Über die Bedeutung der Gattenwahl

Predigt vom 5. Februar 1995

Die Krise der Ehe hat mannigfache Wurzeln. Manche Ursachen dieser Krise kommen von außen, andere von innen. Von außen kommt zum Beispiel die falsche Ehelehre des Protestantismus und die schlechte Ehegesetzgebung des von protestantischen Vorstellungen beherrschten Staates. Von innen, also aus den Gatten selber, kommt das charakterliche und sittliche Ungenügen. Viele Menschen gehen in die Ehe, ohne sich zu den Persönlichkeiten ausgebildet zu haben, die fähig sind, einen anderen anzunehmen, zu tragen und höher zuführen. Die Entscheidung über die Ehe fällt in der Kindheit und Jugend. Man geht als der in die Ehe, der man in der Kindheit und Jugend geworden ist. Leider sind viele, allzu viele nicht zu den Persönlichkeiten geworden, die geeignet sind, einen Ehegatten an ihrer Seite zu wissen, ihn zu ertragen und ihn zu bilden.

Nicht davon aber will ich heute sprechen, sondern von einem weiteren Grund, weswegen es so viele schlechte, unglückliche, in der Gesinnung oder auch nach außen unerfreuliche Ehen gibt, nämlich die Gattenwahl. Viele Ehen werden ohne überlegte Wahl geschlossen. Man war verliebt und schloss die Ehe übereilt. Man ließ sich nichts sagen und nicht beraten. In manchen Fällen hat man ohne Überlegung, allein auf äußere Gründe hin, die Ehe geschlossen, ohne zu bedenken, dass es ein Bund fürs Leben ist.

Wir wollen deswegen drei Fragen stellen, nämlich
1. Wovon darf man eine Gattenwahl nicht abhängig machen?
2. Wovon soll man sie abhängig machen?
3. Wie soll man sich auf die Gattenwahl vorbereiten?


Die erste Frage lautet: Wovon soll man eine Gattenwahl nicht abhängig machen? Man soll sie nicht abhängig machen vom Äußeren. Verständlicherweise ist das Äußere der erste Grund, weswegen Menschen zueinander finden. Sie finden Gefallen aneinander. Die Statur, das Haar, die Stimme, äußere Eigenschaften führen häufig, wahrscheinlich meistens Menschen zusammen. Nun ist die Schönheit von Gott gegeben; sie ist also auch von Gott gewollt. Aber auf das Äußere, allein auf das Äußere oder vorwiegend auf das Äußere eine Ehe aufbauen, das heißt die Ehe auf Sand setzen. Denn das Äußere verändert sich, die Ehe bleibt. Die Gestalt und die Schönheit vergehen, aber die Ehe dauert. Was die Menschen in der Ehe zusammenhält auf Dauer, sind nicht äußere Eigenschaften, sind nicht körperliche Vorzüge, sondern das sind seelische Qualitäten, das sind sittliche Werte. Und wenn diese Werte nicht in genügendem Umfang vorhanden waren, dann ist große Gefahr für eine solche Ehe gegeben.
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Quelle: „Die Ehe nach Gottes Wille“ – Prof. Dr. Georg May - hier bestellen - ins Buch hineinblättern