Predigt von Pfarrer Maximilian Pühringer zum 2. Fastensonntag

Predigt Zweiter Fastensonntag, 5.3.2023
Perikopen: Gen 12,1-4a Mt 17,1-9
Liebe Brüder und Schwestern im gemeinsamen Glauben!
Den Jüngern ist es mit Jesus nicht immer leicht gegangen. Oft haben sie ihn nicht verstanden. Wahrscheinlich geht es uns ähnlich, auch wir verstehen Jesus nicht immer. Vor allem ist es den Jüngern schwergefallen anzunehmen, wenn er ihnen gesagt hat, dass er leiden und sterben müsse. Verständlich, wie würde es uns gehen, wenn uns ein lieber Mensch seinen Tod ankündigt, noch dazu einen gewalttätigen. Es würde uns in eine gewisse Hoffnungslosigkeit bringen. Der Herr hilft den Jüngern. Er nimmt sie mit auf den Berg Tabor. Dort dürfen sie seine Verklärung sehen. Es ist ein besonderes Ereignis: Jesus umstrahlt vom göttlichen Licht. Es ist ein vorweggenommenes Ostern, „ein Wetterleuchten der Auferstehung,“ wie es Romano Guardini bezeichnet. Das Ereignis auf den heiligen Berg soll den Jüngern helfen das unverständliche Ärgernis des Kreuzes zu tragen. Das heutige Evangelium hat den Blick auf manche Ärgernisse, Schwierigkeiten und Unverständlichkeiten des Lebens, auch des Lebens mit Jesus, die Botschaft einer großen Hoffnung, einer Hoffnung, die wir in unserem Herzen groß werden lassen dürfen. Erstens: Wir dürfen uns die Hoffnung schenken lassen. Das tun die Jünger. Am Anfang steht ja, dass sie mit Jesus auf den Berg gegangen sind. Sie haben sich mitnehmen lassen. Das ist es. Hoffnung wird mir geschenkt, wenn ich mich auf Gott hin mitnehmen lasse. Von Gott mitnehmen lassen bedeutet, dass er wirkliche Grundlage meines Lebens sein darf. Um das ein wenig zu verstehen, müssen wir zurückschauen an die Anfänge des Christentums. Es war gefährlich Christ zu sein. Man war politisch bedroht. Noch dazu waren viele Christen der ärmeren Schicht zu zuordnen. Dass unter solchen Umständen der Glaube wahrscheinlich leichter Lebensgrundlage wird, als in einer Zeit, in der man sich selber die Lebensgrundlagen macht, versteht sich von selber. Wie werden sich die Christen damals innerlich betroffen gefühlt habe, wenn sie beteten: „Der Herr ist mein Hirte. Nichts wird mir fehlen. Muss ich auch wandern in finsterrer Schlucht, ich fürchte kein Unheil; denn du bist bei mir…“ Die Menschen waren berührt, fanden einen solchen Halt in der Begegnung mit Jesus, dass es ihnen Hoffnung gab und half manches auszuhalten. Ich glaube, wir müssen den Glauben wieder mehr entdecken als Lebenskraft, als Lebensgrundlage, als wirkliche Lebensversicherung. Als etwas, dass uns mitten ins Herz trifft, und nicht bloß als Information, die wir ja eh schon kennen. Lassen wir uns mitnehmen im Glauben, dann wird uns Hoffnung zuteil. Der Herr schenkt sie uns. Annehmen müssen wir sie. Zweitens: Von der Hoffnung umgestalten lassen. Der Anblick des verklärten, verwandelten Herrn, war für die Jünger so schön, dass sie ihn am liebsten hätten festhalten wollen. Diese geschenkte Hoffnung hat die Jünger verwandelt. Und genau darum geht es, dass die christliche Hoffnung auch uns zu anderen Menschen macht. Menschen, die aus der Hoffnung leben, sehen weiter. Ihr Horizont endet nicht im hier und jetzt. Hoffnung lässt den Menschen etwas wagen. Diese Hoffnung hat den Abraham ernstmachen lassen mit dem Auftrag Gottes: „Zieh fort aus deiner Heimat, in das Land, das ich dir zeigen werde.“ Die Hoffnung lässt uns manches wagen im Leben. Und gerade, weil Menschen von dieser Hoffnung so innerlich umgestaltet wurden, konnten sie dann auch selber zur Hoffnung werden. Denken wir an einen Franz von Assisi, einen Maximilian Kolbe, eine Mutter Theresa. Welche große Hoffnung muss in ihnen gewesen sein, dass sie zu dem fähig wurden, zu dem sie dann fähig waren. Oder denken wir an den heiligen Josef, den wir in diesem Monat feiern, und seine Situation. Welche Hoffnung musste er in sich haben. Oder ist nicht auch eine Gabe zum Familienfasttag Ausdruck der Hoffnung für jene, die nicht so viel zu hoffen haben? Drittens: In geduldiger Hoffnung warten. Mit der Hoffnung ist immer auch das Warten, das geduldige Warten verbunden, weil sie ja nicht erfüllt ist. „Hoffnung, die schon erfüllt ist, ist keine Hoffnung,“ sagt uns die Bibel und wir sind ja hier als Hoffende, als Glaubende unterwegs, nicht als Schauende, die schon alles erreicht haben. Die Jünger hätten die österliche Verklärungserfahrung gerne festgehalten und drei Hütten gebaucht, nach dem Motto „wir haben es.“ Aber das hat ihnen Jesus nicht erlaubt. Sie mussten mit ihm weitergehen zum Kreuz, um seine Auferstehung zu erleben. Und nachdem sie ihn bezeugten, viele als Martyrer, haben sie ihr persönliches Ostern erlebt. Hoffnung heißt warten, manchmal geduldig warten, manchmal sich zurücknehmen und zurückziehen. Es braucht Geduld, Ausdauer und Standhalten. Es ist dieses Warten auf Christusbegegnung. Wir haben sie schon in diesem Leben, wenn wir uns ihr öffnen. Und wir haben diese Hoffnung erst recht im Blick auf das ewige Leben. Wir müssen auch viel nachdenken, was ewiges Leben überhaupt ist. In diesem Zusammenhang möchte ich noch Papst Benedikt XVI. aus seiner Enzyklika über die Hoffnung zitieren. Er schreibt: „Aber da steht nun die Frage auf: Wollen wir das eigentlich, ewig leben? Vielleicht wollen viele Menschen den Glauben heute einfach deshalb nicht, weil ihnen das ewige Leben als nichts Erstrebenswertes zu sein scheint. Sie wollen gar nicht das ewige Leben, sondern dieses jetzige Leben, und der Glaube an das ewige Leben scheint dafür eher hinderlich zu sein. Ewig, endlos, weiterzuleben scheint eher Verdammnis als ein Geschenk zu sein. Gewiss, den Tod möchte man soweit hinausschieben wie nur irgend möglich. Aber immerfort und ohne Ende zu leben, das kann doch zuletzt nur langweilig und schließlich unerträglich sein.“ Hoffentlich sehen und erhoffen wir das anders.
Liebe Brüder und Schwestern!
Verklärung des Herrn. Zunächst schwer verständlich, aber doch „Wetterleuchten von Ostern, Geschichte einer großen Hoffnung. Wir dürfen uns Hoffnung schenken lassen, uns von ihr umwandeln lassen, und in geduldiger Hoffnung warten. Das scheint mir ein gutes Programm. Es führt uns zum Osterfest 2023 und vor allem zum Osterfest unseres Lebens. Amen.
Sonia Chrisye teilt das
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Predigt zum Fastensonntag.
Sonia Chrisye
„"KEINER " wird zuschanden, welcher Gottes harrt.
Sollt ich sein der Erste, der zuschanden ward?
Nein, das ist unmöglich, DU getreuer GOTT, —
eher fällt der Himmel, eh mich täuscht DEIN WORT.“