michael7
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„Franziskus spricht mit allen“ – Tut er das?
Spadaro schreibt in Vida Nueva, daß die „Bergoglianische Aktion“, wie er es nennt, also das Handeln von Franziskus, angesichts der Probleme der Welt darin bestehe, den Dialog „mit allen“ zu fördern. Diese Position, so der Jesuit, stehe jedoch im „starken Widerspruch“ zu den Vorstellungen jener, die behaupten, für die „christlichen Werte“ einzutreten. …Mehr
„Franziskus spricht mit allen“ – Tut er das?
Spadaro schreibt in Vida Nueva, daß die „Bergoglianische Aktion“, wie er es nennt, also das Handeln von Franziskus, angesichts der Probleme der Welt darin bestehe, den Dialog „mit allen“ zu fördern. Diese Position, so der Jesuit, stehe jedoch im „starken Widerspruch“ zu den Vorstellungen jener, die behaupten, für die „christlichen Werte“ einzutreten.
Man ist als Leser verwirrt. Wie ist das zu verstehen?
Spadaro begeht letztlich denselben Angriff gegen die Kirche und ihre Autorität, der in der Vergangenheit von kirchenfernen Kreisen begangen wurde, die polemisch Christen vorwarfen, „selbsternannte“ Christen zu sein. Wer aber vertritt die christlichen Werte in der Gesellschaft, wenn selbst Kirchenvertreter aus polemischen Gründen den Christen diesen Anspruch absprechen, als seien christliche Werte entweder gar nicht faßbar oder zumindest nicht näher definiert. Letztere Vorstellung ist stark in Mode in einer Zeit, in der der Relativismus den Ton angibt.
Spadaro wird noch schärfer. Er wirft jenen vor, die in der Öffentlichkeit noch für christliche Wert eintreten, „eine Sakralität der Macht“ verteidigen zu wollen, aber „die Barmherzigkeit zu vergessen“.
Um ehrlich zu sein, läßt sich bestenfalls erahnen, was der Vertraute von Franziskus hier meinen könnte, und es erinnert im ersten Teil sehr an das, was der britischer Philosoph Roger Scruton abschätzig als „marxistisches Kauderwelsch“ bezeichnete.
Was Spadaro in der knappen Aussage aber schafft, ist, die Christenheit gleich mehrfach auseinanderzudividieren. Zu wessen Nutzen? Kann es sein, daß ein Kirchenmann so leichtfertig, um den Kurs des Pontifikats von Franziskus zu verteidigen, die Gläubigen vor den Kopf stößt?
Hinzu kommt, daß er eine These aufstellt, die offensichtlich falsch ist. Der Graben, den er gegenüber den Papstkritikern aufreißt, und der sie offenbar von jenen trennen soll, die Franziskus zujubeln, bestehe darin, daß Franziskus „mit allen“ den Dialog pflege.
Mit allen?
Das muß in der Tat ein Mißverständnis sein. Franziskus macht kein Hehl daraus, wie unsympathisch ihm beispielsweise Politiker sind, die rechts der Mitte stehen. Mit ihnen trifft er sich lediglich, wenn ihn das Protokoll dazu zwingt. Außerhalb dieser Zwänge diplomatischer Gepflogenheiten findet kein Empfang, kein Gedankenaustausch, kein Dialog statt – und das seit bald sieben Jahren seines Pontifikats.
Erst recht gilt das für Persönlichkeiten, Organisationen und Gruppen, die zu empfangen Franziskus sein Amt als Staatsoberhaupt nicht zwingt. Und tatsächlich werden sie auch nicht empfangen, selbst dann nicht, wenn es sich dabei um katholische Organisationen handelt. Oder müßte man sagen, Franziskus empfängt gerade katholische Organisationen nicht, die seiner Linie nicht applaudieren?
Seit dem Zweiten Vatikanischen Konzil wurde das Freund-Feind-Schema, diese plakative Schwarzweißmalerei, in der Kirche nie akzentuierter und diskriminierender praktiziert als unter Franziskus. Sie richtet sich, und an dieser Stelle wird es wirklich atemberaubend, vor allem gegen praktizierende Katholiken. Bloßstellend ist die Begründung: Das seien „Ideologen“. Allerdings: Nur ein Ideologe könnte auf eine solche Rechtfertigung für seine abweisende Haltung kommen.
Nein, Franziskus spricht nicht „mit allen“, und er fördert nicht einen allgemeinen „Dialog“ angesichts der Probleme dieser Welt. Er geht äußerst selektiv vor und bewegt sich treffsicher und konsequent in einem bestimmten Spektrum und bevorzugt in einer bestimmten Ecke. Dabei richtet sich seine „Bergoglianische Aktion“ primär an zwei Adressaten: einmal an den tonangebenden linksliberalen Mainstream, kurzum, die Mächtigen; zum anderen an die radikale Linke, der seine persönlichen Sympathien zu gelten scheinen. Eine in der Tat höchst ungewöhnliche und befremdliche Situation. Es verwundert nicht, daß diese Positionierung des Kirchenoberhaupts meilenweit von dem entfernt ist, was praktizierende Katholiken denken und fühlen, und das nicht nur in den USA.
Franziskus spricht aber nicht einmal mit allen seinen Kardinälen. Vielmehr gibt er jenen, die „Dubia“, Zweifel, äußern, also um die Klärung bestimmter Punkte ersuchen, einfach keine Antwort. Solche Dubia wurden von den vier Kardinälen Walter Brandmüller, Raymond Burke, Carlo Caffarra und Joachim Meisner zum umstrittenen nachsynodalen Schreiben Amoris laetitia vorgelegt. Dubia legte auch Kardinal Joseph Zen vor, die graue Eminenz der chinesischen Untergrundkirche, zum nicht minder umstrittenen, geheimen Abkommen zwischen dem Heiligen Stuhl und der kommunistischen Volksrepublik China.
„Franziskus kritisiert gleichermaßen weltliches und kirchliches Establishment“
„Es gibt Leute, die Franziskus angreifen und ihn beschuldigen, mit der Welt Geschäfte gemacht zu haben“, schreibt P. Spadaro, denn der Papst „greift das weltliche und das kirchliche Establishment gleichermaßen an“.
Ist dem wirklich so?
Das weltliche Establishment wurde bisher von Franziskus hofiert wie von keinem Papst vor ihm. Während seine direkten Vorgänger wiederholt vor einer Anpassung an die Welt warnten, erklärt Franziskus diese Anpassung „an die moderne Zivilgesellschaft“ zum Ziel seines Pontifikats. So gibt es jedenfalls Eugenio Scalfari sein atheistischer und freimaurerischer Freund am wieder, und wurde vom Vatikan bisher nicht dementiert.
Es genügt ein Blick in die Massenmedien, um zu sehen, daß Franziskus mit Nachdruck dieselben Anliegen vertritt, die auch vom Establishment vertreten und dem ihm dienenden Mainstream verbreitet werden...
katholisches.info

Die „Bergoglianische Aktion“ – Katholisches

(Rom) Einer der engsten Vertrauten von Papst Franziskus, der Jesuit Antonio Spadaro, Schriftleiter der römischen Jesuitenzeitschrift La Civiltà Cattolica, …