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„Geh und versöhne dich zuerst mit deinem Bruder“

Hl. Cäsarius von Arles (470-543)

Mönch und Bischof
Predigten an das Volk, 25; SC 243 (Sermons au peuple 21–55, tome II, Éd. du Cerf 1978, p. 77, rev.; ins Dt. übers. © Evangelizo)

„Geh und versöhne dich zuerst mit deinem Bruder“

Es gibt im Himmel eine Barmherzigkeit, die man durch Barmherzigkeit auf Erden erlangt. […] Und es gibt zwei Arten von Almosen: die eine ist gut, die andere besser. Die eine besteht darin, dass du den Armen ein Stück Brot schenkst; die andere darin, dass du deinem Bruder, der gegen dich gesündigt hat, sogleich vergibst. Mit Hilfe des Herrn wollen wir diese beiden Arten von Almosen schleunigst geben, damit wir die ewige Vergebung und das wahre Erbarmen Christi empfangen können. Denn er selbst hat gesagt: „Wenn ihr den Menschen ihre Verfehlungen vergebt, dann wird euer himmlischer Vater auch euch vergeben. Wenn ihr aber den Menschen nicht vergebt, dann wird euch euer Vater eure Verfehlungen auch nicht vergeben“ (Mt 6,14–15). Und an anderer Stelle ruft der Heilige Geist: „Der Mensch verharrt im Zorn gegen den andern, vom Herrn aber sucht er Heilung zu erlangen? Mit seinesgleichen hat er kein Erbarmen, aber wegen seiner eigenen Sünden bittet er um Gnade?“ (Sir 28,3–4) […] Beeilen wir uns, so gut wir können und solange wir leben, diese beiden Arten von Almosen zu besitzen und sie an andere auszuteilen. So werden wir am Tage des Gerichtes mit ganzer Zuversicht sagen können: „Gib, Herr, denn auch wir haben gegeben.“