Guntherus de Thuringia
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[122] Das Leben Jesu nach den vier Evangelisten

3. Das Gastmahl im Hause eines Pharisäers

A. D i e H e i l u n g d e s W a s s e r s ü c h t i g e n a m S a b b a t e

(Luk. 14, 1-6)

[ Jesus heilt einen Wassersüchtigen am Sabbat ]

An einem Sabbate trat Jesus in das Haus eines Obersten der Pharisäer, um zu speisen. Sie aber beobachteten ihn genau. Es stand nun ein Wassersüchtiger vor ihm. Da nahm Jesus das Wort und sprach zu den Gesetzeslehrern und Pharisäern: „Ist es erlaubt, am Sabbate zu heilen?“ Sie aber schwiegen. Da fasste er den Mann an, heilte ihn und entließ ihn. Hierauf nahm er wieder das Wort und sprach zu ihnen: „Wer von euch, dessen Esel oder Ochs in einen Brunnen gefallen, würde ihn nicht sogleich am Tage des Sabbats herausziehen?“ Darauf konnten sie ihm nicht antworten.

B. D a s G l e i c h n i s v o n d e n e r s t e n P l ä t z e n b e i m G a s t m a h l e

(Luk. 14, 7-11)

Er sagte aber zu den Geladenen auch ein Gleichnis; denn er bemerkte, wie sie sich die ersten Plätze wählten. Er sprach also zu ihnen: „Wenn du zur Hochzeit geladen bist, so lass dich nicht auf dem ersten Platze nieder, damit nicht, wenn etwa ein Vornehmerer als du von ihm geladen wäre, der, welcher dich und ihn geladen hat, komme und zu dir sage: Mache diesem hier Platz! und du alsdann mit Beschämung den letzten Platz einnehmen müssest. Sondern wenn du geladen bist, geh und nimm den letzten Platz, damit, wenn der kommt, der dich geladen hat, er zu dir sage: Freund, rücke weiter hinauf! Dann wirst du Ehre haben vor den Tischgenossen. Denn ein jeder, der sich selbst erhöht, wird erniedrigt, und wer sich selbst erniedrigt, wird erhöht werden.“

C. D i e E i n l a d u n g d e r A r m e n

(Luk. 14, 12-14)

Er sprach auch zu dem, der ihn geladen hatte: „Wenn du ein Frühmal oder ein Abendmahl gibst, so lade nicht deine Freunde ein noch deine Brüder noch Verwandte noch reiche Nachbarn, damit sie dich nicht etwa wieder einladen, und dir wiedervergolten werde; sondern, wenn du ein Gastmahl gibst, so lade Arme, Schwache, Lahme und Blinde ein, und selig wirst du sein, weil sie dir nicht wiedervergelten können; denn es wird dir vergolten werden bei der Auferstehung der Gerechten.“

D. D i e P a r a b e l v o m g r o ß e n A b e n d m a h l e

(Luk. 14, 15-24)

[ Das Gleichnis vom großen Abendmahl. Krönungsevangeliar Speyer ]

Als einer von den Tischgenossen dieses hörte, sagte er zu Jesus: „Selig, wer da im Reiche Gottes speisen wird.“ Er aber sprach zu ihm: „Ein Mann bereitete ein großes Abendmahl und lud viele dazu ein. Zur Stunde des Abendmahles sandte er seinen Knecht, um den Geladenen zu sagen, sie möchten kommen; es sei schon alles bereit. Es fingen aber alle zumal an, sich zu entschuldigen. Der erste sagte zu ihm: Ich habe ein Landgut gekauft und muss notwendig hingehen, es in Augenschein zu nehmen; ich bitte dich, halte mich für entschuldigt. Ein zweiter sagte: Ich habe fünf Joch Ochsen gekauft und gehe nun hin, sie zu prüfen; ich bitte dich, halte mich für entschuldigt. Ein dritter sagte: Ich habe ein Weib genommen, und darum kann ich nicht kommen. Der Knecht kam zurück und berichtete dieses seinem Herrn. Da ward der Hausvater zornig und sagte zu seinem Knechte: Geh schnell hinaus auf die Straßen und Gassen der Stadt und führe die Armen, Schwachen, Lahmen und Blinden hier herein. Der Knecht meldete hernach: Herr! es ist geschehen. Da sagte der Herr zu dem Knechte: Geh hinaus auf die Landstraßen und an die Zäune und nötige sie hereinzukommen, damit mein Haus voll werde. Ich sage euch aber, keiner von den Männern, die geladen waren, wird mein Mahl verkosten.“

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