Labre
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ICH GLAUBE Predigtreihe über den Glauben DER DREIFALTIGE GPOTT, Teil II, Predigt von Kaplan A. Betschart

"Der Glaube gkleicht einer Blume, die wir Gott schenken."

In unserer Predigtreihe über den Glauben sprachen wir das letzte Mal von Gott als dem Dreifaltigen.

Heiligste Dreifaltigkeit und christliches Leben

Viele Katholiken meinen, mit der Glaubenslehre, welche die Kirche vor allem am Dreifaltigkeitsfest verkündet, nichts anfangen zu können, weil diese Lehre für das tägliche Leben unergiebig sei. Wenn wir aber von der Wahrheit ausgehen, dass der Dreifaltige Gott Selber in uns wohnt, dann wird dieses grosse Geheimnis zur Quelle unseres religiösen Lebens überhaupt. Denn wir sind hinein getaucht in diesen gewaltigen Ozean göttlichen Lebens und göttlicher Liebe.
Im Sakrament der heiligen TAUFE sind wir getauft und gesiegelt worden mit einem unauslöschlichen Merkmal auf den “Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes”. Im Sakrament der hl. FIRMUNG hat uns der Bischof das unauslöschliche Merkmal des Heiligen Geistes eingeprägt, damit wir, gestärkt als Kämpfer Christi, im Kampf gegen die Sünde, gegen die antigöttlichen Mächte und Gewalten siegreich seien.
Die heilige MESSE feiert der Priester zur Ehre und zur Verherrlichung des Dreifaltigen Gottes als Lob-, Dank- Bitt- und Sühnopfer. So lautet z. B. der machtvolle Abschluss des Kanons:

“Durch IHN und mit IHM und in IHM ist Dir, Gott allmächtiger Vater, in der Einheit des Heiligen Geistes, alle Ehre und Verherrlichung von Ewigkeit zu Ewigkeit.”

Und die Gläubigen antworten mit “Amen - ja, so sei es”.
Im Namen des Dreifaltigen Gottes werden wir im hl. Sakrament der BEICHTE losgesprochen von Schuld und Sünde, wenn wir sie reuigen Herzens bekennen.
Und wenn wir zum letzten Kampf gestärkt werden mit dem hl. Sakrament der LETZTEN ÖLUNG, betet der Priester:

“Im Namen des Vaters + und des Sohnes + und des Heiligen Geistes + möge in dir ausgelöscht werden jede Macht Satans.”

Beim hl. Sakrament der PRIESTERWEIHE betet der Bischof über die Weihekandidaten:

“Erhöre uns, wir bitten Dich, Herr, unser Gott! Giesse über diese Deine Diener die Segnung des Heiligen Geistes und die Kraft der priesterlichen Gnade, damit Du jene, die wir dem Auge Deiner Milde zur Weihung darstellen, mit der bleibenden Fülle Deiner Gnaden beschenkest, durch unsern Herrn Jesus Christus, Deinen Sohn, der mit Dir lebt und herrscht in der Einheit des Heiligen Geistes.”

Auch der sakramentale Bund der EHE wird geschlossen vor dem Dreifaltigen Gott. Der Priester betet bei der Trauung:

“Im Namen der Kirche bestätige ich den Bund, den ihr geschlossen, und segne ihn: Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes.”

So ist also unser Leben als katholische Christen in allen seinen bedeutsamen Abschnitten eingetaucht in das Leben und Wirken des Dreifaltigen Gottes.
Aber auch Tag für Tag, vom Morgen bis zum Abend, zehren wir von dieser Kraft, wenn wir den Tag gläubig beginnen mit dem Kreuzzeichen und ihn beenden mit dem Kreuzzeichen. Die Worte des Kreuzzeichens gehören zu den letzten Worten, die Christus gesprochen hat, bevor ER zum Vater in den Himmel aufgefahren ist. Es sind ganz kostbare Worte, Sein Vermächtnis.

Schliesslich sei erinnert an ein altes Morgen- und Abendgebet, das mit einem Lobpreis auf die Heiligste Dreifaltigkeit beginnt mit den Worten:

“Allerheiligste Dreifaltigkeit, Dich bete ich an mit allen Engeln und Heiligen des Himmels. Ehre sei Gott dem Vater, der uns erschaffen, Ehre sei Gott dem Sohne, der uns erlöst, Ehre sei Gott dem Heiligen Geiste, der uns geheiligt hat!”

Der bekannte Bischof Keppler hatte als Wahlspruch die Worte gewählt: “In trinitate robur - In der Dreifaltigkeit ist Kraft.” Dies lässt sich nicht erklären, dies kann man nur erfahren in gläubigem Vertrauen. Wer vor grossen, schweren Aufgaben oder in Stunden des Glückes oder des Leides mit ganzem Ernst sich mit dem Zeichen des Kreuzes bezeichnet und sich zum Glauben an den Dreifaltigen Gott bekennt, der wird die überströmende Kraft dieses Gottes zu spüren bekommen. Und ein so Glaubender und Betender braucht das Schwere und Dunkle seines Lebens nicht mehr allein zu bewältigen, da er hineingenommen ist in die liebende Gemeinschaft der Allerheiligsten Dreifaltigkeit.

Zurückdrängung der Anbetung

Wenn man diese Kostbarkeiten unseres katholischen Glaubens bedenkt, dann ist es vollkommen unverständlich, ja geradezu unerhört, dass in der neuen Messliturgie die Anbetung und Verehrung der Allerheiligsten Dreifaltigkeit so stark herabgemindert wurde. So betet der Priester im neuen Ritus bei der sogenannten Gabenbereitung: “Deus universi - Gott des Universums, Gott des Weltalls.” Meines Wissens ist dies eine Formulierung, die katholischerseits bis dahin weder in der Dogmatik noch in der Liturgie gebraucht worden ist; eine Formulierung also, die “weder christlich noch katholisch” ist (Georg May, Die alte und die neue Messe, S. 66). “‘Gott des Universums’ verfehlt die absolute Transzendenz des persönlichen Gottes und führt u. U. das Missverständnis des Pantheismus herauf.” Ein Gott des Universums ist nicht mehr eindeutig der Schöpfer Himmels und der Erde. Er ist nicht mehr der Vater Jesu Christi und unser Vater! Ein Gott des Universums ist schon gar nicht mehr der dreimal Heilige und Dreifaltige Gott! In der neuen Liturgie sind auch bei mehreren Gebeten die trinitarischen Schlussformeln verkürzt oder ganz weggelassen worden, die ein Bekenntnis zum Dreifaltigen Gott sind.
Im überlieferten Ritus der heiligen Messe steht am Schlusse der Opferung das wunderbare Aufopferunsgebet “Suscipe, sancta Trinitas, hanc oblationem - Heilige Dreifaltigkeit, nimm diese Opfergabe an.” Im neuen Ritus ist es ersatzlos gestrichen worden.
Im überlieferten Ritus betet der Priester am Schluss der heiligen Messe vor dem Segen das “Placeat Tibi, sancta Trinitas - Heilige Dreifaltigkeit, es möge Dir die Huldigung meines Dienstes gefallen.” Auch diese tiefgläubige und kraftvolle Bitte um Annahme des Opfers ist im neuen Ritus ersatzlos gestrichen worden.
Die Dreifaligkeitspräfation, die wir an allen Sonntagen nach Pfingsten und Epiphanie beten, diese liturgische Verkündigung des Dreifaligkeitsdogmas, wird in der neuen Liturgie nur noch ein einziges Mal im Jahr gebetet. Professor Georg May schreibt zu diesen Schwunderscheinungen im neuen Ritus: “Mit Bedacht sind wichtige trinitarische Aussagen aus der Messordnung Pauls VI. entfernt worden ... Diese Auslassungen sind unverantwortlich und doppelt gefährlich in einer Zeit, in der sich Jesuanismus und Arianismus in unerhörter Weise ausbreiten und der Glaube an die Trinität (Dreifaltigkeit) bedroht ist wie seit langem nicht mehr.”

Gebet des hl. Augustinus

Kehren wir zurück zum Erlebnis des hl. Augustinus aus der ersten Predigt. Dieser wahrhaft grosse Gottesgelehrte hat uns ein wunderbares Gebet zur Heiligsten Dreifaltigkeit geschenkt. Es lautet:

“Herr, mein Gott, wir glauben an Dich, den Vater, Sohn und Heiligen Geist ... So gut ich es vermochte, so gut Du mir Vermögen gabst, habe ich Dich gesucht, habe ich mit der Vernunft zu schauen verlangt, was ich glaubte, und viel habe ich erörtert, viel mich gemüht. Herr, mein Gott, meine einzige Hoffnung, erhöre mich, dass ich nicht, müde geworden, Dich nicht mehr suchen will, sondern mit Inbrunst Dein Antlitz suche immerdar (Ps 104,4). Gib Du die Kraft zu suchen, der Du Dich finden liessest und die Hoffnung gabest, dass wir Dich mehr und mehr finden. Vor Dir steht meine Kraft und meine Schwäche: die eine bewahre, die andere heile. Vor Dir steht mein Wissen und mein Nichtwissen: Wo Du mir geöffnet hast, nimm mich auf, wenn ich eintrete. Wo Du mir den Zugang verschlossen hast, öffne, wenn ich anklopfe. Deiner möge ich mich erinnern, Dich einsehen, Dich lieben.”