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Deutschlands Seenparadies, das kaum jemand kennt

Die Feldberger Seenlandschaft setzt sich aus mehreren traumhaften Seen zusammen. Hier im Foto: der Schmale Luzin. Foto: picture alliance / DUMONT Bildarchiv

Robin HartmannFreier

Die Feldberger Seenlandschaft in Mecklenburg-Vorpommern ist ein Paradies für Naturfreunde – und dabei gar nicht so weit entfernt von Berlin oder Hamburg. Hier findet man uralte Buchenwälder, kristallblaue Seen, romantische Dörfer und freundliche Einheimische mit sympathischem Dialekt. Und kann mit etwas Glück den König der Lüfte beobachten.

Das Elektroboot „De groot Luzin“ gleitet nahezu geräuschlos über das Wasser, als sich von rechts ein Schwan neugierig nähert. „Das ist Arthur“, sagt Frank Berg, unser Kapitän, der auch zertifizierter Natur- und Landschaftsführer ist. „Arthur wurde von seiner Frau Marie verlassen – für einen Jüngeren.“ Mitleidiges Seufzen nicht nur bei den älteren Damen an Bord, während Arthur ein paar Brotkrumen von Kapitän Berg bekommt und das Boot sich langsam weiter seinen Weg über den Haussee bahnt, hinein in die malerische Natur der Feldberger Seenlandschaft.

Wie der Name schon vermuten lässt, sind die zahlreichen Gewässer des Naturparks auch sein größter Schatz, sie tragen so kauzige Namen wie Breiter Luzin, Schmaler Luzin und Lütter See und sind allesamt Gewässer, die durch den Rückzug der Eiszeit entstanden. Rundherum schmiegen sich in die hügelige, bewaldete Landschaft kleine romantische Dörfer wie Feldberg, Carwitz und Krumbeck, in denen die Zeit stehen geblieben zu sein scheint – und doch befindet sich die Feldberger Seenlandschaft nur ein paar Fahrstunden von den Millionen-Metropolen Berlin oder Hamburg entfernt, an der Grenze zwischen Mecklenburg-Vorpommern und Brandenburg. Wer Erholung in einer überwältigenden Naturkulisse sucht, der kann hier ein malerisches Paradies aus Wäldern und Wasser entdecken.

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Feldberger Seenlandschaft ist reich an Natur-Highlights

Eine (Kurz-)Reise startet man am besten von Feldberg aus, das so etwas wie die Hauptstadt des Naturparks ist: Viele der Wander- und Radwege durch die Region starten oder verlaufen hier, zudem kann man nicht nur bei Anbietern wie „Boots-Berg“ mit einem Ausflugsschiff ablegen, sondern auch mit einem Kanu, Kajak oder Floß die zahlreichen Gewässer selbst erkunden – viele von ihnen sind durch urtümliche kleine Kanäle verbunden, die einst der Flößerei dienten, und in deren Ufern heute nicht selten Eisvögel nisten. Das Wasser hat besonders im Schmalen Luzin, der auf seinen sieben Kilometern Länge oft anmutet wie ein Fluss, eine geradezu überirdische Färbung, die durch von der Sonne reflektierte Kalkpartikel entsteht. Sein „großer Bruder“, der Breite Luzin, ist mit bis zu über 60 Metern der zweittiefste See in ganz Mecklenburg-Vorpommern.

Blick über den Haussee auf die Stadt Feldberg
Foto: picture alliance / Zoonar | Rico Ködder

Gemeinsam mit den zahlreichen anderen Seen sind sie Heimat zahlloser Fisch- und Pflanzenarten, sogar der für ausgestorben gehaltene eiszeitliche Fisch Ostgroppe wurde hier nachgewiesen – deutschlandweit einmalig. Dementsprechend sind die Gewässer auch ein wahres Paradies für Angler, denn der Bestand ist sehr gut und wird zudem durch die Tatsache geschont, dass zahlreiche Schiffe nur mit Elektromotor fahren (dürfen). Ein anderes Naturhighlight ist die Süßwasserkoralle, die eigentlich ein Schwamm ist und sich bevorzugt rund um umgestürzte Bäume ansiedelt. Durch ihre Tiefe bieten die Seen für Badegäste auch an heißen Sommertagen eine willkommene Abkühlung, und das sowohl an einsamen Buchten mitten im Wald als auch den diversen großen und kleinen Campingplätzen.

Landschaft als Inspiration

Ein weiterer kapitaler Trumpf der Feldberger Seenlandschaft sind ihre tiefen, urtümlichen Wälder, die zumindest rund um Feldberg größtenteils sich selbst überlassen werden. Der berühmteste von ihnen ist der Buchenwald „Heilige Hallen“, der älteste seiner Art in ganz Deutschland, der aufgrund seiner mächtigen Baumwipfel an eine Kathedrale erinnert.

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Überhaupt findet sich hier ein ungewöhnlich hoher Anteil an Laubbäumen in den Wäldern, die zu gemächlichen Spaziergängen einladen – so zum Beispiel der Rundweg von Feldberg aus über den Schmalen Luzin und Carwitz, der direkt am Seeufer verläuft und mitten durch die Landschaft führt, in der immer noch Steine herumliegen, die die Eiszeit einst aus Skandinavien herüber geschleift hat. Eine Besonderheit ist auf der Strecke das Gasthaus mit der Luzinfähre, einem kleinen Kahn, der Reisende mittels einer per Hand betriebenen Seilwinde von Ufer zu Ufer übersetzt.

Das Hans-Fallada-Haus in Carwitz Foto: picture alliance/dpa | Bernd Wüstneck

See-Adler und Wasserski

Wer etwas über die Natur lernen und zudem mit etwas Glück noch Tiere beobachten möchte, der sollte mit dem eingangs vorgestellten Kapitän Berg auf eine seiner Bootstouren gehen, die dieser zumindest im Sommer täglich anbietet. Eine Reservierung ist aufgrund der hohen Nachfrage unbedingt empfehlenswert. Berg ist eines dieser menschlichen Unikate, die die Region so einzigartig machen: Alle seine Boote hat er selbst gebaut, und über die umliegende Landschaft sowie ihre Flora und Fauna weiß er, gerne auch in sympathisch plattdeutschem Dialekt, derart viel zu erzählen, dass einem am Ende regelrecht der Kopf schwirrt. Doch das alles ist vergessen, wenn er mitten in die grünen Baumwipfel zeigt und man selbst mit einem Fernglas einen stattlichen Adlerhorst erspäht, wo die Jungvögel gerade von ihren Eltern gefüttert werden.

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Ebenfalls entdecken kann man Störche, Gänse und insgesamt 140 Brutvogelarten. Dazu kommen im Wasser auch Fischotter und Biber vor – für Erstere hat man sogar spezielle Stege gebaut, um ihnen die Wanderung von See zu See zu erleichtern. Bei gutem Wetter gibt es aber mitunter auch noch eine andere Attraktion zu bestaunen, denn Feldberg ist seit 1961 eine Kultstätte für Wasserski-Fahrer: Die kleine Region, die kaum 5000 Einwohner zählt, hat bereits mehrere Welt- und Europameister hervorgebracht. Glaubt man Einheimischen, hätte auch Kapitän Berg einst wohl das Talent für einen ganz großen Titel gehabt, hätten ihn nicht Verletzungen ausgebremst.

Blick auf den Brückentinsee, der zum Naturpark Feldberger Seenlandschaft zählt Foto: picture alliance / blickwinkel/H. Blossey
Ein einmaliges Grill-Erlebnis

Auch die Kulinarik kommt in Feldberg nicht zu kurz, und natürlich dreht sich hier wieder vieles um den allgegenwärtigen Fisch. Auf der Halbinsel Amtswerder kann man zwischen gleich mehreren Imbissen und Restaurants wählen, die das Beste aus den heimischen Seen auf den Tisch bringen – das dann teilweise allerdings zu stattlichen Preisen. Im Gasthof Tenzo kann man eine gute Küche mit regionalen Zutaten genießen, sollte vom Fisch meiner Erfahrung nach allerdings die Finger lassen: Wer braucht denn grätigen importierten Hornhecht, wenn das Gute so nahe liegt? Im Restaurant-Garten sitzt es sich sehr schön, die Preise hier sind allerdings noch einmal um einiges gesalzener als im Durchschnitt ohnehin schon.

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Eine echte Skurrilität ist das Puten-Essen im urigen „Stieglitzenkrug“: In der warmen Jahreszeit werden hier jeden Samstag gleich mehrere Vögel stundenlang über offenem Feuer bis zur Perfektion geröstet und das zarte Fleisch förmlich vom Knochen fällt – ich habe noch nie so gut Pute gegessen wie hier, zumal zu den Bergen an Geflügel auch noch hausgemachtes Brot und Salate kommen. Zum Glück kann man dank der sehr fairen Preise hinterher auch noch einen Aquavit bestellen, um wieder zu Atem zu kommen. Unbedingt im Voraus reservieren, der „Stieglitzenkrug“ ist eine absolute kulinarische Instanz.

Geheimtipps von Einheimischen

Gäste können für die Feldberger Seenlandschaft aus zahlreichen bezahlbaren Unterkünften wählen. Bei Google findet man zudem eine ganze Auswahl erschwinglicher Campingplätze, die teilweise direkt am Wasser liegen. Wer es exklusiver und sehr stilvoll mag, kann im Hotel „Haus Seenland“ übernachten. Appartements mit viel Holz und einem tollen Blick auf den Haussee erwarten die Gäste, und mit etwas Glück kann man hier sogar Rehe mit ihren Kitzen beobachten, die durch den hoteleigenen Garten streifen. Das Haus beherbergt außerdem ein Café sowie ein Bar-Restaurant, das abends auch gerne mal Sportereignisse auf Leinwand zeigt.

Die Luzinfähre ist ein einmaliges skuriles Erlebnis und bringt Besucher auf dem Schmalen Luzin von einem Ufer zum anderen
Foto: picture alliance / Jens Büttner/dpa-Zentralbild/ZB | Jens Büttner

Zugegeben, im Hochsommer ist man in der Feldberger Seenlandschaft selten allein, dann fallen auch hier Tausende Urlauber ein. Wer einen Blick auf die Hotelpreise wirft, wird allerdings merken, dass hier vielerorts als Hochsaison nur der Juli und der August gelten. Bei unserem Besuch im Mai war es jedenfalls alles andere als überfüllt, und ein weiterer freundlicher Einheimischer teilte mit uns sogar seinen ganz persönlichen Geheimtipp, nämlich den Herbst: Dann seien die Blätter herrlich bunt und die Landschaft noch romantischer, zudem gebe es dann weniger Besucher. Willkommen in der Feldberger Seenlandschaft, wo Ruhe und Natur noch wirklich großgeschrieben werden.

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Alle wichtigen Orte in der Feldberger Seenlandschaft auf einen Blick:

Feldberg
Carwitz
Krumbeck
Schiffstouren und Verleih Boots-Berg
Buchenwald „Heilige Hallen“
Luzinfähre am Schmalen Luzin
Hans-Fallada-Haus in Carwitz
Kurpark Feldberg
Reiher-Berg bei Feldberg
Gasthof Tenzo
Stieglitzenkrug
Haus Seenland

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