Bezeichnen die 7 Gaben des Heiligen Geistes nicht auch Stufen des Aufstiegs?
Bezeichnen die 7 Gaben des Heiligen Geistes nicht auch Stufen des Aufstiegs?
Zunächst muss ich natürlich darauf hinweisen, dass die Gaben Gottes nicht gegeneinander ausgespielt werden dürfen, doch wenn man die 7 Gaben des Heiligen Geistes betrachtet, so fällt auf, dass doch ein gewisser Zusammen- hang des Aufstiegs bestehen müsste im Sinne eigener Anstrengung, diese vollkommenen Gaben zu erhalten.
Denn die 7 Gaben des Heiligen Geistes lesen sich wie eine Leiter, die vom Himmel heruntergeworfen wird, damit sie die Menschen von unten nach oben besteigen.
Die Reihenfolge, die ich hier nennen möchte, orientiert sich an der Ordnung der heiligen Engel aus dem Chor der Herrschaften, die diese Gaben tragen. Danach ergibt sich die Reihenfolge so:
Schale des Hl. Geistes voll der Flammen der Erkenntnis '' voll der Weisheit als Wasser der Gnade '' voll des Öles des Rates '' voll des Weines des Starkmutes/Stärke '' voll der Wissenschaft der Bibel/Einsicht '' voll des Weihrauches der Gottesfurcht '' voll der Glut der Gottseligkeit/Frömmigkeit
Die religiöse Frömmigkeit/Gottseligkeit „Die Gottseligkeit [Religiositas] behütet das Herz und macht es gerecht, gibt Wonne und Freude.“ (Sir 1,18)
Die religiös-fromme Einstellung erhebt das Herz zu Gott, dem Herrn, der allein glückselig machen kann. Wer nicht in diesem Sinne fromm ist, hat noch nicht zu seinem Erlöser gefunden.
Die Gottesfurcht „Anfang der Weisheit ist die Gottesfurcht und mit den Getreuen wird sie im Mutterleibe erschaffen; sie wandelt mit den auserwählten Frauen, und zeigt sich an den Gerechten und Getreuen.“
Ohne die Gottesfurcht und die Frömmigkeit geht nichts, denn das ist der Anfang der Weisheit, d.h. man besteigt die Leiter von unten herauf.
Die Wissenschaft Mit Wissenschaft ist die göttliche Wissenschaft gemeint, die in der Bibel zu finden ist, die Wissenschaft des Kreuzes, von der die Heiligen sprachen, nicht menschliche Wissen- schaft. Sie kann auch nicht nach rein menschlichen Maß- stäben bemessen werden. Hildegard v. Bingen oder Maria v. Agreda hatten z.B. die „eingegossene Wissenschaft“ als Gabe. Sie bekamen göttliche Wissenselemente in die Seele eingegossen, eine sehr hohe Begnadung. Was man über Jesus und den Dreieinigen Gott wissen muss, das lehrt uns in vorzüglicher Weise die Bibel, da sie vom Heiligen Geist diktiert wurde. Darum ist es auch so erhaben, was wir in unerschöpflicher Weise daraus ersehen können. Dadurch, dass wir jederzeit in dieses heilige Buch der Bücher hinein- sehen können, gewinnen wir an Einsicht, an Wissen über die himmlischen Dinge. Damit geht auch das Verstehen einher, das den Aha-Effekt liefert. Wissen heißt nämlich noch nicht zwingend verstehen, doch darauf folgt das Verstehen bei gottesfürchtiger Lesung und Betrachtung.
Die Stärke Wenn wir die ersten Stufen erklimmen, werden wir schnell an Seelenstärke gewinnen, an Starkmut, der unseren Glauben und unser Bekenntnis zum Ausdruck bringt. Ein Starker ist nicht mehr schwach, sondern schöpft aus der Gabe der Stärke, die vor allem bei der Firmung (lat. firmare = festigen, stärken) verliehen wird und durch das Emporklimmen der einzelnen Stufen. Die Gaben stärken sich nämlich auch gegenseitig.
Der Rat Guter Rat ist teuer, heißt es und das stimmt insofern, als dass es wirklich längerer Anstrengung bedarf, um diese Gabe zu erhalten, denn ein Anfänger im Glauben lehrt nicht, sondern wird belehrt von denen, welche schon ein paar Stufen hochgeklettert sind. Die Mutter vom Guten Rat ist hierfür unsere vorzüglichste Fürbitterin und Ver- mittlerin dieser wie aller Gnaden. Um einen guten Rat zu bekommen, geht man für gewöhnlich zu einem, der sich in dem Fach auskennt, wo man eine Frage hat, nicht zu einem Anfänger. Das gebietet die Klugheit. Die Gabe des Rates hat also mit Klugheit zu tun und mit Erfahrung in geistlichen Dingen. Flexibles Denken ist sicher Voraus- setzung, denn man kann nicht allen Menschen dieselbe Schablone überziehen, im Gegenteil, jeder muss da ab- geholt werden, wo er gerade steht und das Bedarf Finger- spitzengefühl.
Die Weisheit Wir merken schon, dass das schon an die Weisheit grenzt, die fähig ist, die Dinge weise zu ordnen. Weisheit ist, das Wissen weise anzuwenden, am besten maximal mit dem Willen Gottes übereinstimmend. Während die Klug- heit noch eher mit dem natürlichen Verstand zusammen- hängt, kommt die Weisheit ganz von oben. Die Weisheit ist eine intensive Gnadenwirkung des Heiligen Geistes, die man nicht durch Ausklügeln erreichen kann. Sie ist pure Gnade, die man durch ständiges Gebet und Betrachten, wenn der Heilige Geist es will, erhalten kann. Da wir ständig um die 7 Gaben des Heiligen Geistes beten sollen, wird Er es wohl wollen, für jeden im vorbestimmten Maße. Die Wurzel der Weisheit (Sir 1,25), die Fülle (Sir 1,20) und die Krone der Weisheit (Sir 1,22) ist jeweils die Furcht des Herrn, also wieder die Gottesfurcht, mit der wir den Anfang gemacht haben. Wenn Anfang und Fülle der Weis- heit die Gottesfurcht (timor Domini) ist, so schließt sich der Kreis und besagt, dass keine der 7 Gaben einem Überheblichen zugänglich ist, denn der Allmächtige "stürzt die Mächtigen vom Thron und erhöht die Nied- rigen" (Magnificat).
Die Erkenntnis … ist in dieser Aufzählung wegen der Abstufung der entsprechenden Engel ganz oben. V.a. die Cherubim besitzen diese Gabe, die wie eine nach oben züngelnde Flamme dargestellt werden kann. Sie kann v.a. durch Betrachtung des Gekreuzigten und der Hl. Schrift er- worben werden. Das Erkennen ist der Aha-Effekt. Man erkennt im Geiste, was man vorher nicht erkannte, weil man sich darum bemühte. Es ist aber der Glaube, der nach Einsicht und Erkenntnis sucht, weswegen ohne Glaube die hohen Gaben der Erkenntnis nicht geschenkt werden. Die Erkenntnisse des katholischen Glaubens überragen bei weitem jegliche menschliche Erkenntnis, da sie aus dem übernatürlichen transzendenten Bereich heraus offenbart werden. Der Allwissende Dreieinige Gott selbst ist es, der diese Gabe verleiht, wem Er will und in welchem Maße Er will. Doch wir sind alle dazu be- rufen, reicher an Erkenntnis Jesu Christi, unseres Herrn und Erlösers zu werden, da wir ihn dadurch mehr verherrlichen. Wer die Bibel nicht kennt, kennt Jesus nicht und wer Jesus nicht kennt, ist der ärmste Mensch auf der Welt. "Die Furcht des Herrn ist gottselige Er- kenntnis", heißt es in Sir 1,17, womit wieder die Gottes- furcht den Kreis schließt. Die Gottesfurcht ist bereits eine Erkenntnis, die selig macht und sie führt hinauf zur Fülle der Erkenntnis, wo sie immer noch zugegen ist.
D.h. alle Gaben hängen zusammen, ohne Gottes- furcht geht allerdings gar nichts.
Warum bitten wir um alle 7 gleichzeitig? Weil sie zusammenhängen und sich gegenseitig festigen.