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O, du mein Österreich! Von Hochwürden Herbert Stichaller

Liebe Freunde, ich lade Euch zu einem Experiment ein. Ihr könnt es in Gedanken machen oder als praktische Übung.

Nehmt einen Karton, der groß genug ist, um darauf die Umrisse Österreichs zu zeichnen! Wenn Ihr wollt, könnt Ihr innerhalb der Umrandung auch die Grenzlinien der einzelnen Bundesländer ziehen. Die Umrisse der Stadt Wien würden schon genügen. Es kommt nicht auf die Genauigkeit an.

Dann besorgt Euch eine Hand voll Eisenspäne und streut sie über das ganze Land. Man muss die Späne nicht abzählen. Nehmen wir einmal an, es wären an die 9 Millionen. Unwillkürlich denken wir dabei an die Einwohnerzahl Österreichs. Gemessen an der Bevölkerungsdichte laden wir über Wien den größten Haufen ab.

Stellt Euch nun vor, das Experiment würde von jemandem durchgeführt, der unter einer Zwangsneurose leidet. Kaum, dass er die ungeordneten Späne sieht, will er sie alle in eine Richtung bringen.

Sein krankhafter Ordnungssinn geht so weit, dass er nicht mehr wissen will, zu welchem Zweck er diesen Versuch durchführen soll. Es quält ihn nur eine Frage: Wie schaffe ich es, die Späne auszurichten?

Dem Angstgestörten, der wie besessen nur sein eigenes Ziel verfolgt, würden wir zutrauen, dass er nun unter dem Mikroskop versucht, jeden Span einzeln geradezurichten. Doch er weiß sich einen besseren Rat. Hypochonder und Narzissten mögen soziale Defizite haben, an Logik und Intelligenz fehlt es ihnen nicht.

Wir wissen, wozu unser Experiment dient, und beschaffen uns deshalb einen Magneten, den wir unter die Kartonoberfläche halten. Egal, ob wir ihn von links nach rechts, von rechts nach links oder von unten nach oben bewegen, die Späne folgen unserer Hand: glattgestrichen und gebürstet.

Sooft wir den Versuch wiederholen, das Ergebnis bleibt gleich. Ist es nicht unpassend, werden nun manche denken, Menschen mit Eisenspänen zu vergleichen?

Wir sind Individuen und keine steuerbare Masse. Ja, sind wir. Warum aber haben wir die Maske aufgesetzt, als wir dazu aufgefordert wurden und warum haben wir sie erst wieder abgenommen, als man es uns sagte?

Die Kräfte, die unser Land im Hintergrund steuern, sind unsichtbar. Wollen wir nicht wissen, in wessen Hand wir sind?

Der Text ist dem Satiremagazin „Der Päpstliche Ehrenkaplan“ entnommen, Ausgabe Nr. 17 (April 2022)

Bild: Windell Oskay, CC-BY

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Goldfisch
Leider hat er wieder mal recht, Hochwürden "EhrenKaplan". Steuerbar: hirnlos und angstvoll, mangelndes Gottvertrauen und sich an das Leben klammernd; welches wir genau durch diese Giftspritzen verlieren werden. Rückgrad zeigen, Gott wird es richten -. Es geht, auch wenn man nicht von Jedem angenommen wird. Hier zeigt sich, wer zu DIR steht, weil DU nicht so bist, wie man DICH haben möchte, aber …Mehr
Leider hat er wieder mal recht, Hochwürden "EhrenKaplan". Steuerbar: hirnlos und angstvoll, mangelndes Gottvertrauen und sich an das Leben klammernd; welches wir genau durch diese Giftspritzen verlieren werden. Rückgrad zeigen, Gott wird es richten -. Es geht, auch wenn man nicht von Jedem angenommen wird. Hier zeigt sich, wer zu DIR steht, weil DU nicht so bist, wie man DICH haben möchte, aber doch DEINE Würde nicht ablegst. - Wahre Freunde werden sichtbar und auf die anderen kann man herzlich gern verzichten.