Nachrichten
1,9 Tsd.

Rückblick: Der erste Tag in Deutschland

(gloria.tv/ PM) Papst Benedikt XVI. hat am Donnerstag seinen ersten offiziellen Besuch in Deutschland begonnen. Im Mittelpunkt stand eine Grundsatzrede im Bundestag über die Grundlagen des freiheitlichen Rechtsstaates. Es folgten eine Begegnung mit der jüdischen Gemeinschaft und eine Messe im Berliner Olympiastadion, an der rund 61.000 Menschen teilnahmen. Am Morgen war der Papst auf dem Flughafen Berlin-Tegel von einer Ehrenformation der Bundeswehr sowie Spitzenvertretern der Bundesrepublik und der Kirche in Deutschland empfangen worden.

In seiner ersten Ansprache im Garten von Schloss Bellevue dankte der Papst Bundespräsident Christian Wulff für die Einladung und erklärte, er sei nicht wie andere Staatsmänner gekommen, um politische oder wirtschaftliche Ziele zu verfolgen. Vielmehr wolle er den Menschen in seinem Heimatland begegnen und mit ihnen über Gott sprechen. Benedikt XVI. bedauerte eine zunehmende Gleichgültigkeit gegenüber der Religion. Freiheit brauche aber „die Rückbindung an eine höhere Instanz“.

Wulff sagte, Millionen Menschen sähen „mit großer Freude und Neugier auf die kommenden Tage“. Der Besuch von Benedikt XVI. werde dabei helfen, „Orientierung und Maßstäbe zu finden“. Weiter sagte der Bundespräsident, dass die Kirche mitten in der Gesellschaft lebe. Deswegen sei sie immer wieder von neuen Fragen herausgefordert - etwa der, wie barmherzig sie mit Brüchen in den Lebensgeschichten von Menschen und denen in ihrer eigenen Geschichte umgehe.

Nach der Begrüßungszeremonie traf der Papst zu persönlichen Gesprächen mit dem Bundespräsidenten und seiner Familie sowie mit Bundeskanzlerin Angela Merkel und ihrem Ehegatten Prof. Joachim Sauer zusammen. Gegenüber der Bundeskanzlerin habe der Papst seine Wertschätzung für das solidarische Engagement Deutschlands angesichts weltweiter Krisen zum Ausdruck gebracht, sagte Vatikansprecher Pater Federico Lombardi anschließend.

Im nahezu voll besetzen Plenarsaal des Bundestags sagte der Papst unter Verweis auf den biblischen König Salomon, dass es für einen Politiker vor allem darauf ankomme, „ein hörendes Herz“ zu haben, um „das Volk zu regieren und das Gute vom Bösen zu unterscheiden“. Maßstab und Grund für die Arbeit eines Politikers dürfe nicht der Erfolg „und schon gar nicht der materielle Gewinn sein“. Politik müsse sich um Gerechtigkeit bemühen und so die Grundvoraussetzung für Frieden schaffen. Darüber hinaus zeigte der Papst die Grenzen des demokratischen Mehrheitsprinzips auf. Bei einem Großteil der rechtlichen Fragen könne dieses Kriterium genügen. Es sei aber offenkundig, dass „in Grundfragen des Rechts, in denen es um die Würde des Menschen und der Menschheit geht, das Mehrheitsprinzip nicht ausreicht“. Die Rede wurde von allen anwesenden Abgeordneten mit stehenden Ovationen gewürdigt.

Gute Beziehungen zwischen Judentum und katholischer Kirche

Im Anschluss traf der Papst mit Vertretern der jüdischen Gemeinschaft zu einem nicht öffentlichen Gespräch zusammen. Dabei rief er dazu auf, die guten Beziehungen zwischen Christen und Juden weiter zu intensivieren. Die Christen müssten sich auch immer mehr ihrer inneren Verwandtschaft mit dem Judentum klar werden. „Das Heil kommt nun einmal von den Juden“, so das katholische Kirchenoberhaupt.

Der Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, Dr. Dieter Graumann, hob hervor, dass sich die Beziehungen zwischen katholischer Kirche und jüdischer Gemeinschaft in den vergangenen Jahrzehnten „wirklich ganz dramatisch verbessert“ hätten. Er unterstrich laut Redemanuskript: „Wir wissen sehr wohl, dass gerade Ihnen ganz persönlich die Versöhnung mit dem Judentum immer schon wichtig, ja eine absolute Herzenssache war und ist“. Zugleich erwähnte Graumann auch strittige Themen wie Piusbrüder, Karfreitagsfürbitte und die in Aussicht gestellte Seligsprechung von Papst Pius XII., „die uns wirklich weh tun“.

Messe im Olympiastadion mit rund 61.000 Teilnehmern

Am Abend feierte Benedikt XVI. im vollbesetzten Berliner Olympiastadion mit rund 61.000 Menschen die erste Messe seines Deutschlandbesuchs. Unter den Teilnehmern waren der Bundespräsident, die Kanzlerin und weitere Regierungsmitglieder. In seiner Predigt rief der Papst zu einem Leben mit der Kirche auf. Jeder sei vor die grundlegende Entscheidung gestellt, mit der Kirche und damit mit Christus verbunden zu bleiben. „Wir glauben nicht alleine, sondern wir glauben mit der ganzen Kirche“, so der Papst. „So ist die Kirche das schönste Geschenk Gottes.“ Benedikt XVI. betonte, „in unserer Zeit der Rastlosigkeit und Beliebigkeit, wo so viele Menschen Orientierung und Halt verlieren, wo die Treue der Liebe in Ehe und Freundschaft so zerbrechlich und kurzlebig geworden ist“, schenke der Auferstandene in der Kirche eine Bleibe, „einen Ort des Lichtes, der Hoffnung und Zuversicht, der Ruhe und Geborgenheit“.