Todesanzeige des Erzbistums Berlin für Erzbischof Georg Kardinal Sterzinsky
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Geboren am 9. Februar 1936 in Warlack/Ostpreußen, hatte er als Flüchtling die Schrecken des Zweiten Weltkrieges erlebt. Nach Schul- und Studienzeit in Erfurt wurde er auch dort am 29. Juni 1960 zum Priester geweiht.
Nach ersten Stationen in Eisenach, als Präfekt im Erfurter Priesterseminar und Heiligenstadt übernahm er 1966 mit knapp 30 Jahren eine der größten Pfarreien der damaligen DDR, die Pfarrei St. Johannes Baptist in Jena, die er fast 15 Jahre leitete.
Von dort berief ihn Bischof Joachim Wanke als seinen Generalvikar ins Bischöfliche Amt Erfurt-Meiningen.
Am 24. Juni 1989 ernannte ihn Johannes Paul II. nach erfolgter Wahl durch das Berliner Domkapitel zum Bischof von Berlin. Als Georg Sterzinsky am 9. September 1989 zum Bischof geweiht wurde, war Berlin noch eine geteilte Stadt, das schwierigste Bistum der Welt umfasste eine Stadt mit zwei sich feindlich gegenüberstehenden Gesellschaftssystemen, ein Bistum mit zwei verschiedenen Mentalitäten, die der Bischof zu verbinden, zusammenzuhalten hatte, dazu die Weite der brandenburgischen und pommerschen Diaspora mit ihren eingeschworenen Gemeinden, deren Glaubenszeugnis er auch als Bischof und später als Erzbischof viel verdankte. Auch der frohe und lebendige Glaube der vielen ausländischen Missionsgemeinden Berlins war für ihn stets ein kostbares Bild einer Kirche, die Gräben überwinden und zugleich Heimat schenken kann, gerade den Heimatlosen und Entwurzelten unserer Zeit.
Der Fall der Mauer und die deutsche Wiedervereinigung veränderten die Situation grundlegend. Eine Aufgabe blieb gleich: die Einheit des Bistums, das Zusammenführen von Ost und West.
1991 zum Kardinal kreiert, engagierte sich Kardinal Sterzinsky auch über die Grenzen des Erzbistum hinaus: Er übernahm die Leitung der Familienkommission, etablierte die Frauenkommission der Deutschen Bischofskonferenz, im Päpstlichen Migrantenrat war er nicht nur dem Namen nach Mitglied, sein Engagement für die Seelsorge an Flüchtlingen und den sogenannten Illegalen wurden zu wichtigen politischen Merkzeichen seiner Arbeit.
Die Seligsprechung von Dompropst Bernhard Lichtenberg 1996 im Olympiastadion zeigte, dass das Bistum durch die Zeit der Bedrängnis durch Nazi-Terror und sozialistische Diktatur hindurch gereift war und Früchte des Glaubens und der Treue zum Heiligen Vater empfangen durfte.
Kardinal Sterzinsky, vom Wesen her eher ein Ungeduldiger, nahm seine zunehmenden leiblichen Beschwerden mit größter Geduld auf sich.
Er war sein ganzes Leben hindurch ein Heimatloser, der in Berlin nur schwer heimisch wurde, vielleicht hätten wir Berliner es ihm leichter machen können? Das Erzbistum verdankt ihm seine neue äußere Gestalt, die es nach der staatlichen Wiedervereinigung erhalten hat. Um eine erneuerte innere Gestalt zu beten und zu ringen, die er ihm einprägen wollte, einen tiefen und lebendigen Glauben, ist sein Vermächtnis, das uns verpflichtet.