[128] Das Leben Jesu nach den vier Evangelisten

9. Die Parabel von dem unbarmherzigen Knechte

(Matth. 18, 23-35)

„Darum ist das Himmelreich einem Könige gleich, der mit seinen Knechten1) Abrechnung halten wollte. Als er nun anfing abzurechnen, brachte man ihm einen, der ihm zehntausend Talente schuldete.2) Da dieser aber nichts hatte, womit er bezahlen konnte, befahl sein Herr, ihn und sein Weib und seine Kinder und alles, was er hatte, zu verkaufen und zu bezahlen.

„Da fiel der Knecht vor dem Herrn nieder, bat ihn und sprach: Habe Geduld mit mir, und ich will dir alles bezahlen. Der Herr erbarmte sich über den Knecht, ließ ihn los und schenkte ihm die Schuld.

„Als aber jener Knecht hinausging, traf er einen seiner Mitknechte an, der ihm hundert Denare schuldig war. Und er packte ihn, würgte ihn und sagte: Bezahle, was du schuldig bist! Der Mitknecht fiel ihm zu Füßen, bat ihn und sagte: Habe Geduld mit mir, und ich will dir alles bezahlen. Er aber wollte nicht, sondern ging hin und ließ ihn ins Gefängnis werfen, bis er die Schuld bezahlt hätte.

„Als nun seine Mitknechte sahen, was geschah, wurden sie sehr betrübt, und sie kamen und erzählten ihrem Herrn alles, was geschehen war. Da rief der Herr ihn zu sich und sprach zu ihm: Du böser Knecht! die ganze Schuld habe ich dir erlassen, weil du mich gebeten hast; hättest denn nicht auch du deines Mitknechtes dich erbarmen sollen, wie auch ich mich deiner erbarmt habe? Und erzürnt übergab sein Herr ihn den Peinigern, bis er die ganze Schuld bezahlen würde.

„So wird auch mein himmlischer Vater mit euch verfahren, wenn ihr nicht, ein jeder seinem Bruder, von Herzen verzeiht.“

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1) Mit den Verwaltern der einzelnen Provinzen.
2) Ein attisches Silbertalent betrug 4125 Mark, die ganze Summe also 41,250,000 Mark. 100 Denare = 65-70 Mark.


[ Der unbarmherzige Knecht ]

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Guntherus de Thuringia
Guntherus de Thuringia
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