Aufgabe sah er darin, die in seinen Augen darniederliegende Staatskirche aus dem Geist des Urchristentums zu erneuern, deshalb studierte er nun die Kirchenväter. Liberalismus und Individualismus, die Glaube als Privatsache begreifen, waren seine Hauptfeinde.

Initialzündung für Newmans Reformwerk wurde 1833 eine Predigt seines Freundes John Keble, der Einmischungen des Parlaments in die Kirche kritisierte. Daraus entstand die von Newman maßgeblich geprägte Oxford-Bewegung mit dem Ziel hochkirchlicher Reformen in der anglikanischen Kirche. Newman bemühte sich, das Selbstverständnis der anglikanischen Kirche als mittlerer Weg zwischen Katholizismus und Protestantismus aus dem Geist der alten Kirche neu zu begründen. 1841 legte er eine neue Interpretation der für die anglikanische Kirche grundlegenden 39 Artikel vor, die von der Mehrheit der Bischöfe und großen Teilen der Bevölkerung als katholisch abgelehnt wurde. Verleumdungen und Verunglimpfungen folgten; Newman zog sich zu einem quasi klösterlichen Leben in das nahe Dorf Littlemore zurück. Seine Zweifel, ob seine Kirche noch in Kontinuität mit der altkirchlichen Tradition stehe, wurden durch erneutes Studium der Kirchenväter bekräftigt.

Als 1841 das Britische Parlament mit Zustimmung des Erzbischofs von Canterbury die Errichtung eines mit der preußischen evangelischen Kirche gemeinsam versehenen Bistums in Jerusalem beschloss, waren für Newman die Grundlagen seiner Kirche zerstört. Er gab seine Stelle am College und sein Pfarramt auf, widerrief seine seitherigen anti-katholischen Aussagen und konvertierte schließlich nach langem innerem Kampf 1845 zum Katholizismus; am 9. Oktober wurde er von Dominic Barberi in die katholische Kirche aufgenommen - daher der katholische Gedenktag.

Freunde und Familie zogen sich zurück, die Öffentlichkeit war empört, die Oxford-Bewegung verlor ihren Kopf und löste sich auf. 1846 bis 1847 war Newman zu einem Studienaufenthalt in Rom, dort wurde er zum katholischen Priester geweiht und trat dem 1522 von Filippo Neri gegründeten Oratorium bei; in Birmingham gründete er dann das erste englische Oratorium.

Vom Traditionalisten in der anglikanischen Kirche wandelte sich Newman nun zum Reformer in der katholischen, der die Kirche aus ihrer Ghetto-Mentalität befreien und in die Auseinandersetrzung mit der Moderne lenken wollte. 1851 wurde er von den katholischen Bischöfen zum Gründungsrektor der katholischen Universität in Dublin berufen. Er setzte sich ein für kritische Bibelexegese und insbesondere für den Dialog mit Naturwissenschaften - auch mit der Evolutionstheorie von Charles Darwin. Zwischen Glaube und Wissenschaft könne es keinen wirklichen Widerspruch geben; wenn wissenschaftliche Beweise sich gegen Glaubensinhalte stellten, werde sich herausstellen, dass dieser Punkt entweder nicht bewiesen ist oder gar keinen Widerspruch enthält oder aber nicht dem wirklichen Offenbarungsinhalt, sondern etwas anderem widerspricht, was man mit Offenbarung verwechselt hatte. Newman wurde unter Modernismusverdacht nun auch von seiner katholischen Kirche kritisch betrachtet, 1858 gab er sein Rektorenamt wegen fehlender Unterstützung durch die Bischöfe auf.

Newman konzentrierte sich nun auf seine Veröffentlichungen und sein Oratorium in Birmingham. 1870 erschien sein religionsphilosophisches Hauptwerk "Grammatik der Zustimmung", 1875 seine in Briefform verfasste Auseinandersetzung mit dem neuen Dogma des 1. Vatikanischen Konzils über die Unfehlbarkeit des Papstes; Newman verteidigte den Beschluss des Konzils, aber auch der Papst sei an das Gewissen, dem Statthalter Christi in jedem Menschen, gebunden. Auf Drängen katholischer Laien ernannte Papst Leo XIII. ihn 1879 zum Kardinal.

Die vollständige Ausgabe seiner Briefe und Tagebuchaufzeichnungen in 32 Bänden zeigt, wie stark seine Gedanken und Tätigkeiten sich auf sein geliebtes Oratorium bezogen. In seinem Arbeitszimmer hatte er hinter einer kleinen Trennwand einen Altar errichten lassen, das Altarbild zeigt Franz von Sales.

In den 20-er Jahren gab es in Deutschland eine Newman-Bewegung katholischer Gelehrter. Edith Stein übersetzte seine Werke ins Deutsche. Die Aggiornamento-Idee von Papst Johannes XXIII., die im 2. Vatikanischen Konzil Gestalt gewinnen sollte, war maßgeblich von Newman inspiriert. Unter dem Namen "Das Werk" wird heute sein Andenken mit Newman-Zentren in Bregenz, Rom und Littlemore gepflegt.
Tina 13
Sel. John Henry Newman (1801-1890), Theologe und Kardinal, Gründer der Oratorianergemeinschaft in England
Ich folge dir nach
Jesus hat zuerst von Maria und Josef, wie auch von seinen geheimen Freunden, die ihm Sympathien entgegenbrachten, Abstand genommen; als die Zeit gekommen war, musste er auf sie verzichten [...] Verweilen wir, bevor wir den Weg ihres Sohnes, unseres Herrn, verfolgen, kurz bei …Mehr
Sel. John Henry Newman (1801-1890), Theologe und Kardinal, Gründer der Oratorianergemeinschaft in England

Ich folge dir nach

Jesus hat zuerst von Maria und Josef, wie auch von seinen geheimen Freunden, die ihm Sympathien entgegenbrachten, Abstand genommen; als die Zeit gekommen war, musste er auf sie verzichten [...] Verweilen wir, bevor wir den Weg ihres Sohnes, unseres Herrn, verfolgen, kurz bei Maria. Es kam vor, dass Jesus jemandem, der ihm folgen wollte, nicht erlaubte, von seiner Familie Abschied zu nehmen. Und so verfuhr er, wie es scheint, auch mit seiner Mutter [...]

O Maria, wir denken [...] an deinen Schmerz als Mutter: ist dein Schmerz nicht übergroß, weil dein Sohn dich verlassen hat? [...] Wie hast du diese erste Trennung ertragen, und wie hast du, fern von ihm, diese ersten Tage verbracht? Wie hast du die drei langen Jahre seines Dienstes durchleben können? Einmal, ziemlich zu Anfang, hast du versucht, mit ihm in Kontakt zu kommen (Mk 3,31); dann hört man nichts mehr von dir, bis man dich am Fuße seines Kreuzes antrifft

Meditationen und Andachten, Teil III, 2,2 „Our Lord refuses sympathy“
Tina 13
Sel. John Henry Newman (1801-1890), Theologe und Kardinal, Gründer der Oratorianergemeinschaft in England
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„Der Friede sei mit euch“
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Das Herz eines jeden Christen müsste die katholische Kirche in Miniatur repräsentieren; denn ein und derselbe Geist macht sowohl die Kirche als Ganzes wie auch jedes einzelne ihrer Glieder zum Tempel Gottes (1Kor 3,16). Wie der Geist die Einheit der Kirche schafft …Mehr
Sel. John Henry Newman (1801-1890), Theologe und Kardinal, Gründer der Oratorianergemeinschaft in England
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„Der Friede sei mit euch“
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Das Herz eines jeden Christen müsste die katholische Kirche in Miniatur repräsentieren; denn ein und derselbe Geist macht sowohl die Kirche als Ganzes wie auch jedes einzelne ihrer Glieder zum Tempel Gottes (1Kor 3,16). Wie der Geist die Einheit der Kirche schafft, die, wäre sie sich selbst überlassen, in viele Teile zerfiele, so macht er auch die Seele zu einer Einheit, trotz ihrer verschiedenartigen Neigungen, Möglichkeiten und widersprüchlichen Tendenzen. Wie er den vielen Völkern, die naturgemäß miteinander in Zwietracht leben, Frieden schenkt, so unterwirft er die Seele einer geordneten Führung und bestellt die Vernunft und das Gewissen zu Oberhäuptern über die niedrigeren Aspekte unserer Natur... Und seien wir gewiss, dass die beiden Wirkungsweisen unseres göttlichen Trösters in gegenseitiger Abhängigkeit stehen. In dem Maße, wie die Christen sich im eigenen Herzen nicht um Frieden und Einheit bemühen, wird auch die Kirche selber inmitten der sie umgebenden Welt niemals in Frieden und Einheit sein. Nicht viel anders verhält es sich damit: solange die Kirche sich rund um die Welt in dem von uns festgestellten beklagenswerten Zustand befindet, gibt es kein einzelnes Land, das, als einfacher Bestandteil dieser Kirche, sich nicht notwendigerweise selber im Zustand religiöser Unordnung befände.
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Hier handelt es sich um eine Sache, über die wir derzeit gründlich nachdenken sollten; denn sie dämpft unsere Erwartungen und zerstreut unsere Illusionen. Wir können nicht im Innern auf Frieden hoffen, wenn wir uns draußen im Krieg befinden.
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Sermons on Subjects of the Day, Nr. 10
Tina 13
Sel. John Henry Newman (1801-1890), Theologe und Kardinal, Gründer der Oratorianergemeinschaft in England
„Meine Augen haben Dein Heil gesehen“
Heute wird uns die stillschweigende Tat der göttlichen Vorsehung in Erinnerung gerufen. Seit langem vorgesehene Ereignisse fügen sich ruhig in den Zeitenlauf ein; gleichzeitig aber bleiben die Besuche des Herrn unvorhergesehen und geheimnisvoll. Betrachtet …Mehr
Sel. John Henry Newman (1801-1890), Theologe und Kardinal, Gründer der Oratorianergemeinschaft in England

„Meine Augen haben Dein Heil gesehen“

Heute wird uns die stillschweigende Tat der göttlichen Vorsehung in Erinnerung gerufen. Seit langem vorgesehene Ereignisse fügen sich ruhig in den Zeitenlauf ein; gleichzeitig aber bleiben die Besuche des Herrn unvorhergesehen und geheimnisvoll. Betrachtet, was sich hier ereignet […]

In dieser Szene gibt es natürlich nichts Außergewöhnliches und nichts Beeindruckendes; in der Welt werden Leute wie die Eltern dieses Kindes, so arm wie sie sind, und die beiden Greise kaum beachtet - man geht weiter. Nichtsdestotrotz findet hier eine alte und wunderbare Prophezeiung ihre feierliche Erfüllung. Das Kind, das man auf den Armen trägt, ist der Erlöser der Welt, der wahrhaftige Erbe, der als Unbekannter kommt und sein eigenes Haus besucht. Der Prophet hatte gesagt: „Dann kommt plötzlich zu seinem Tempel der Herr, den ihr sucht [...] Doch wer erträgt den Tag, an dem er kommt?“ (Mal 3,1.2); und jetzt kommt er, um es in Besitz zu nehmen. Mehr noch: der greise Simeon wird mit den Gaben des Geistes erfüllt [...]: Freude, Danksagung, Hoffnung, geheimnisvoll mit Furcht, Schauder und Schmerz vermischt. Auch Hanna wird zur Prophetin [...], und diese Zeugen, an die sie sich wendet, sind das wahre Israel, das glaubend die Erlösung der Welt erwartet nach den Verheißungen […] „Die künftige Herrlichkeit dieses Hauses wird größer sein als die frühere […]“ (Hag 2,9). Jetzt ist sie da, diese Herrlichkeit: ein kleines Kind mit seinen Eltern, zwei Greise und versammelte Menschen ohne Namen, deren Anwesenheit keine Folgen hat. „Das Reich Gottes kommt nicht so, dass man es an äußeren Zeichen erkennen könnte […]“ (Lk 17,20).

So hat sich Gott immer bei seinem Erscheinen kundgetan […]: das Schweigen, das plötzliche Kommen, die Überraschung für die Welt, aller bekannten Voraussagen zum Trotz, die allen bekannt sind, deren Sinn die wahrhaftige Kirche erfasst und deren Erfüllung sie erwartet […] Es kann auch nicht anders sein. Die Ankündigungen Gottes sind eindeutig, doch die Welt läuft weiter; in ihre Beschäftigungen vertieft, können die Menschen den Sinn der Geschichte nicht erkennen [...] In jeder Epoche bleibt die Welt blind, doch die verborgene Vorsehung Gottes wird Tag um Tag mehr Wirklichkeit.

Predigt „Secrecy and Suddenness of Divine Visitations“ PPS t. 2, n° 10
Tina 13
Sel. John Henry Newman (1801-1890), Theologe und Kardinal, Gründer der Oratorianergemeinschaft in England
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Märtyrer, unfähig sich zu deinem Sohn zu bekennen, und doch durch seine Geburt verherrlicht
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Zu Recht feiern wir den Tod dieser Unschuldigen Kinder; denn es war ein heiliger Tod. Wenn uns die Umstände Christus näherkommen lassen, wenn wir für Christus leiden, so ist das gewiss ein unsagbares …Mehr
Sel. John Henry Newman (1801-1890), Theologe und Kardinal, Gründer der Oratorianergemeinschaft in England
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Märtyrer, unfähig sich zu deinem Sohn zu bekennen, und doch durch seine Geburt verherrlicht
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Zu Recht feiern wir den Tod dieser Unschuldigen Kinder; denn es war ein heiliger Tod. Wenn uns die Umstände Christus näherkommen lassen, wenn wir für Christus leiden, so ist das gewiss ein unsagbares Privileg – wie immer das Leiden sein mag, selbst wenn wir im Moment nicht erfassen, welch wunderbarer Gunsterweis da auf sie herabkam; aber diese Segnung durch den Herrn – war sie nicht ein echtes Privileg? Ebenso tritt das Massaker von Betlehem für die Kinder an die Stelle eines Sakraments. Das war der Liebesbeweis des Sohnes Gottes gegenüber den Kindern, die diesem Leiden unterworfen waren. Alle, die ihm nahe kamen, haben mehr oder weniger gelitten, schon wegen dieses Kontakts – so, als strömte eine geheime Kraft von ihm aus, die die Seelen durch die Leiden dieser Welt reinigt und heiligt. Das war der Fall bei den Unschuldigen Kindern.
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Ja, schon Jesu Gegenwart nimmt die Stelle eines Sakraments ein: alle seine Taten, alle seine Blicke und Worte vermitteln denen Gnade, die bereit sind, sie an- und aufzunehmen, und das gilt umso mehr für alle, die bereit sind, seine Jünger zu werden. Schon seit den Anfängen der Kirche galt ja ein solches Martyrium als eine Art Taufe, eine echte Bluttaufe, die dieselbe sakramentale Wirkung hat wie das Wasser der Wiedergeburt. Wir sind also angehalten, diese kleinen Kinder als Märtyrer anzusehen und aus dem Zeugnis ihrer Unschuld Nutzen zu ziehen.
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Predigt „The Mind of Little Children“; PPS II, 6
Tina 13
Sel. John Henry Newman
„Wacht und betet zu jeder Zeit“
„Wacht!“ sagt Jesus uns mit Nachdruck. Wir müssen nicht nur glauben, sondern auch wachen; wir dürfen nicht nur einfach lieben, sondern wir müssen wachen; wir müssen nicht nur gehorchen, sondern wachen. Wachsam sein warum? Für dieses große, dieses größte Ereignis: die Wiederkunft Christi. Es scheint wohl so zu sein, dass das ein ganz eigener …Mehr
Sel. John Henry Newman

„Wacht und betet zu jeder Zeit“

„Wacht!“ sagt Jesus uns mit Nachdruck. Wir müssen nicht nur glauben, sondern auch wachen; wir dürfen nicht nur einfach lieben, sondern wir müssen wachen; wir müssen nicht nur gehorchen, sondern wachen. Wachsam sein warum? Für dieses große, dieses größte Ereignis: die Wiederkunft Christi. Es scheint wohl so zu sein, dass das ein ganz eigener Anruf ist, eine Verpflichtung, die uns niemals in den Sinn gekommen wäre, wenn Jesus sie uns nicht eigens aufgetragen hätte. Aber was heißt das nun – wachen? [...]

Derjenige wacht in der Erwartung Christi, der den Geist gefühlvoll, offen hält, der lebendig, aufmerksam und voller Eifer ist, um ihn zu suchen und zu ehren. Er verlangt danach, Christus in allem zu finden, was ihm widerfährt. Er würde keinerlei Überraschung, keinerlei Schrecken oder Unruhe empfinden, wenn er erführe, dass Christus da ist.

Derjenige wacht mit Christus (Mt 26,38), der weiß, dass er, die Zukunft im Auge, die Vergangenheit nicht vergessen darf, der nicht vergißt, dass Christus für ihn gelitten hat. Es wacht mit Christus, der sich, ihm zum Gedächtnis, mit seinem Kreuz und seiner Todesangst vereinigt, der freudig das Gewand trägt, das Christus bis zum Kreuz getragen und das er nach seiner Himmelfahrt zurückgelassen hat. Oft drücken die geisterfüllten Schriftsteller in ihren Briefen ihre Sehnsucht nach der zweiten Wiederkunft aus, vergessen jedoch niemals die erste – die Kreuzigung und die Auferstehung... Deshalb verschweigt der Apostel Paulus, der in seinem Brief die Korinther einlädt, „das Kommen Christi zu erwarten“, auch nicht, „immer das Todesleiden Jesu an unserem Leib zu tragen, damit auch das Leben Jesu an unserem Leib sichtbar wird“ (2 Kor 4,10). Der Gedanke an das, was Christus heute für uns ist, darf nicht die Erinnerung daran auslöschen, was er für uns war [...]

Wachen, das heißt also, losgelöst von dem zu leben, was gerade um uns ist, das heißt im Unsichtbaren leben, leben mit dem Gedanken an Christus wie er war, als er zum ersten Mal kam und wie er wiederkommen soll, nach seiner zweite Ankunft verlangen im liebenden und dankbaren Gedenken an die erste.

Predigt « Watching », PPS vol. 4, n°22
Tina 13
Sel. John Henry Newman
Marta sagt zu ihm: „Ja, Herr, ich glaube es"
Christus kam, um Lazarus aufzuerwecken, doch der Glanz dieses Wunders wird unmittelbarer Anlass zu seiner Verhaftung und Kreuzigung sein (vgl. Joh 11,46ff.) [...] [Jesus] fühlte es sehr wohl, dass der auferweckte Lazarus das Leben aus seinem eigenen Opfer schöpfte. Er meinte, selbst in die Grabhöhle hinabzusteigen, aus der er seinen …Mehr
Sel. John Henry Newman

Marta sagt zu ihm: „Ja, Herr, ich glaube es"

Christus kam, um Lazarus aufzuerwecken, doch der Glanz dieses Wunders wird unmittelbarer Anlass zu seiner Verhaftung und Kreuzigung sein (vgl. Joh 11,46ff.) [...] [Jesus] fühlte es sehr wohl, dass der auferweckte Lazarus das Leben aus seinem eigenen Opfer schöpfte. Er meinte, selbst in die Grabhöhle hinabzusteigen, aus der er seinen Freund herauskommen ließ. Er fühlte, dass Lazarus leben, er selbst aber sterben musste. Paradoxe Situation! Bei Marta sollte ein Festessen stattfinden (vgl. Joh 12,1f.), doch die Ausrichtung des letzten Paschamahls würde ihm zukommen. Doch Jesus wusste, dass dieses Paradox das Gesetz war, unter dem seine Freiheit stand: War er nicht aus dem Schoß des Vaters gekommen, um den Menschen von der Sünde zu befreien und jeden, der glaubt, aus seinem Grab sich erheben zu lassen wie seinen Freund Lazarus, ihn ins Leben zurückzuholen, und nicht nur zeitweilig, sondern für immer? [...]

Und im Angesicht dieses einzigartigen Ausblicks voller Erbarmen sagt Jesus zu Marta: „Ich bin die Auferstehung und das Leben. Wer an mich glaubt, wird leben, selbst wenn er gestorben ist. Wer lebt und an mich glaubt, wird niemals sterben.“ Begreifen wir dieses Wort das Trostes, das im Himblick auf unseren eigenen Tod und den unserer Freunde gesagt ist: Dort, wo der Glaube an Christus ist, da ist Christus leibhaftig gegenwärtig. „Glaubst du das?“ fragt er Marta. Da, wo ein Herz wie Marta antworten kann: „Ja, ich glaube es.“, da ist Christus gegenwärtig. Obwohl unsichtbar, steht er dabei, selbst an unserem eigenen Totenbett oder am Grab eines geliebten Menschen. Sein Name sei gepriesen! Niemand kann uns diese Sicherheit nehmen. Wir sind durch seinen Heiligen Geist genauso sicher, dass er da ist, wie wenn wir ihn vor uns sähen. Nach unserer Erfahrung dessen, was Lazarus widerfahren ist, zweifeln wir keinen Augenblick daran, dass er uns stets begleitet und uns zur Seite steht.

PPS, Bd. 3, Nr. 10
Tina 13
Sel. John Henry Newman
„... Rabbi, wann bist du hierher gekommen?... - Das ist das Werk Gottes, dass ihr glaubt“
Christus hat sich geweigert, Zeugnis von sich abzulegen, zu sagen, wer er war und woher er kam. Er war unter seinen Zeitgenossen „wie der, der bedient“ (Lk 22,27). Offenbar begriffen die Apostel erst nach seiner Auferstehung – und vor allem erst nach seiner Himmelfahrt, als der Heilige …Mehr
Sel. John Henry Newman

„... Rabbi, wann bist du hierher gekommen?... - Das ist das Werk Gottes, dass ihr glaubt“

Christus hat sich geweigert, Zeugnis von sich abzulegen, zu sagen, wer er war und woher er kam. Er war unter seinen Zeitgenossen „wie der, der bedient“ (Lk 22,27). Offenbar begriffen die Apostel erst nach seiner Auferstehung – und vor allem erst nach seiner Himmelfahrt, als der Heilige Geist herabkam –, wer da mit ihnen gewesen war. Als alles vorbei war, wussten sie es, nicht aber zur Zeit seiner Gegenwart. Hier tritt, wie ich glaube, ein allgemeines Prinzip zu Tage, dem wir sowohl in der Heiligen Schrift als auch in der Welt oft begegnen: Im Augenblick, wo Gott bei uns gegenwärtig ist, nehmen wir seine Gegenwart nicht wahr, sondern erst nachher, wenn wir unsere Blicke zurücklenken auf das in der Welt Geschehene… Es widerfährt uns Beschwerliches oder Angenehmes: Wir erkennen nicht sogleich seine Bedeutung und nehmen nicht die Hand Gottes wahr. Wenn wir den rechten Glauben haben, bekennen wir, was wir nicht sehen, und nehmen alles als von ihm kommend an. Ob wir es aber in gläubiger Haltung annehmen oder nicht – es gibt jedenfalls keine andere Möglichkeit als es anzunehmen. Wir sehen nichts. Wir verstehen nicht, warum etwas Bestimmtes geschieht und worauf es abzielt. Eines Tages rief Jakob: „Nichts bleibt mir erspart!“ (Gen 42,36). Es hatte gewiss den Anschein, dass dem so war… Und doch wendete sich all sein Missgeschick zum Guten. Schaut euch seinen Sohn Josef an: Er wurde von seinen Brüdern verkauft, nach Ägypten verschleppt, in Ketten gelegt, deren Eisen ihm bis in die Seele drangen, und er wartete darauf, dass ihm der Herr einen wohlwollenden Blick zuwerfe. Wiederholt heißt es in dem heiligen Text „Der Herr war mit Josef“. Im Nachhinein begriff er, was für den Augenblick so rätselhaft war, und er sagte zu seinen Brüdern: „Gott hat mich vor euch her geschickt, um euer Leben zu retten. Also nicht ihr habt mich hierher geschickt, sondern Gott“ (Gen 45,7). Wunderbare Vorsehung, so lautlos und doch wirksam, beständig und unfehlbar! Sie setzt die Macht Satans außer Kraft: Er kann im Lauf der Ereignisse nicht erkennen, dass die Hand Gottes am Werk ist.

PPS IV „Christ Manifested in Remembrance"
Tina 13
Sel. John Henry Newman
„Mein Vater ist noch immer am Werk und auch ich bin am Werk“
Wenn wir unser Augenmerk darauf richten, wie sich der Retter während seines irdischen Lebens verhalten hat, sehen wir, dass er seine Identität als Sohn Gottes absichtlich verschleiert und trotzdem gleichzeitig preisgegeben hat. Er wollte offensichtlich, dass man sie als Besitz habe, jedoch nicht sofort: Als ob seine …Mehr
Sel. John Henry Newman

„Mein Vater ist noch immer am Werk und auch ich bin am Werk“

Wenn wir unser Augenmerk darauf richten, wie sich der Retter während seines irdischen Lebens verhalten hat, sehen wir, dass er seine Identität als Sohn Gottes absichtlich verschleiert und trotzdem gleichzeitig preisgegeben hat. Er wollte offensichtlich, dass man sie als Besitz habe, jedoch nicht sofort: Als ob seine Worte zwar ihre Gültigkeit behalten sollten, man aber auch eine Weile warten müsste, bis man sie in ihrer Bedeutung voll erfassen würde; als ob man seine Ankunft abwarten müsste, die sowohl Christus als auch seine Worte ins volle Licht setzen würde… Unter seinen Jüngern war er „wie der, der bedient“ (Lk 22,27). Die Apostel begriffen offensichtlich erst nach seiner Auferstehung – und vor allem nach seiner Himmelfahrt, als der Heilige Geist herabkam – wer bei ihnen gewesen war… Zu wiederholten Malen, und das in der Heiligen Schrift wie im Leben, nehmen wir die aktuelle Gegenwart Gottes nicht wahr, sondern erst dann, wenn wir zurückblicken und dabei feststellen, was damals geschehen ist… Wie wunderbar doch die Vorsehung ist, so leise und doch so wirksam, so beständig und vor allem so unfehlbar! Und das macht den Satan völlig hilflos; er kann beim Ablauf der Geschehnisse die wirkende Hand Gottes nicht erkennen…; vor der majestätischen, gelassenen Stille, der unerschütterlichen, heiligen Ruhe, die in der Vorsehung Gottes walten, sind seine vielfältigen Möglichkeiten wirkungslos… Die Hand Gottes wacht immer über die Seinen, und Gott führt sie auf einem Weg, den sie nicht kennen. Glauben ist alles, was sie tun können. Später werden sie sehen, was sie jetzt nicht sehen. Durch diesen Glauben sind sie aktiv an den Vorhaben Gottes beteiligt.

Predigt „Christ Manifested in Remembrance“, PPS Bd. 4, Nr. 17
Tina 13
Sel. John Henry Newman
„Noch in dieser Nacht wird man dein Leben von dir zurückfordern“
„Seht euch also vor und bleibt wach! Denn ihr wisst nicht, wann die Zeit da ist“ (Mk 13,33). So wollen wir diese Frage sehr ernst nehmen, sie ist direkt an uns gerichtet: Was bedeutet wachbleiben und auf Christus warten? „Seid wachsam, denn ihr wisst nicht, wann der Hausherr kommt, ob am Abend oder um Mitternacht …Mehr
Sel. John Henry Newman

„Noch in dieser Nacht wird man dein Leben von dir zurückfordern“

„Seht euch also vor und bleibt wach! Denn ihr wisst nicht, wann die Zeit da ist“ (Mk 13,33). So wollen wir diese Frage sehr ernst nehmen, sie ist direkt an uns gerichtet: Was bedeutet wachbleiben und auf Christus warten? „Seid wachsam, denn ihr wisst nicht, wann der Hausherr kommt, ob am Abend oder um Mitternacht, ob beim Hahnenschrei oder erst am Morgen. Er soll euch, wenn er plötzlich kommt, nicht schlafend antreffen … Das sage ich euch allen: Seid wachsam!“ (Mk 13,35-37)… Viele machen sich ganz offen über die Religion lustig …, schauen wir aber auf die Stilleren, die Gewissenhaften. Es sind gute Menschen, sie praktizieren ihren Glauben in einem gewissen Sinn und bis zu einem gewissen Grad, aber sie sind nicht wach … Sie begreifen nicht, dass sie dazu berufen sind, „Fremde und Gäste auf Erden zu sein“ (Hebr 11,13), dass ihr irdisches Schicksal und ihre irdischen Güter wie zufällig zu ihrem Dasein gehören und sie in Wirklichkeit nichts besitzen … Es gibt keinen Zweifel darüber, dass viele Mitglieder der Kirche so leben und nicht dazu bereit wären, nicht dazu fähig, den Herrn, wenn er kommt, sogleich aufzunehmen … Wie erschütternd und bedeutsam es doch für uns ist, dass er uns selber genau auf diese Gefahr hingewiesen hat …, die Gefahr, es zuzulassen, dass seine Jünger sich mit allen möglichen Begründungen von ihm abwenden! Er schützt sie vor aller Aufwiegelei, allen Verlockungen dieser Welt, lässt sie im Voraus wissen, dass die Welt nicht bereit sein wird, wenn er kommt. Er bittet sie innig, sich nicht auf die Welt einzulassen. Er warnt sie mit dem Beispiel des Reichen, dem nachts Rechenschaft für seine Seele abverlangt wird; mit dem Beispiel des Knechtes, der isst und trinkt (Lk 12,45); mit dem Beispiel der törichten Jungfrauen (Mt 25,2)… Der Hochzeitszug des Gemahls zieht majestätisch vorüber, die Engel sind da, die vollkommen gewordenen Gerechten, die Kinder, die heiligen Kirchenlehrer, die Heiligen in weißen Kleidern, die durch ihr Blut gereinigten Märtyrer …: seine Gemahlin hat sich bereit und schön gemacht (Offb 19,7) – aber viele von uns schlafen immer noch.

Predigt „Wachsam sein“, PPS, Bd. 4, Nr. 22, passim
Tina 13
Sel. John Henry Newman
„Du bist Petrus, und auf diesen Felsen werde ich meine Kirche bauen"
Der Petrusdienst bleibt in der Kirche immer bestehen ... in der Person jener, die ihm im Amt nachfolgen; man muss also zugestehen, dass der Segen des Herrn, zuerst über ihm ausgesprochen, auch auf seine geringsten Diener niedersteigt, die „bewahren, was ihnen anvertraut wurde“ (vgl. 1 Tim 6,20). Der heilige …Mehr
Sel. John Henry Newman

„Du bist Petrus, und auf diesen Felsen werde ich meine Kirche bauen"

Der Petrusdienst bleibt in der Kirche immer bestehen ... in der Person jener, die ihm im Amt nachfolgen; man muss also zugestehen, dass der Segen des Herrn, zuerst über ihm ausgesprochen, auch auf seine geringsten Diener niedersteigt, die „bewahren, was ihnen anvertraut wurde“ (vgl. 1 Tim 6,20). Der heilige Petrus steht für sie und symbolisiert sie alle. „Selig bist du, Simon, Sohn des Jonas. Nicht Fleisch und Blut haben dir das geoffenbart, sondern mein Vater im Himmel. Ich sage dir: Du bist Petrus, und auf diesen Felsen werde ich meine Kirche bauen und die Macht des Todes wird sie nicht überwältigen. Ich werde dir die Schlüssel die Himmelreichs geben...“ (vgl. Mt 16,17ff.) Heilige und herrliche Verheißung! Ist es möglich, dass sie sich allein in Petrus erschöpft, wie groß auch immer dieser ehrwürdige Apostel ist? Wurde sie bloß ins ewig fortdauernde Evangelium (vgl. Offb 14,6) aufgenommen, um für jemanden Zeugnis abzulegen, der seit langem verschwunden ist? Ist es andererseits etwa Brauch des inspirierten Gotteswortes, Personen herauszuheben? Widerstehen der Reichtum dieser Verheißung und der Segen Christi nicht jeder auf den kleinst möglichen Nenner zielenden Interpretation, die man ihr geben könnte? Geht sie nicht vielmehr so sehr darüber hinaus - wie auch immer wir uns drehen –, so dass unser Mangel an Glauben durch die Güte desjenigen besiegt ist, der sich dermaßen einlässt? Kurz gesagt, ist es nicht eine ganze Fülle von Vorurteilen, die so viele Menschen daran hindert, sich auf diese Verheißung Christi einzulassen, die er Petrus gegeben hat mit der Fülle der Gnade, die sie begleitete?... Wenn die Verheißungen, die den Aposteln von Christus gegeben wurden, sich nicht in der Kirche während ihres Bestehens erfüllen, wie sollte sich dann die Wirksamkeit der Sakramente über ihre Anfänge hinaus ausbreiten?

"The Christian Ministry", PPS II,25
Tina 13
+++ Sel. John Henry Newman +++ „Geh in deine Kammer, wenn du betest, und schließ die Tür zu; dann bete zu deinem Vater, der im Verborgenen ist“ +++ Menschen, die den unsichtbaren Gott suchen, suchen ihn in ihrem Herzen und ihren verborgenen Gedanken, nicht aber in lauten Worten, als wäre er weit weg von ihnen. Sie sind es gewohnt, sich dorthin zurückzuziehen, wo kein menschliches Auge sie erblickt …Mehr
+++ Sel. John Henry Newman +++ „Geh in deine Kammer, wenn du betest, und schließ die Tür zu; dann bete zu deinem Vater, der im Verborgenen ist“ +++ Menschen, die den unsichtbaren Gott suchen, suchen ihn in ihrem Herzen und ihren verborgenen Gedanken, nicht aber in lauten Worten, als wäre er weit weg von ihnen. Sie sind es gewohnt, sich dorthin zurückzuziehen, wo kein menschliches Auge sie erblickt. Dort können sie, demütig und tiefen Glaubens, dem begegnen, der „ihrem Pfad und ihrem Lager nahe“ ist und der all ihre Schritte sieht. Und Gott, der „die Herzen erforscht“ (Röm 8,27), wird sie am helllichten Tag belohnen. Das in Abgeschiedenheit und im Einklang mit dem Willen Gottes gesprochene Gebet wird wie ein Schatz in seinem Buch des Lebens (Ps 69,29) aufbewahrt. Vielleicht hat dieses Gebet hienieden auf eine Antwort gewartet, aber sie nicht erhalten? Vielleicht ist es der Welt nie bekannt geworden? Gott jedoch behält es stets in Erinnerung, und am Letzten Tag, wenn die „Bücher aufgeschlagen“ werden (Offb 20,12), wird dieses Gebet kundgegeben und vor aller Welt seinen Lohn bekommen… Wir sind uns durchaus bewusst, dass wir in gewissem Sinn den ganzen Tag über (Lk 18,1) in Gebet und Betrachtung verharren sollten. Aber… sollen wir auch zu festgesetzten Tageszeiten auf bestimmte Art und Weise beten? Selbst wenn festgelegte Zeiten und Formeln nicht absolut notwendig sind, stellen sie dennoch eine große Hilfe dar; überdies sind sie uns von unserem Herrn ans Herz gelegt, wenn er sagt: „Geh in deine Kammer, wenn du betest“. Sogar unser Erlöser kannte herausgehobene Momente des Einswerdens mit Gott. Seine Gedanken waren wohl ein ständig dem Vater erwiesener göttlicher Dienst; doch lesen wir auch, dass „er auf einen Berg stieg, um in der Einsamkeit zu beten“, und dass „er die ganze Nacht im Gebet zu Gott verbrachte“ (Mt 14,23; Lk 6,12). Man muss auf der Verpflichtung zu festgelegten Zeitpunkten des Gebets bestehen; denn angesichts der Sorgen und Anforderungen des Lebens neigen wir oft dazu, sie zu vernachlässigen. Diese Verpflichtung ist weit gewichtiger als man gemeinhin denkt – auch in den Reihen derer, die ihr nachkommen.