Nicky41
2509

DIE BETTLERIN UND DIE ROSE

eine Geschichte über Rainer Maria Rilke aus der Zeit seines ersten Pariser Aufenthaltes:

Gemeinsam mit einer jungen Französin kam er (Rilke) um die Mittagszeit an einem Platz vorbei, an dem eine Bettlerin saß, die um Geld anhielt. Ohne zu irgendeinem Geber je aufzusehen, ohne ein anderes Zeichen des Bittens oder Dankens zu äußern als nur immer die Hand auszustrecken, saß die Frau immer am gleichen Ort. Rilke gab nie etwas, seine Begleiterin gab häufig ein Geldstück.

Eines Tages fragte die Französin verwundert nach dem Grund, warum er nichts gebe, und Rilke gab zur Antwort: »Wir müssen ihrem Herzen schenken, nicht ihrer Hand.

«Wenige Tage später brachte Rilke eine eben aufgeblühte weiße Rose mit, legte sie in die offene, abgezehrte Hand der Bettlerin und wollte weitergehen.
Da geschah das Unerwartete: Die Bettlerin blickte auf, sah den Geber, erhob sich mühsam von der Erde, tastete nach der Hand des fremden Mannes, küsste sie und ging mit der Rose davon.

Eine Woche lang war die Alte verschwunden, der Platz, an dem sie vorher gebettelt hatte, blieb leer. Vergeblich suchte die Begleiterin Rilkes eine Antwort darauf, wer wohl jetzt der Alten ein Almosen gebe.

Nach acht Tagen saß plötzlich die Bettlerin wieder wie früher am gewohnten Platz. Sie war stumm wie damals, wiederum nur ihre Bedürftigkeit zeigend durch die ausgestreckte Hand.
»Aber wovon hat sie denn all die Tage, da sie nichts erhielt, nur gelebt?«, fragte die Französin.
Rilke antwortete: »Von der Rose…«
michael7
Liebe achtet darauf, das zu geben, was der Andere benötigt!
Wenn jemand nur Liebe oder Aufmerksamkeit braucht, sonst aber genug zum Leben hat, für den ist eine Rose vielleicht ein schönes Geschenk.
Wenn jemand aber aus Not bettelt, weil er zu wenig zu essen hat, ist eine Rose letztlich nur eine Verhöhnung...
Falls die Geschichte wahr ist und Rilke sie sich nicht einfach nur zur eigenen Ent-Schuldigung …Mehr
Liebe achtet darauf, das zu geben, was der Andere benötigt!
Wenn jemand nur Liebe oder Aufmerksamkeit braucht, sonst aber genug zum Leben hat, für den ist eine Rose vielleicht ein schönes Geschenk.
Wenn jemand aber aus Not bettelt, weil er zu wenig zu essen hat, ist eine Rose letztlich nur eine Verhöhnung...
Falls die Geschichte wahr ist und Rilke sie sich nicht einfach nur zur eigenen Ent-Schuldigung ausgedacht hat, bettelte die Frau weniger wegen Armut an materiellen Gütern, sondern eher aus "sozialen" Gründen (um bei den Menschen zu sein, um ein wenig Zuwendung zu erfahren?)?

Ein Christ und "Samariter" im Sinn Jesu wird sich um beides kümmern!
(Franziskus hat wohl recht, wenn er in einer Ansprache mal sagte, man solle beim Almosengeben auch in die Augen der Armen blicken, ihnen also auch ein gutes Wort oder eine Rose dazugeben...).
Nicky41