Tina 13
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„Mit meiner eigenen Hände Arbeit kann ich es nicht mehr schaffen“

Leserbrief eines Maurers: „Mit meiner eigenen Hände Arbeit kann ich es nicht mehr schaffen“

Die NIUS-Redaktion hat ein Leserbrief erreicht. Wir geben ihn hier anonymisiert wieder, weil er uns so berührt hat. Ein Maurer (36) spart 80.000 Euro, um ein Haus zu bauen – und bekommt nicht mal einen Kredit.

Hier erzählt er seine Geschichte:


„Ich bin 36 Jahre alt und bin in der beschaulichen Stadt Nördlingen in Bayern geboren und aufgewachsen. Wir waren fünf Kinder – zwei Mädchen, drei Jungen, ich bin der jüngste. Meine Eltern haben sich einen Traum erfüllt, indem sie sich und für uns Kinder ein Haus bauten, dort bin ich groß geworden. Es gab viele Entbehrungen für diesen Traum, auch für uns Kinder. Mein Vater arbeitete sechs Tage die Woche, meine Mutter, gelernte Friseuse, kümmerte sich um Haus und Kinder und schnitt unsere Haare bei uns im Keller. Es war ein Alltag voller Arbeit und Entbehrungen, aber wir waren sehr glücklich in unserer großen Familie. Im Sommer ging es jeden Sonntag ab an einen See in der Nähe, wo viele Freunde und Verwandte warteten: grillen, spielen, baden – es war ein kleines Stück Himmel auf Erden.

Mit 15 Jahren begann ich meine Ausbildung zum Maurer, die ich abschloss und weiter in meinen Beruf arbeitete. Mit 19 Jahren wurde ich zur Bundeswehr eingezogen! Eine tolle Zeit, geprägt von Kameradschaft, Zusammenhalt und ein weiterer Schritt hinaus über den Tellerrand meiner kleinen Welt. Raus aus dem Bund wieder rein ins Arbeitsleben. Ich war nie zu Großem bestimmt. Ich liebe meine Arbeit und führe auch ein Trupp als Vorarbeiter an, was für mich die Erfüllung meines beruflichen Glücks ist.

Durch meinen Beruf und natürlich durch das Aufwachsen in einem Haus war klar: Irgendwann will ich mir selbst den Traum von den eigenen vier Wänden mit Frau und Kind erfüllen. Die Liebe meines Lebens habe ich gefunden, und auch der Nachwuchs wird dieses Jahr im Oktober kommen, aber leider fehlt es am Platz: Wir leben in einer 60 Quadratmeter kleinen Wohnung mit Hund. Früher kein Problem, aber mit Nachwuchs wird’s dann eng.

Also machte ich mich auf den Weg vom Baugrundstück zu Altbau, von Altbau zu Neubau usw. Keine Chance: Entweder bekommen wir keinen Platz wegen zu vieler Bewerber. Oder, wie jetzt aktuell, bekomme ich kein beziehungsweise zu wenig Geld. Bei meinem Verdienst von 2400 Euro netto und durch das Eltern- und Kindergeld meiner Frau kommen wir zusammen auf 3250 Euro. Zu wenig für einen Kredit, obwohl wir uns inzwischen ein Eigenkapital von 80.000 Euro angespart haben. Das Schlimme ist, dass es für nichts reicht. Gute Wohnungen bekommt man sehr schwer bis gar nicht. Und durch seiner Hände Arbeit schafft man es heutzutage nicht mehr, sich das kleine Glück vom Eigenheim zu bauen – und das als Maurer!“


Zum Schluss das traurige Fazit: „Was hat diese Regierung nur mit uns gemacht! Für jeden ist Geld da, nur für die Leute, die arbeiten gehen, ist zu wenig da. Die Preise steigen und steigen, und kein Ende ist in Sicht.“

Leserbrief eines Maurers: „Mit meiner eigenen Hände Arbeit kann ich es nicht mehr schaffen
Mara2015
Ich bin in den 60ern aufgewachsen. Damals konnten sogar Arbeiterfamilien Einfamilienhäuser bauen. Es war eine familienfreundliche Zeit. Das Einkommen der Familienväter hat noch zum Leben gereicht. Die Mütter waren zuhause und für ihre Kinder da. Einige haben Heimarbeiten gemacht, wenn die Kinder in der Schule waren.
Ich bin unendlich dankbar für die Geborgenheit, die ich als Kind und Jugendliche …Mehr
Ich bin in den 60ern aufgewachsen. Damals konnten sogar Arbeiterfamilien Einfamilienhäuser bauen. Es war eine familienfreundliche Zeit. Das Einkommen der Familienväter hat noch zum Leben gereicht. Die Mütter waren zuhause und für ihre Kinder da. Einige haben Heimarbeiten gemacht, wenn die Kinder in der Schule waren.
Ich bin unendlich dankbar für die Geborgenheit, die ich als Kind und Jugendliche damals erleben durfte.
V. A. T.
eine Sache hat sich seit den 60er stark verändert: Es gab zwischenzeitlich einen unglaublichen Produktivitätsfortschritt
Karin Zimmer
Wirklich ganz schrecklich und leider kein Einzelfall. Als alleinstehende Krankenschwester kann man sich heute auch keine 2-Zimmerwohnung mehr leisten, aber schuften darf man rund um die Uhr. 😭 😭
Tina 13
😭😭😭