Zweihundert
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9. Marias Besuch bei Elisabeth

TOTUS TUUS, MARIA !

EDELSTEINE DER GNADE

9. Marias Besuch bei Elisabeth

Die tiefe Bedeutung des Festes Mariä Heimsuchung vom 31. Mai
Myriam van Nazareth


Wenn der Heilige Erzengel Gabriel Maria verkündet, dass Sie Jesus in Ihrem Schoß empfangen werde, teilt er Ihr zugleich mit, dass Ihre Kusine Elisabeth, obwohl es heißt, dass sie unfruchtbar ist, bereits sechs Monate schwanger ist. Maria macht Sich daraufhin von Nazareth in Galiläa (in der nördlichen Provinz von Israel) auf den Weg nach Ain Karim in Judäa (der südlichen Provinz des Landes), eine lange und beschwerliche Reise mit einem Ziel in einer bergigen Region.

Was ist der tiefe Sinn und die tiefe Bedeutung dieses Besuches?

Elisabeth befindet sich im vorgerückten Alter. Sie trägt in ihrem Schoß die Frucht, die später als Johannes der Täufer bekannt werden wird. Maria Selbst trägt Jesus, den Gottmenschen, den Messias und Erlöser in Ihrem Schoß. Obwohl Sie Sich Ihrer einzigartigen Auserwählung (als Mutter des Messias) bewusst ist, vergisst Sie Sich selbst vollkommen im Dienst an Ihrem Nächsten. Bei Marias Ankunft begrüßt Sie Ihre Kusine, und der Heilige Geist verkündet dieser Letzteren, dass Maria mit Gottes Sohn schwanger ist. Gott verkündet also zum ersten Mal auf direkte Weise einer Menschenseele, dass Maria die Mutter des Messias ist. Elisabeth teilt Maria mit, dass Johannes der Täufer beim Hören von Marias Gruß vor Freude in ihrem Schoß hüpfte.

Wir lernen hier also bereits Maria als Diejenige kennen, die Jesus zu den Seelen trägt (Diejenige, die immer Trägerin des Lichts sein wird, die immer innig eins mit Gott sein wird) und dadurch Gott gegenwärtig setzt: Wo Maria erscheint, wird die Atmosphäre von Gottes Gegenwart erfüllt. So wird es für immer bleiben. Darüber hinaus ist es wichtig, dass nicht Menschen Sie in dieser Eigenschaft verkünden. Gott Selbst tut es, durch eine Inspiration des Heiligen Geistes an Elisabeth.

Maria wird drei Monate lang Ihre eigenen Bedürfnisse vollkommen zur Seite schieben, um Elisabeth Freude und Hilfe zu bereiten, und verkündet dadurch tatsächlich bereits die Mission des Erlösers, die Liebe, Licht und Freude zu den Seelen bringen wird:

Liebe, denn trotz Ihrer eigenen Schwangerschaft vergisst Maria ganz und gar Sich Selbst für Ihren Nächsten und Sie tut dies aus einem Herzen, in dem Sie vollkommen mit Jesus und dem Heiligen Geist eins ist;

Licht, denn in Ihrer Gegenwart (und somit in der Gegenwart Jesu) empfängt Elisabeth das Licht der Wahrheit über Maria und Jesus und dadurch über die wahre Bedeutung dieses Zeitpunktes in der Heilsgeschichte;

Freude, denn das noch nicht geborene Kind hüpft vor Freude. Durch Maria hindurch tritt Jesus hier bereits als Derjenige auf, der das Leben der Menschenseele durch liebevolle Hilfe und durch spürbare Gegenwart Gottes erleichtern kommt. Darüber hinaus bezeugt Gott so die Tatsache, dass auch die ungeborene Frucht bereits auf Gottes Gegenwart reagiert und also von Gott geleitet wird.

Maria macht mit Ihrem Besuch bei Elisabeth außerdem deutlich, dass die wahrlich heilige Seele keiner Anstrengung aus dem Weg geht, Gott zu den Seelen zu bringen: Ihre Reise ist lang, und der letzte Teil des Reiseweges vor dem Ziel ist bergig. Gott zeigt dadurch, dass Seelen sich nicht immer für Sein Licht leicht zugänglich machen und dass oft Beharrlichkeit in der Nächstenliebe erforderlich ist, damit sich eine Seele für das Heil erschließen lässt.

In Antwort auf die Worte von Elisabeth lässt Gottes Geist, der kurz zuvor die vollkommene Hochzeit an Maria vollzogen hat und den Keim des Gottmenschen in Sie gelegt hat, Maria das Magnifikat aussprechen, worin Sie Gott verherrlicht, aber worin Gott Sie auch einen Zipfel des Schleiers über Ihre eigene Eigenschaft und Rolle innerhalb Seines Heilsplans lüften lässt: "Siehe, von nun an werden alle Geschlechter Mich seligpreisen. Denn Großes hat an Mir der Mächtige getan, und heilig ist Sein Name…." Gott Selbst lässt Maria hier verkünden, dass Sie durch die Heilgeschichte hindurch eine Schlüsselfigur für das Heil der Seelen bleiben wird.

Maria bringt hier auf mystische Weise Christus mit Seinem Vorläufer, Johannes dem Täufer, in Berührung, der als Mensch sechs Monate älter als Jesus sein sollte und eine Zeit lang das Kommen des Messias verkünden wird, bis dieser Selbst dadurch in die Öffentlichkeit treten wird, dass er Sich von Johannes im Jordan taufen lässt. Der Täufer reagiert aus dem Mutterschoß heraus auf die Stimme Marias, die von Christus in Ihrem eigenen Schoß beseelt ist.

Bedeutungsvoll ist Marias ständige Gegenwart bei Elisabeth und Zacharias während einer Periode, in der diese beiden sehr geprüft werden: Zacharias kann bis zur Geburt des Johannes nicht sprechen, und Elisabeth wird ständig versucht bezüglich der Wahrheit ihrer Erkenntnisse über Jesus und Maria und bezüglich der Verheißung, dass ihr eigener Sohn Johannes in Gottes Augen groß sein wird. Wir müssen uns dabei vor Augen halten, dass Marias Anwesenheit im Haus und im Garten von Elisabeth und Zacharias eine ganz stille Anwesenheit ist: Sie spricht ganz wenig, scheint durch das Haus zu 'schweben' und vollzieht alle Ihre Arbeiten nahezu geräuschlos. Die großen Zeichen Ihrer Anwesenheit sind der tiefe Friede und das Himmlische Licht, das Sie um Sich herum verbreitet. Darin bezeugt Gott Marias Demut und Selbstverleugnung: Nicht Sie Selbst lässt Ihre Gegenwart durch menschliche Zeichen auffallen, Gott kennzeichnet Ihre Gegenwart durch rein Himmlische Zeichen. Gott gibt darin die Vorabbildung von Maria als Diejenige, welche den geprüften und versuchten Seelen nahezu unauffällig während ihrer schweren Tage hilft.

Maria zeigt hier allen Generationen, was Gott von jeder Seele erwartet: dass sie Jesus zu ihren Mitgeschöpfen bringen hilft, Gottes Gegenwart spürbar macht, sich selbst zugunsten Ihres Nächsten verleugnet, Freude und Licht bringt, sich selbst vergisst, nicht die Aufmerksamkeit auf sich selbst, sondern auf Gott heftet und Gott als Denjenigen verherrlicht, der vollkommen gerecht ist und dessen Verheißungen ewig während gültig sind. Maria zeigt den Seelen hier, dass eine wahrlich heilige Seele tatsächlich nicht mehr selber lebt, sondern nur ein Werkzeug der Dienstbarkeit ist, das sich in allen Handlungen, Worten und Wünschen ausschließlich von Gott bewegen lässt.
Zweihundert