Die "klassische" Form der heutigen Osterkerze

“Das schöne Sinnbild Christi ist die Osterkerze, deren Weihe eine besondere Zierde der Ostervigil bildet. Sie ist das Bild des auferstandenen Christus, der lichtstrahlend in Herrlichkeit das Grab verließ. Das Wachs bedeutet seinen reinsten, heiligsten Leib, der Docht seine Seele, die Flamme seine Gottheit.““ („Liturgie der Karwoche“, M. Schaller, OSB, Erzabtei Beuron, 1921)

Osterkerze

Die Osterkerze ist das ganze Jahr über ein Sinnbild unseres Glaubens.
In der Osterzeit (bis einschließlich Pfingstsonntag) brennt die Osterkerze bei jeder liturgischen Feier für alle sichtbar in Ambo- oder Altarnähe. An ihr sollen bei der Taufe die Kerzen der Neugetauften entzündet werden. In Meßfeiern für Verstorbene soll sie als Zeichen der Auferstehung am Sarg brennen. Sie brennt immer bei Tauffeiern; sie kann auch bei den Feiern der Erstkommunion und der Firmung brennen; es können auch Erstkommunionkerzen an ihr entzündet werden. Sie kann bei der Feier der Trauung brennen und die Brautkerze kann an ihr entzündet werden. Sie kann bei Gottesdiensten zum Totengedenken brennen, bei Gottesdiensten an Allerheiligen und an Allerseelen.

Deshalb ist die Ausgestaltung der Osterkerze von großer Bedeutung.

Wir finden heute oft die sogenannte „klassische“ Form der Osterkerze.

Osterkerze Osnabrücker Dom (Ausschnitt)

Die Weihe dieser Osterkerzen fand außerhalb der Kirche statt.

Der Priester ritzt mit einem Griffel ein Kreuz in die Kerze, darüber den griechischen Buchstaben Alpha, darunter Omega ins Kerzenwachs, zwischen die Kreuzarme die Jahreszahl. Dazu spricht er kultisch bedeutsam auf deutsch:

„Christus, gestern und heute, (er schneidet den senkrechten Balken in das Wachs, pardon: Paraffin) 1
Anfang und Ende, (
er schneidet den QuerBalken in das Paraffin) 2
Alpha (
er schneidet Alpha über das Kreuz rein) 3
und Omega. (
er schneidet Omega unter das Kreuz) 4
Sein ist die Zeit (
er schneidet die 2 von 2024 ins Paraffin) 5
und die Ewigkeit. (
er schneidet die 0 von 2024 ins Paraffin) 6
Sein ist die Macht und die Herrlichkeit (
er schneidet die 2 von 2024 ins Paraffin) 7
in alle Ewigkeit. Amen. (
er schneidet die 4 von 2024 ins Paraffin) 8“

Die zwei Formen, zwei griechischen Buchstaben und vier Zahlen werden in den Corpus der Osterkerze eingeschnitten.
Weihe der Osterkerze

Acht machtvolle Weihesprüche bilden die seit 1956 gültige Weihe. Neues Messbuch

Man benötigt eine genaue Instruktion, um zu wissen, welche Handlung aufeinander zu folgen hat und welche Weiheworte damit verknüpft sind.
Nachts, draußen im flackernden Schein des Osterfeuers, ausgesetzt den Elementen, dem Regen, heftigen Winden, jedes Jahr erwartet den Priester einen andere Umgebung der Elemente. Dem Diakon, der ihm den liturgischen Text hinhält, wird das Buch in einem Jahr vom Sturmwind aus der Hand gerissen; in einem anderen Jahr fällt prasselnder Regen herab und Helfer versuchen den Bischof und den Buchhalter mit Regenschirmen zu schützen.
Wer das ein paar Jahre mitgemacht hat, der hat das an eigenem Leib verspürt: Die Weihe der Osterkerze soll in das Walten der Elemente hineingestellt werden. Das Schlachtopfer, das Gemetzel des Auferstehungsleibes Christi wird im Wirken der Elemente dargebracht. Außerhalb der Kirche. Wem?
Und es ist sehr komplex.
Und man muß dazuhin auch geschickt sein:

Diese neue Weihe benutzt ein Instrument, das natürlich in der tridentinischen Weihe der Osterkerze nicht verwendet wurde: den Griffel.
Die deutschen Meßbuchtexte bis hin zum Volksmissale von Martin Ramm sprechen von einem "Griffel".

Der Griffel

Metall-Griffel aus dem 14. Jahrhundert

Hier die Definition eines Griffels aus Wikipedia:

„Ein Griffel, auch Schreibgriffel genannt (von griechisch grapheion, „Schreibgerät“), ist ein Werkzeug zur Beschriftung einer Tontafel, Wachstafel, oder Schiefertafel. Er wurde zuerst in Mesopotamien zur Beschriftung von Keilschrifttafeln benutzt. Ursprünglich diente er ausschließlich dazu, Zeichen in die zu beschreibende Oberfläche einzuritzen (…)“

In der aktuell gültigen Weihe der Osterkerze kommt also eine neue Handlung hinzu: Das Einschneiden in den Leib, die Skarifizierung.

Osterfeuer und Vorbereitung der Osterkerze in der Osternacht 2023 vor dem Mariendom Neviges

Der ganze Vorgang findet in einer besonderen Atmosphäre statt: Nachts draußen vor dem prasselnden Feuer. Es ist außergewöhnlich, daß ein ganzes und zumal so komplexes Weiheritual außerhalb der Kirche stattfindet. Laut dem Manuale romanum von 1962 wartet die Gemeinde drinnen in der hell beleuchteten Kirche und kriegt nichts mit. Das ist natürlich eine vollkommene Unmöglichkeit! Deshalb hat die deutsche Kirche gewohnt selbstbewusst die Rubriken an dieser Stelle einfach neu geschrieben und es wurde in neuerer Zeit hinzugefügt: "1. Teil: Lichtfeier. Die Gemeinde versammelt sich um das Feuer. Segnung des Feuers. Bereitung der Osterkerze. Einzug (Prozession) in die Kirche." (aktuelles Neues Messbuch). Man sieht förmlich, daß das eine Notlösung ist, die höchstens für eine ganz kleine disziplinierte Gemeinde realisierbar ist. Größere Gemeinden, Domkirchen, wieder versuchen mit Funkübertragung nach drinnen die Abstrusität des Vorgangs zu mildern. Videoübertragungen nach drinnen auf Videowände vor dem Altarraum lieber nicht, denn dann würde "Volk" mitkriegen, was für eine spirituell vollkommen inakzeptable Handlung hier durchgeführt wird.


Osterkerze

Das sind alles nachträgliche Anpassungen, die deutlich nicht die Grund-Fehler der bis heute gültigen Osterkerzenweihe von 1956 beheben können: nämlich daß sie als okkulte, vom Volk abgetrennte Priesterhandlung konzipiert wurde. Das mag verwundern, wo die neue Liturgie doch so volksnah sein soll - die Osterfeier des Karsamstags wurde allerdings fünfzehn Jahre vor Vatikan II verfaßt! Man muß sich bewußt sein, daß das Neuschreiben der Liturgie 1948 angefangen hat. Zwar von Anfang bis Ende 1975 unter der Leitung von Bugnini, aber mit wechselnden Experten. Deshalb ist der Novus Ordo der Osterfeier des Karsamtags aus einer ganz anderen geistigen Quelle als der Novus Ordo nach Vatikan II. An anderer Stelle habe ich gezeigt, wie die heutige Weihe der Osterkerze wesentliche Elemente bei Eliphas Lévi und W.W.Westcott übernommen hat. Einschneidungen in den Körper sind hohe magische Praktiken der schwarzen Magie.

Jeder der acht Weihesätze ist von einer magischen Handlung begleitet: Dem Einschneiden in den Auferstehungsleib Christi (dessen Sinnbild die Osterkerze ist).

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Die lateinische Weihe der Osterkerze nach dem Missale Romanum, Editio typica, 1962

Sehen wir nach im lateinischen Missale Romanum, Editio typica, 1962 – die Textversion, die z. Bsp. für die FFSP und FSSPX verbindlich ist. Was steht dort?

Der Zelebrant „... incidit crucem“: Er schneidet das Kreuz ein; er schneidet das Kreuz.
Er spricht (ich gebe die Weihworte auf deutsch wieder): Es ist immer der Weihespruch mit der dazugehörigen Handlung: incidit - er schneidet ein

1 „Christus, gestern und heute, (incidit hastam erectam – er schneidet die aufrechte (Kreuz) Linie ein)
2 Anfang und Ende, (Querbalken) (incidit hastam transversam – er schneidet die Querlinie ein)
3 Alpha (über dem Kreuz) (incidit supra hastam erectam litteram A– er schneidet über der aufrechten (Kreuz) Linie den Buchstaben A ein)
4 und Omega. (unter dem Kreuz) (incidit subtus hastam erectam litteram Omega– er schneidet unter der aufrechten (Kreuz) Linie den Buchstaben Omega ein)
Und so weiter, immer: „incidit“

5. Sein ist die Zeit „incidit“…
6 und die Ewigkeit. „incidit“…
7 Sein ist die Macht und die Herrlichkeit „incidit“…
8 in alle Ewigkeit. Amen. „incidit“…

Und das hat sich seit dem Missale Romanum, Editio typica, 1962 nicht verändert.
Der Weiheritus ist über Vatikan II nicht verändert worden.
Der Zelebrant schneidet ein in die Osterkerze, das Sinnbild des Leibes Christi nach der Auferstehung! Er schneidet Formen und Zahlen und Buchstaben ein.

Die fünf Weihrauchkörner:

In das eingeschnittene Kreuz
fügt der Priester fünf Weihrauchkörner ein; dabei spricht er:

Durch seine heiligen Wunden, (1)
die leuchten in Herrlichkeit, (2)
behüte uns (3)
und bewahre uns (4)
Christus, der Herr. Amen. (5)


Das sind acht plus fünf erhabene Weihesprüche, die in geradezu höhnischem Kontrast zur physischen Verletzung des Corpus der Kerze stehen. Mit Messergewalt wird das Erhabene hergerichtet. Was für eine Verhöhnung.

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Die Weihe der Osterkerze nach dem aktuellen deutschen Meßbuch:

Im aktuellen Schott finden wir heute diesen Ablauf unverändert - aber in der Darstellung vollkommen reduziert:

"Wo es Brauch ist, ritzt nun der Priester mit einem Griffel ein Kreuz in die Kerze, darüber zeichnet er den griechischen Buchstaben Alpha, darunter den Buchstaben Omega, zwischen die Kreuzarme schreibt er die Jahreszahl. Dabei spricht er:

"Christus, gestern und heute, (senkrechter Balken)
Anfang und Ende, (Querbalken)
Alpha (über dem Kreuz)
und Omega. (unter dem Kreuz)
Sein ist die Zeit (1. Ziffer)
und die Ewigkeit. (2. Ziffer)
Sein ist die Macht und die Herrlichkeit (3. Ziffer)
in alle Ewigkeit. Amen. (4. Ziffer)


In das eingeritzte Kreuz kann der Priester fünf Weihrauchkörner einfügen in nebenstehender Reihenfolge; dabei spricht er:

Durch seine heiligen Wunden, (1)
die leuchten in Herrlichkeit, (2)
behüte uns (3)
und bewahre uns (4)
Christus, der Herr. Amen.
(5) (Neues Messbuch

Auf deutsch klingt das alles allerdings viel harmloser als im Missale romanum. Ich habe lange gebraucht, bis ich verstanden habe, wie dieser Eindruck zustandekommt.
Der Ritus der Weihe der Osterkerze ist seit 1956 unverändert: Die 13 Schnitte in den Corpus und die 13 mächtigen Weiheworte bleiben über die Jahre unverändert.
Nur eines hat sich verändert: Die deutschen Meßbuchangeben dieser Weihe kaschieren den Ablauf gegenüber den Lesern:
Das geht so: Zu Beginn der Handlungserklärung wird nur einmal von „einritzen“ gesprochen. Danach werden nur die Verben „zeichnen“ und „schreiben“ für das Einschneiden der Zeichen verwendet.
Und – ganz wichtig – in der Beschreibung des Einzelablaufs werden die Tätigkeitsbeschreibungen nicht wiederholt.

In der deutschen SchottAusgabe fällt das Verb „schneiden“ weg.
Es ist nur die Rede von "(senkrechter Balken)
(Querbalken)
(über dem Kreuz)

(unter dem Kreuz)
(1. Ziffer)
(2. Ziffer)
(3. Ziffer)
und
(4. Ziffer).


Nur zu Beginn wird einmal von dem Einschneiden gesprochen, aber verharmlosend: "der Zelebrant "ritzt ein", ein bisschen, ganz sanft, und auch nur, wo das Brauch ist. Die griechischen Buchstaben werden "gezeichnet" und die Ziffern der Jahreszahl werden "geschrieben". Daß das alles mit einem Messer, einem Griffel, einem Stilett durchgeführt wird, wird nur am Anfang kurz erwähnt. Wir sind doch keine Barbaren in Deutschland. Und, ja, die Weihrauchkörner werden mit Löchern reingebort, aber das machen wir dann zu einer Kann-Bestimmung. Freiwllig. Wer will. Und wir sprechen auch dann nur von "einfügen".
Das grausame Schlachtfest ist damit in Nebel eingehüllt und alles ist nicht mehr so klar ausgedrückt. Tun muß es der Zelebrant schon noch, denn das steht nun mal im Missale romanum. Aber das sieht ja keiner. "Volk" sitzt ja in der Kirche und wartet, bis er kommt. Die kriegen das alles gar nicht mit.

Und was macht das Volksmissale, das große Meßbuch für "Volk" nach der alten Messe?
Martin Ramm schließt sich genau der hier beschriebenen vernebelnden Darstellung des aktuellen deutschen Meßbuchs an - er beschreibt sogar noch vernebelnder, indem er nicht mal mehr die Dinge nennt, die eingeschnitten werden, sondern nur noch die Zahlenfolge:

"Christus, gestern und heute, (1)
Anfang und Ende, (2)
Alpha (3)
und Omega. (4)
Sein ist die Zeit (5)
und die Ewigkeit. (6)
Sein ist die Herrlichkeit und die Herrschaft (7)
in alle Ewigkeit. Amen. (8)


Ramm trickst hier, um "Volk" die neue Weihe der Osterkerze unterzujubeln.
Dieses Nachmachen und sogar Überbieten des Vernebelns im offiziellen heutigen deutschen Meßbuch widert an. Es ist schlimm genug, daß die FSSP und die FSSPX diese neue Kerzenweihe übernommen haben. Aber daß er auch noch die Vernebelungen der heutigen Liturgieherausgeber mitmacht und übertrifft widerspricht seiner Aufgabe: Er hat die Liturgie nach dem Missale romanum von 1962 darzubieten. Diese haben wir oben bereits kennengelernt.
Der Titel des Rammschen "Volksmissale" wird damit zur Falschaussage: "Das vollständige römische Messbuch nach der Ordnung von 1962" (Ich beziehe mich auf die Ausgabe von 2015). Nein. Was die Osterkerze betrifft: "Das vollständige römische Messbuch nach der Ordnung des Deutschen Liturgischen Instituts von 2024 in einigen Punkte dessen Vernebelungen des Ritus übertreffend."

Diese Vernebelung gilt aber nur für "Volk". Die Priester der FSSP und der FSSPX habe natürlich die Texte des oben dargestellten Missale romanum von 1962 vor sich, wenn sie draußen vor der Kirche die Osterkerze weihen/metzeln. Auf denen basiert ja auch erklärtermaßen die Liturgie der FSSP - aber nicht für "Volk".

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Die Weihe der Osterkerze nach dem Missale Romanum von 1965

Ein Blick auf das Missale von 1965 soll nochmals den heute auch von den Traditionalisten so vernebelten Ritus deutlich machen und zeigen, wie auch drei Jahre nach dem Meßbuch von 1962, während Vatikan II, das Einschneiden streng durchgeführt wird:

Das Missale romanum von 1965: in der lateinischen Textfassung (= die römische) wird jede Aktion begleitet von dem Hinweis: "Incidit - er schneidet ein)- auf französisch mit "il grave"


Das Missale romanum von 1965 - Latein-französisch - die Abbildung oben, sagt, dass der Priester die Einschnitte mit einem Stilett durchführt. Stilett drückt noch klarer aus, um was es hier geht. Stilett.
Bei jedem Spruch wird das "incidit" genannt! Er schneidet ein. Er schneidet ein. Er schneidet ein.

Ein Stilett, un stylet

Und wer meint, das Einfügen der fünf Weihrauchkörner sei nicht mit Schnitten verbunden, der lese das Missale: Die Körner werden in die Löcher eingefügt! Hier wurde mit dem Messer gebohrt. Fünf Löcher.

Osterkerze

Die Rubriken sagen hier z.Bsp. 1962 und 1965:

„Die Einschneidungen/Einschnitte des Kreuzes und die anderen Zeichen können vorher in Farben oder auf jegliche andere Weise vorbereitet werden. Wenn die Einschnitte durchgeführt worden sind, dann reicht der Diakon dem Zelebranten die fünf Weihrauchkörner. (…) Dann drückt dieser die fünf Körner in die Löcher (in foramina) und spricht währenddessen:“


Danach schließt die Weihe der Osterkerze ab mit dem Segen und dem Weihegebet:

Die Weiheworte der kleinen Kerze und der Osterkerze "Lumen Christi gloriosae resurgentis dissipet tenebras cordis et mentis" werden in der deutschen Liturgie böswillig (ich glaube, das ist die richtige Bezeichnung dafür) falsch übersetzt:

Das Licht Christi erleuchtet im Deutschen nur "das Dunkel der Herzen". Der Geist wurde den Deutschen gestrichen!
Die Franzosen haben Glück.

Die französische Kirche feiert: "Das Licht Christi, auferstehend in der Glorie, zerstreut die Finsternisse des Herzens und des Geistes."

Und nicht einmal hier rettet Martin Ramm den "Geist" für die Deutschen. Er bietet ihnen in seinem Volksmeßbuch die falsche Übersetzung "...zerstreue die Finsternis von Herz und Sinn." Es ist eine Schande, was Martin Ramm hier bietet und wie er sich mit den Mächten unserer Zeit anbiedert.
Die Aussage, daß das Volksmeßbuch von Martin Ramm, der Ramm heute der neue Schott sei, das vollständige Schott Meßbuch von 1930 bis 1952 sei, ist der dümmste Satz, den man aussprechen kann. Er zeugt von völliger Unkenntnis der Sachlage.

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Die klassische moderne Osterkerze

So ungefähr würde das Ganze dann aussehen: Krakelig und wackelig, denn der Priester hat die Zeichen ja Freihand mit einem Messer ähnlichen Gegenstand in das Paraffin der Osterkerze eingeschnitten:

Nicht reale OsterKerze da Bildbearbeitung

Das ist die Osterkerze nach der neuen Vorgabe seit 1956. Theoretisch. Mit Bildbearbeitung.

Der Zelebrant darf vorher schon seine Schnitte vorbereiten er darf schon mal die Linien vorziehen und er darf auch schon Farben anbringen. Immerhin steht die Osterkerze das ganze Jahr über zentral im Kirchengeschehen. Und dennoch, trotz aller Vorbereitungen: Die 13 Schnitte werden per Hand geführt, das Ganze sieht nicht schön genug aus.

Und es kommt noch ein Problem dazu: Die heutigen Kerzen bestehen ja aus dem Erdöl-Abfallprodukt Paraffin (zu 90% bis 100%). Ich habe hier auf einer solchen Kerze (mit 90%) Paraffin die vorgeschriebenen Einschneidungen mit einem Griffel durchgeführt. Und habe meine Linienführung - wie erlaubt - vormarkiert.
Die fertige reale Osterkerze sieht so aus:

Die echte heutige Osterherze nach ihrer "Schnitt-Weihe"

Beim "Einschreiben" mit dem Griffel in das Paraffinwachs wird deutlich, daß wir es hier eben nicht mit Bienenwachs zu tun haben: das Paraffinwachs splittert im Schneiden, ganze Brocken fallen heraus (siehe neben der Kerze); das "Schreiben" der Buchstaben ist fast unmöglich: Während das Alpha noch erkennbar ist, ist unten beim Omega einer ganzer Brocken rausgefallen. Die Jahreszahlen muß man erraten. Bei jeder Rundung fallen ganze Paraffinstücke heraus. Für die Weihrauchkörner habe ich extra tief ins Wachs gebohrt, sie fallen aber trotzdem immer wieder heraus, sobald ich die Kerze aufstelle - man muß wohl mit einem Klebstoff arbeiten.

Das Sinnbild des Leibes der Auferstehung Christi sieht nach diesem Weihe-Schneidemetzel schrechlich nach Schneidemetzel aus. Eine Liturgiereform auf Irrwegen trifft auf eine qualitative Entwertung der Substanz der Osterkerze (Paraffin).

"Volk" würde sehen, daß mit dieser Kerzenweihe etwas nicht stimmen kann, wenn die Osterkerze unverhüllt in das Kirchenschiff getragen würde. Und so das ganze Jahr über immer wieder zentral stehen würde.
Das ist ja ein Massaker! Alle würden sagen: Da stimmt was nicht.

Es muß dieser schreckliche Anblick mit einer schönen und gefälligen Fassade bedeckt werden, die man "Volk", das drinnen in der Kirche wartet, vorzeigen kann. Die Schnittwunden im Wachscorpus müssen versteckt werden.

Und das geschieht, indem einfach ein schöner, ästhetischer Kreuzaufbau als Fassade die Schnitte im Wachs-Corpus überdeckt: Die „klassische“ moderne Osterkerze. Über den Schnittwunden des Gemetzels am Wachscorpus eine faszinierend schöne künstlerische Kreuzgestaltung. Etwas mit künstlerischer Ausstrahlung.

Osterkerze Osnabrücker Dom (Ausschnitt)

Ein großes, richtig schönes, vorgefertigtes Kreuz wird auf der Kerze mit schönen Buchstaben und Zahlen auf dem Paraffin-Corpus befestigt.

Dann haben wir noch das Problem der fünf Weihrauchkörner; falls da jemand danach fragt: Die packen wir einfach in große Nägel mit denen das Kreuz schon bei der Produktion eingeschlagen wird. Und dann denken die Leute, das sind die fünf Nägel von Christi Kreuz. Stimmt zwar nicht, aber macht nichts.
Und wenn doch einer fragt, dann sagen wir: Die Nägel sind gar keine Nägel, sondern Weihrauchkörner; Weihrauch-Körner-Nägel! Ja, die Nagelstifte, die man einschlägt, sind schon oft aus Eisen; das müssen wir aber nicht sagen. Es reicht, wenn "Volk" erfährt, daß die Nägel aus Wachs sind. Paraffin müssen wir ja nicht sagen.

So etwa; das kann man kaufen:. Aus dem Angebotskatalog einer Ladens für religiöse Artikel
Nagel für die Osterkerze aus dem Verkaufssortiment

Die Weihrauchnägel - eine neue Erfindung

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Varianten der Kerzenweihe

Die Zelebranten haben etliche Möglichkeiten vorzugehen:

1. Entweder sie führen die vorgeschriebene Schneidevorschrift streng mit richtigen, tiefen, sichtbaren Einschnitten in den Corpus durch. Eventuell vorgefärbten Formen. Und fügen die fünf Weihrauchkörner ein. Das wäre die liturgisch korrekte Osterkerzenweihe. Die Einschnitte wären sichtbar.

Solche Priester finden sich selten, denn das wäre ihre Osterkerze: Das ist zwar die echte neue Osterkerze, aber damit machen sie sich nicht beliebt. Auch wenn sie da nochmal mit Farbstiften drübergehen.

2. Oder sie fügen nach dem Schneideritual die große, schöne Kreuz-Nagel-Jahreszahl-Konstruktion über ihre Schnittlinien. Die können geschnitten oder auch nur angedeutet werden.
Es kann aber auch vorkommen, daß das vorgeschriebene Schneideritual überhaupt nicht ausgeführt wird, oder nur gestisch angedeutet wird. Das merkt ohnehin keiner.
Danach setzen sie bei den Weiheworten "Per sua sancta vulnera ..." jeweils den entsprechenden Nagel ein, der laut Firma ein Weihrauchkorn in dem oberen Bereich enthalten soll. Und den man Weihrauchnagel nennt.
Das heißt: "Per sua sancta vulnera ..."und der Zelebrant setzt den obersten Weihrauchnagel ein.usf
Das ist wohl momentan die beliebeste Methode.

Daß sie nicht dem römischen Missale romanum entspricht, ist wohl ohnehin egal.

Osterkerze

Die Kirche wird abgedunkelt wenn die Osterkerze kommt

Wenn der so durch die schöne Fassade der Kreuzvorrichtung über dem Schnittegemetzel verdeckte Corpus der Osterkerze hergerichtet ist, und die Weihe beendet, dann betritt die Prozession mit der Osterkerze das Kirchenschiff. Der deutsche Schott spricht ja in seinen Rubriken von der "Bereitung der Osterkerze" so als würde man in einer Küche eine Speise bereiten.

"Das Sinnbild des Auferstehungsleibs Christi, die Osterkerze, ist nun bereitet!" - Man spürt förmlich, wer diesen Satz sagt! Der Schott, Deutsches Meßbuch, aktuell: Erzabtei Beuron und Deutsches Liturgisches Institut
Wir haben Gott hergerichtet mit unseren Messern! Und jetzt ziert eine schöne Kreuzattrappe die 13 Schnittwunden. Die Einschnitte sind gefällig überdeckt mit Kunstvollem.

Mit dem Kommen der Osterkerze wird der Kirchenraum verdunkelt! Alle Lichter erlöschen, wenn die Osterkerze kommt.
Nicht vorher ! (siehe Rubriken des Missale romanum, 62, 65)

Fazit: Die heute offiziell vorgeschriebene Weihe der Osterkerze ist grundsätzlich verwerflich und sie findet in einem liturgischen Chaos statt.
Wenn jemand fragt, ob diese Weihe der Osterkerze noch gültig ist, dann kann ich ihr/ihm nur empfehlen, sich den ganzen Ablauf wirklich vor die Seele zu stellen.
Die einzige Frage, die sich mir stellt , ist: „In wessen Auftrag wird dieses Gemetzel am Sinnbild des Leibes Christi nach der Auferstehung vollzogen?“ An den wirklichen Auferstehungsleib Christi kommt dieses Wesen ja nicht heran.

Und:
Über all dem steht die große Frage:

Wie kommt ihr dazu, dem Leib eures Gottes nach der Auferstehung Schnittwunden zuzufügen und tiefe Löcher reinzubohren?
Wessen Geistes Kinder seid ihr denn?


Erzbischof Bugnini wußte 1948 wo der Schnitt angesetzt werden mußte, um die Kirche in ihrem Herzen zu treffen: Im Herzbereich der Liturgie und das ist die heilige Woche mit deren Zentrum, der Weihe der Osterkerze in der Osterfeier des Karsamstags.
Deshalb ist es für mich ganz besonders bestürzend zu sehen, daß sowohl die Petrusbruderschaft als auch die Piusbruderschaft diesen unendlich vernichtenden Anschlag auf die Kirche mitmachen und ich bin angewidert, wenn ich Martin Ramms Volksmissale in der Hand habe und sehe, daß er all diese tiefbösen Angriffe gegen den Auferstehungsleib Christi mitmacht und diesen ganzen Bugnini-Weihvorgang affirmativ unterstützt - und sich nicht scheut, Plastik- oder Paraffin-Nägel zu segnen, von denen er annimmt, daß da Weihrauchkörner drin sind und deren Qualität er nicht überprüfen konnte:

"Dann besprengt und inzensiert der Zelebrant fünf Weihrauchkörner, die gewöhnlich mit Wachs umgeben sind und die Form von Nägeln haben, und setzt sie in die Osterkerze ein: Durch seine hl. Wunden etc" (Volksmissale, Ramm)

Die Weihrauchnägel - eine neue Erfindung

Martin Ramm beschreibt hier "fünf Weihrauchkörner, die gewöhnlich mit Wachs umgeben sind und die Form von Nägeln haben". Ich glaube, ich verrate kein Geheimnis, wenn ich daran erinnere, daß es mit dem Weihrauch die gleiche Bewandnis hat, wie mit dem Wachs: Wir finden alle möglichen Qualitätsstufen. Wie wir beim Wachs Qualitätsstufen haben, die von wiederverarbeiteten Altölresten gehen (Paraffinsorten) bis hin zu edelstem echtem Bio-Bienenwachs, ebenso finden wir beim Weihrauch riesengroße Qualitätsunterschiede. Und während die Osterkerzen-Produzenten oft die Zusammensetzung des verwendeten Wachses angeben, habe ich noch nie Angaben zur WeihrauchQualität gesehen. In diesen schönen roten Wachshüllen ist also irgendwas drin, was mit Weihrauch zu tun hat. Wenn diese Herren bei der Qualität der verwendeten Hostien und des Altarweins genauso großzügig vorgehen, dann viel Spaß.
Und wenn in diesen schönen roten Wachsweihrauchnägeln gar keine Weihrauchkörner drin sind? Das kann ja niemand kontrollieren, denn man müßte dazu ja die roten WachsKugelWeihrauchNägel aufschneiden. Oder vielleicht ist nur in jedem fünften oder zwanzigsten? Dann hält man den Leuten das ganze Jahr über eine Osterkerze hin, die gar keine ist.

Und diese Nägel scheinen ihm auch ganz harmlos: sie werden in die Kerze "eingesetzt". Das ist wie zuvor, wo ihm das "Schneiden in den Corpus" zum "Zeichnen und Schreiben auf dem Wachs" wurde. Das sind alles euphemistische Formulierungen, die die tatsächliche Brutalität des Vorgangs kaschieren und damit Bugninis Kerzenweihe unterstützen und mitmachen.

Wessen Geistes Kinder seid ihr denn, wenn ihr so etwas mitmacht?

Auch wenn "Volk" liturgisch zu unbgebildet ist, um diese Abläufe von sich aus zu durchschauen, ihr Priester könnt es verstehen. Und ihr macht mit. Diejenigen, die sich traditionalistische Priesterbruderschaften nennen. Wo hat der Herr zu euch gesagt, ihr sollt in seinen Auferstehungsleib hineinschneiden und Löcher bohren?! Ihr kennt die wahre tridentinische Weihe der Osterkerze genau! Ihr wißt, wie es richtig sein muß.
Aber das Wahre hätte seinen Preis. Und den muß man zu zahlen bereit sein.

Osterkerze

Die klassische moderne Osterkerze als deutsche Krankheit

Es scheint sich bei der klassischen modernen Osterkerze mit ihren fünf riesen Weihrauchnägeln wohl um eine deutsche Krankheit zu handeln. Wir finden sie im modernen Deutschland und Regionen, die mit seiner Kirche in Kontakt kamen.
Andere Ländern scheinen von dieser Krankheit nicht befallen zu werden - zumindest was die fünf riesen Weihrauchnägel betrifft. Hier ein Link zu Osterkerzen in anderen Ländern:

Frankreich - Le Cierge Pascal: Le cierge pascal : histoire, usages et symboles liturgiques dans la religion catholique Keine Nägel, Es fällt die aesthetisch hochwertige Gestaltung des Kreuzes auf.

Spanien: Cirio Pascual: CIRIOS, VELAS Y VELONES archivos - Artículos Religiosos Ultreya

Auffällig ist hier die große Vielfalt. Nägel sind nicht üblich.

Ebenso Italien: Ceri pasquali - Candele - Liturgico

Damit hat sich die Kritik an dem heutigen Weiheritual der Osterkerze nicht erledigt. Aber zumindest der Insult der fünf riesen Weihrauchnägel findet sich hier nicht.

Der lichtvolle Ausblick auf die rechte Weihe der Osterkerze

All diese liturgischen Verirrungen sind die Ergebnisse der menschlichen Hybris, die meinte, man könne mal so unter der Führung Erzbischof Bugninis in Arbeitsgruppen zwischen 1948 und 1975 die Liturgie der katholischen Kirche auf Bestellung neu schreiben lassen.

Die Rettung aus den liturgischen Irrwegen und Abgründen, in die Bugninis beauftragte Spezialisten die Kirche 20 Jahre lang hineinführten, ist ein Zurück zur tridentinischen Liturgie. Zu derjenigen Liturgie, die über viele Jahrhunderte hinweg durch das Walten des heiligen Geistes erschaffen wurde und seit dem tridentinischen Konzil unveränderlich festgelegt ist.

Und deshalb will ich mit dem Blick auf die tridentinische Osterkerzen-Weihe abschließen, wie sie bis 1955 allein gültig war:

Tridentinische Osterkerze

Mit den Worten der Beuroner Erläuterungen von 1921 erfahren wir eine Wahrheit über die Osterkerze und ihre Weihe, zu der wir zurückfinden müssen:

“Das schöne Sinnbild Christi ist die Osterkerze, deren Weihe eine besondere Zierde der Ostervigil bildet. Sie ist das Bild des auferstandenen Christus, der lichtstrahlend in Herrlichkeit das Grab verließ. Das Wachs bedeutet seinen reinsten, heiligsten Leib, der Docht seine Seele, die Flamme seine Gottheit.““ („Liturgie der Karwoche“, M. Schaller, OSB, Erzabtei Beuron, 1921)

Die Osterkerze versinnbildlicht den Leib des Herrn nach der Auferstehung. In diesem trägt er die fünf Wundmale weiterhin in Glorie. Diese werden von den fünf Weihrauchkörnern symbolisiert, die an der Kerze in der tridentinischen Weihe z.B. nur „angefügt“ werden, niemals geschnitten.

Die tridentinische Osterkerze

Ich habe diesen tridentinischen Ritus hier beschrieben: Die Osterkerze und ihre tridentinischen Weihe-Gebete

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Hier habe ich die tridentinische Osterkerze beschrieben, wie sie bis 1955 offiziell vorgeschrieben war Die Osterkerze und ihre tridentinischen Weihe-Gebete

Und hier die Tridentinische Osterfeier: Die tridentinische…

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Gerne lese ich private Kommentare im Chat und beantworte Fragen

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