Gerti Harzl
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[1] Das Nordlicht von 1938: Paris

Oftmals war ich in der Wiener Nationalbibliothek und habe alte Zeitungsberichte herausgesucht über das europaweite Polarlicht vom 25. 1. 1938, an das sich die Leute, die es gesehen haben, noch gut erinnern können. Dabei ist mir aufgefallen, dass in den Zeitungsmeldungen immer wieder die Feuerwehren erwähnt wurden, die damals an vielen Orten umsonst ausgerückt sind, um den vermeintlichen Brand zu löschen. Ich vermute, dass sich in so mancher Feuerwehrchronik ein Hinweis darauf finden läßt!?

Ich denke mir auch: Alle Menschen, die das damals gesehen haben, hätten darüber sicher Interessantes zu berichten – oder haben es ihren Kindern und Enkelkindern berichtet -, das es wert wäre, für spätere Generationen in den diversen Chroniken festgehalten zu werden. Ein Beispiel:


Paris, 26. Jänner. (TC.) Dienstag abend wurde fast in ganz Frankreich ein Nordlicht von außergewöhnlicher Stärke beobachtet. Lange Zeit war der Himmel in weißes und rotes Licht getaucht. Der Eindruck war besonders in den französischen Alpen ungewöhnlich.

Die Bevölkerung, die sich das Naturschauspiel nicht zu erklären vermochte, glaubte zuerst an einen Riesenbrand weit entfernter Petroleumbehälter. Verschiedentlich wurde auch die Ansicht geäußert, es handle sich um Uebungen der Luftabwehr.

Das Nordlicht wurde am längsten in den französischen Hochalpen beobachtet, wo es von ungefähr 19 bis 22 Uhr bei einem ungewöhnlich niedrigen Barometerstand anhielt. In manchen Gegenden Frankreichs war das Nordlicht so stark, daß man bei seinem Schein zu lesen vermochte.

(Neues Wiener Abendblatt - Abendausgabe des Neuen Wiener Tagblattes, Nr. 25 des 72. Jahrganges. Laufende Nr. 25841.)


Fortsetzung folgt. Informationen gegebenenfalls bitte über PN an mich senden. Danke!

Gerti Harzl
Album: Das Nordlicht vor dem Zweiten Weltkrieg
Gerti Harzl
Augenzeugenberichte werden immer noch gesucht ✍️