Josef P.
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Kardinal Schönborn verschweigt Küng-Missbrauch

Kardinal Schönborn verschweigt Küng-Missbrauch

In der ORF-„Pressestunde“ am 14. April 2019 wurde Kardinal Dr. Christoph Schönborn auch zum Missbrauch in der Kirche befragt. Schönborn zeigte sich sehr mitfühlend mit der früheren Klosterschwester Doris Wagner, die nach längerer Zeit des Schweigens mit dem Vorwurf in die Öffentlichkeit trat, sie sei von einem Priester vergewaltigt worden.

Schönborn erklärte, dass schon bei jedem Verdacht, eine Untersuchung erfolgt und der Betreffende bis zur Klärung der Vorwürfe außer Dienst gestellt wird. Alt-Bischof Küng ist zwar nicht mehr als Bischof in Dienst, möglicherweise hat er aber noch andere priesterliche Funktionen. Das vier Stunden dauernde Gespräch mit Doris Wagner werde demnächst veröffentlicht. Er selbst sei ja ebenfalls einem Missbrauch ausgesetzt gewesen und kann daher mit den Opfern mitfühlen.

Am 30. 3. 2019 informierte ich Kardinal Schönborn erstmals darüber, dass ich Kenntnis von einem Missbrauchsfall betreffend Alt-Bischof DDr. Klaus Küng habe, der einen Angehörigen des Priester-Seminars sexuell missbraucht hat und dieser durch das Zeugnis von Wagner ebenfalls ermutigt wurde, über diese Vorfälle zu sprechen, aber verständlicherweise deswegen nicht in die Öffentlichkeit gehen wolle, da er befürchtet, sonst mannigfaltiger Repressionen als Priester ausgesetzt zu werden, wegen Selbstmord-Gefahr aber dringend einer Therapie bedarf. Ich wurde hierauf an die Ombudsstelle der Erzdiözese Wien verwiesen, worauf ich in Kenntnis der Intentionen des Opfers antwortete, dass die Vorsprache vor der Ombudsstelle keine Option sei.

Am Mittwoch, dem 10. 4. 2019 übersandte ich meinerseits einen Brief des Opfers, der in engem Kreis zirkulierte, für den Fall, dass der Kardinal diesen Brief nicht erhalten hat, an ihn. Im Brief gab das Opfer auch seine Adresse an, wohl in der Hoffnung, dass ihm der Kardinal antworten würde. In diesem Brief, den ich auch nebst einem weiteren Zeugenbericht der Gloria-TV-Redaktion zur Verfügung gestellt habe, berichtet das Opfer auf zehn Seiten den Hergang und die Umstände dieses „Übergriffs“ wie dieser ihn selbst nennt.

Dem Kardinal wurde in dem Brief eine umfangreiche und detailliert Darstellung des Missbrauches dargelegt, in welchem Bischof Küng seinem Opfer ein stark sedierendes rezeptpflichtiges Medikament aufnötigte, zu dessen Verabreichung er nicht befugt war, da er keine Arzt ist, worauf das Opfer fast wehrlos wurde und sich nur unter Aufbietung aller Willenskraft den Annäherungsversuchen von Bischof Küng entziehen konnte, der mit der immer wieder formelhaft wiederholten, hypnoseähnlichen Wortfolge: „Fügen Sie sich, Fügen Sie sich, Fügen Sie sich“ versuchte, den Widerstand des Opfers zu brechen.

In Anbetracht der detaillierten, schriftlichen Schilderung des Vorfalles habe sich somit, wie ich mitteilte, eine Vorsprache des Opfers bei der Ombudsstelle erübrigt, wonach er, Kardinal Schönborn, unverzüglich die nach einem Missbrauch erforderlichen Schritte zur Information der kirchlichen und weltlichen Behörden zu veranlassen hätte. Auf dieses Schreiben erhielt ich von Kardinal Schönborn keine Antwort.

Bei der, heute, Sonntag dem 14. 4. 2019 stattgefundenen Sendung, in der sich Kardinal Schönborn überaus einfühlsam mit den Missbrauchs-Opfern darstellte, erwähnte er aber auf Anfrage des Redakteurs der Vorarlberger Nachrichten, Gerhard Riedmann, der ihn über den aktuellen Stand der Missbrauchs-Fälle ansprach, nichts über den, ihm seit Tagen bekannten Missbrauchsfall, in dem sich das Opfer in einem Schreiben direkt an ihn gewandt hatte.

Somit erweist sich das zur Schau gestellte Mitleid mit den Missbrauchsopfern als unehrlich, denn gegenüber dem, ihm durch den Brief namentlich und möglicherweise sogar persönlich bekannten Opfer eines Missbrauchs durch Bischof DDr. Klaus Küng, zeigte er keine Einfühlung, sondern angesprochen auf die derzeitige Situation der Missbrauchsfälle, verschwieg er diesen aktuellen brisanten Fall. Mit Doris Wagner nahm der mitfühlende Kardinal unverzüglich eingehende, sich über Stunden ziehend Gespräche auf, deren mediale Wirksamkeit, die ihn auch in ein gutes Licht stellten, durchaus erwünscht schien und sogar in einem Buch ihren literarischen Niederschlag finden sollen.

So sehr der Kardinal medienwirksam seine Einfühlung mit der missbrauchten früheren Nonne darbot, so wenig kümmert ihn offenbar die tiefe Verzweiflung des Opfers von Bischof Küng, der dringend eine Therapie benötigt. Dies müsste auch dem obersten Hirten und Seelsorger des Landes evident sein, doch dieser Fall passt offenbar nicht in sein Konzept der Selbstdarstellung, deshalb scheint ihn dieser Fall nicht zu kümmern.

Er wird wissen, wie schwer es einem Missbrauchsopfer fällt, eine Ombudsstelle zu betreten. Das ist eine oft unüberwindliche Schwelle, welche die Chance bietet, dass der Fall in einer Sackgasse endet. Ist es in diesem Fall zu viel verlangt, wenn es dem Kardinal zwar nicht opportun erscheint, selbst Kontakt zu dem Opfer zu suchen, wenigstens aber dieses an ihn gerichtete Schreiben der Ombudsstelle weiterleitet?

Die nunmehr von Papst Franziskus angeordneten strengen Regeln bezüglich der unverzüglichen Meldung von Missbrauchsfällen in der Kirche und des Verbotes von Vertuschung und Verschleppung solcher Vorfälle, werden von Kardinal Schönborn, der Papst Franziskus hochzuschätzen vorgibt, sichtlich unloyal und ungehorsam missachtet, wenn es seinen eigenen Verantwortungsbereich betrifft.

Ungleich weniger verschämt und Verzögerungen ausgesetzt, wurden die Vorwürfe gegen den früheren Bischof von St. Pölten, Dr. Kurt Krenn, wegen der angeblichen homosexuellen Umtriebe im dortigen Priesterseminar, wobei aber kein Missbrauch im Spiel war, behandelt. Unverzüglich wurde der „Saubermann“ Bischof DDr. Klaus Küng als „Visitator“ angesetzt, der - wie praktisch - bald selbst, nach einem gründlichen Kehraus, den gestürzten Bischof Krenn „beerbte“.

Es bleibt abzuwarten, ob es dem von Kardinal Schönborn damals in Koordination mit dem Vatikan eingesetzten Bischof Küng, der antrat, um die Diözese von homosexuellen Umtrieben zu „säubern“, ebenso ergeht , wie dem unschuldigen Bischof Krenn und ebenfalls ein päpstlicher Visitator eingesetzt wird, der die, von Bischof Küng offensichtlich vorgenommen Missbrauchs-Handlungen lückenlos aufklärt und so in die Öffentlichkeit bringt, dass sich mögliche weitere Opfer zu Wort melden, wie dies im vorliegenden Fall des Opfers durch das Zeugnis von Doris Wagner der Fall war.

Die Staatsanwaltschaft St. Pölten hat in diesem Fall bereits Erhebungen aufgenommen. Für Bischof Küng gilt bis zu einem Urteil die Unschuldsvermutung.