Tina 13
175

Frucht bringen in Dem, der in der Fülle der Zeit Frucht gebracht hat

Hl. Gregor von Nyssa (um 335-395)

Mönch und Bischof
3. Homilie über das Hohelied der Liebe (Homélies sur le Cantique des Cantiques, trad. cf. Delhougne, p. 176; et La colombe et la ténèbre, Éd. du Cerf 1992, p. 33; ins Dt. übers. © Evangelizo)

Frucht bringen in Dem, der in der Fülle der Zeit Frucht gebracht hat

„Eine Zyperntraube ist mein Geliebter für mich in den Weinbergen von En-Gedi“ (Hld 1,14 LXX). […] Diese göttliche Traube steht in Blüte vor der Passion und vergießt ihren Wein in der Passion. […] Am Weinstock zeigt die Traube nicht immer die gleiche Gestalt. Sie blüht, schwillt an, reift heran, und dann, ganz reif geworden, wird sie sich in Wein verwandeln. Der Weinstock verheißt also durch seine Frucht: Sie ist noch nicht soweit ausgereift, um schon Wein zu liefern, sondern wartet auf die Fülle der Zeit. Sie kann uns aber durchaus schon erfreuen. Noch vor dem Geschmack erfreut sie durch ihren Duft und lässt auf kommende Genüsse hoffen. Sie betört die Sinne der Seele durch den Duft der Hoffnung. Denn die sichere Zusage der erhofften Gnade wird für die, die in der Hoffnung verharren, schon zum Genuss. So verhält es sich auch mit der Zyperntraube, die Wein verheißt, bevor sie zu Wein wird: Durch ihre Blüte – die Blüte steht für die Hoffnung – gibt sie uns die Gewissheit der zukünftigen Gnade. […] Wer seinen Willen mit dem Willen des Herrn in Einklang bringt, weil er „bei Tag und bei Nacht über seine Weisung nachsinnt, der ist wie ein Baum, der an Wasserbächen gepflanzt ist, der zur rechten Zeit seine Frucht bringt und dessen Blätter nicht welken“ (vgl. Ps 1,1–3). Deshalb bringt der Weinstock des Bräutigams, der in der fruchtbaren Erde von En-Gedi, also im Grund der Seele, verwurzelt ist und durch die göttliche Lehre mit Wasser und Dünger versorgt wird, diese blühende und wachsende Traube hervor, in der die Seele ihren eigenen Gärtner und Winzer betrachten kann. Selig diese bebaute Erde, deren Blüte die Schönheit des Bräutigams widerspiegelt! Denn dieser ist das wahre Licht, das wahre Leben, die wahre Gerechtigkeit […] und noch viele andere Tugenden mehr. Wenn jemand durch seine Werke dem Bräutigam ähnlich wird, so sieht er, wenn er die Traube seines eigenen Gewissens betrachtet, den Bräutigam selbst, denn in einem leuchtenden und unbefleckten Leben spiegelt er das Licht der Wahrheit wieder. Deshalb sagt dieser fruchtbare Weinstock: „Meine Trauben treiben und blühen“ (vgl. Hld 7,13). Der Bräutigam ist selbst diese wahre, ans Holz geheftete Traube, deren Blut zum Trank des Heiles wird für diejenigen, die frohlocken in ihrem Heil.
Tina 13
Psalm 105(104),16-21.
Er rief den Hunger ins Land,
entzog ihnen allen Vorrat an Brot.
Doch hatte er ihnen einen Mann vorausgesandt:
Josef wurde als Sklave verkauft.
Man spannte seine Füße in Fesseln
und zwängte seinen Hals ins Eisen
bis zu der Zeit, als sein Wort sich erfüllte
und der Spruch des Herrn ihm Recht gab.
Da sandte der König einen Boten und ließ ihn frei,
der Herrscher der Völker ließ …Mehr
Psalm 105(104),16-21.
Er rief den Hunger ins Land,
entzog ihnen allen Vorrat an Brot.
Doch hatte er ihnen einen Mann vorausgesandt:
Josef wurde als Sklave verkauft.

Man spannte seine Füße in Fesseln
und zwängte seinen Hals ins Eisen
bis zu der Zeit, als sein Wort sich erfüllte
und der Spruch des Herrn ihm Recht gab.

Da sandte der König einen Boten und ließ ihn frei,
der Herrscher der Völker ließ ihn heraus.
Er bestellte ihn zum Herrn über sein Haus,
zum Gebieter über seinen ganzen Besitz.