Nicky41
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Ein Weihnachsgeschenk des Christoph von Schmid

Weihnachten ist das Fest der Kinder. Sie freuen sich schon wochenlang auf den Heiligen Abend.

Christoph von Schmid hat als Pfarrer von Oberstadion bei Ulm eine Erzählung mit dem Titel "Der Weihnachtsabend" verfasst. Er nennt sie "Eine Erzählung zum Weihnachtsgeschenke für Kinder".

Sie erscheint erstmals 1824, und Johann Michael Sailer dankt überschwenglich für die Übersendung des noch druckfrischen Exemplars: "Liebster Freund! Wenn du so fortfährst, so muss die Kirche dich zu ihrem fünften Evangelisten machen und das von Rechts wegen." Nicht ohne Rührung habe er die Geschichte gelesen.

Um was geht es bei der Erzählung? "Der Verfasser der Ostereier", das ist das Pseudonym des Christoph von Schmid, verbindet in seinem "Weihnachtsabend" die Geschicke eines Waisenkindes und einer Familie mit dem Geschehen der Heiligen Nacht.

Der Regensburger Weihbischof Johann Michael Sailer spricht in seinem Brief davon, dass man die Erzählung nicht ohne Tränen lesen könne.

Ein Waisenkind aus dem schlesischen Glatz, Anton Kroner, gerade acht Jahre alt, schlägt sich bettelnd durch. Am Heiligen Abend verirrt er sich. Der einsetzende Schneefall raubt dem Kleinen jede Orientierung. Er droht zu erfrieren. In seiner Todesnot wendet er sich in einem ergreifenden Gebet an Gott, den Vater im Himmel. Da hört er Engelsgesang. Er stößt auf das Haus der Förstersfamilie Grünewald, die den Heiligen Abend begeht. Eltern und Kinder haben sich um die Krippe versammelt und singen begleitet von einer Harfe weihnachtliche Lieder. Der Blick auf das Kind in der Krippe veranlasst die Förstersleute, Anton bei sich aufzunehmen, als wäre er ihr eigenes Kind. Sie empfinden sein Auftauchen in der Heiligen Nacht als Gottes Fügung.

Schmid schildert mit viel Liebe den Alltag im Försterhaus. Morgen- und Abendgebet werden ebenso gemeinsam verrichtet, wie das Tischgebet. Ein junger adeliger Gast, von Schilf, wird zurechtgewiesen, weil er ohne zu beten nach der Suppe greift. Anton, das Pflegekind,wächst mit den drei Kindern der Förstersleute auf. Fleißig und hilfsbereit macht er seinen Pflegeeltern viel Freude.

Ein Maler wird auf das zeichnerische Talent des Waisenkindes aufmerksam und nimmt ihn zu sich. Der Förster Grünewald sorgt weiter für Anton, so dass er die Möglichkeit erhält, sich in Italien künstlerisch weiter zu vervollkommnen. An einem Weihnachtsabend erhält die Familie des Försters ein Bild überbracht, das Anton gemalt hat. Es ist eine Krippendarstellung.

Schmid schildert das Bild sehr ausführlich. Er hat dabei ein Bild vor Augen, das Konrad Huber 1817 für die Pfarrkirche von Oberstadion im Auftrag Schmids gemalt hat. Es handelt sich dabei nicht nur um eine Bildbeschreibung, sondern um eine katechetische Deutung der Menschwerdung des Gottessohnes. Das ist gewiss der zentrale Punkt der ganzen Erzählung. Um diese Mitte ordnet sich alles.

Die guten Förstersleute geraten in große Not, als Herr von Schilf zum Oberförster des jungen Fürsten befördert wird. Er betreibt mit großer Heimtücke die Absetzung des alten Försters und verhindert auch die Berufung seines Sohnes. Die Familie Grünewald soll das Forsthaus verlassen. Eine Audienz beim Fürsten verläuft enttäuschend. Am Heiligen Abend sollen sie endgültig das Forsthaus verlassen.

Die Gottergebenheit des alten Försters ist beeindruckend: "Wo die Not am größten ist, da ist Gottes Hilfe am nächsten."

Sozusagen in allerhöchster Not taucht Pflegesohn Anton auf. Er wird zum Retter der Familie. Der Weihnachtsabend führte ihn als Kind zum Förster Grünewald, der Weihnachtsabend führt nun den anerkannten Künstler und Kunstexperten ins Elternhaus zurück. Er kann das drohende Unheil abwenden. Der Heilige Abend wird wieder ein Abend des dankbaren Aufschauens zu Gott, der uns im Sohn seine ganze Liebe schenkt.

Christoph von Schmid lässt Anton einen Christbaum aufstellen mit all den Herrlichkeiten, die den Christbaum zum Paradiesbaum machen.

Christbäume waren zu dieser Zeit in katholischen Gegenden überhaupt nicht üblich. Die Krippe genügte. Die Krippe verkündet das Weihnachtsgeheimnis. Der festlich geschmückte Tannenbaum als Erinnerung an das verlorene Paradies und als Hoffnung auf das Paradies des Himmels durch die Menschwerdung Christi hatte seine Heimat in protestantischen Gegenden.

Schmid, der in seiner Erzählung Krippe und Christbaum verbindet, war zeitlebens bemüht, auszugleichen und zu versöhnen.

Die Weihnachtsgeschichte hat ein glückliches Ende. Die Förstersfamilie darf im Forsthaus bleiben. Der alte Förster wird zum Oberförster befördert, der junge Förster bekommt den Posten des Vaters, und Anton heiratet Luise, die jüngste Fürstentochter.

Der Weihnachtsabend endet nur für den arroganten Herrn von Schilf mit einer Katastrophe. Er wird vom Fürsten fristlos entlassen. Das Gute siegt auf ganzer Linie.

Gottvertrauen, so möchte Christoph von Schmid seinen Lesern sagen, hilft in schwierigsten Lebenslagen. Gott lässt keinen im Stich. Zu Weihnachten gehören nicht nur Krippe und Christbaum, Weihnachtsgeschenke und Weihnachtslieder, zu Weihnachten gehören auch der Gottesdienst und das offene Herz für Menschen in Not.

Christoph von Schmid ist es hervorragend gelungen, die Botschaft von Weihnachten seinen Lesern nahezubringen und dies bis zum heutigen Tag.

Christ der Retter ist da
Elista