Die Theodizeefrage: Wie erklärt sich das Leid der Welt angesichts der Güte Gottes ?
Die Theodizeefrage: Wie erklärt sich das Leid der Welt angesichts der Güte Gottes?
A) Einleitung
Der Begriff Theodizee stammt ursprünglich von Gottfried Wilhelm Leibniz und bedeutet soviel wie "Gerechtigkeit Gottes" oder "Rechtfertigung Gottes". Weil Leibniz von der Güte Gottes überzeugt war, hatte er die Theodizeefrage in diesem Sinne gestellt: - Wie ist die Gerechtigkeit und Güte Gottes angesichts des Leids in der Welt zu verstehen ?
In der heutigen Diskussion wird die Theodizeefrage oft im Rahmen der sog. "Theologie nach Auschwitz" behandelt, wobei eine Akzent- verschiebung der Frage vorgenommen wird, indem die Existenz Gottes angesichts des Leids sogar hinterfragt wird: - Wie kann es einen gütigen Gott überhaupt geben angesichts des Leids in der Welt? - Rechtfertigung Gottes angesichts des Leids in der Welt
Soviel vorneweg: Der Gerechte Gott muss sich vor den Menschen keineswegs rechtfertigen. Genau umgekehrt ist es: Der Mensch muss sich vor dem Richterstuhl Gottes rechtfertigen.
----------------------------------------------- B) Hauptteil
Früher oder später fragt sich der Mensch, wo das Leid in der Welt herkommt. Wenn er die Lösung in der Bibel und im christlichen Glauben sucht, wird er schnell fündig werden. Wenn er die Lösung in den Weltweisheiten sucht, wird er lange suchen können. Die Antwort wird immer unbefriedigend bleiben. Wenn die Frage sinngebend beantwortet werden soll und nur das soll hier geschehen, müssen wir die Antwort dort suchen, wo sich der gütige und gerechte Gott selbst offenbart, nämlich in der Bibel.
- Die Theodizeefrage handelt von Gott, also muss die Antwort im Wesen Gottes gesucht werden.
- Das Wesen Gottes hat sich in der Hl. Schrift selbst offenbart.
- Die Hl. Schrift ist dem Volk Gottes, der Hl. Mutter Kirche anvertraut worden. Sie ist die wahrheitsgemäße Schriftauslegerin.
- Gemäß Hl. Schrift und Hl. Kirchenlehre ist die Theodizeefrage folgendermaßen zu beantworten:
a) Der Schöpfungsbericht bezeugt den Schöpfer, die sehr gute Schöpfung, den Sündenfall und den Ursprung des Leids: Die Offenbarungsschrift der Bibel (AT und NT) beschreibt Gott als den Allmächtigen, Gütigen, Heiligen, Gerechten, Barmherzigen Gott. Er selbst hat sich Adam und Eva im Garten Eden offenbart, nachdem Er den Menschen erschaffen hat (Genesis). Er hatte Adam und Eva geboten, von allen Früchten essen zu dürfen, außer vom Baum der Erkenntnis von gut und böse. Das erste Menschenpaar hat dieses Gebot übertreten, indem es vom Bösen überlistet wurde. Dies wird der Sündenfall genannt. Nach dieser Ursünde, die vererbt werden sollte, fiel der Naturzustand von Adam und Eva, d.h. sie verloren den höheren Zustand und fielen in einen niedrigeren Zustand. Sie wurden aus Eden verbannt, weil sie nicht mehr mit der Natur in Eden zusammenpassten. Eden wurde für sie unzugänglich und sie wurden in eine andere Schöpfung auf Erden gesetzt, welche ihrem gefallenen Naturzustand angepasst war, d.h. sowohl Mensch als auch restliche Natur war gleichermaßen gefallen. Der gefallene Mensch konnte auch keine ungefallene Natur hervorbringen, d.h. die Kinder konnten keinen höheren Zustand als die Erzeltern haben. Daher muss (!!!!) die Erbsünde beim Zeugungsakt übertragen werden. Wer hier Anfragen hat, dem möge gesagt werden, dass Papst Pius XII. im Monogenismusstreit die Frage nach der Abstammung der Menschen eindeutig geklärt hat: Alle Menschen stammen wirklich (!!!) von Adam und Eva, die einst wirklich (!!!) in Eden waren, ab.
Dies ist die Werdungsgeschichte von Menschennatur und restlicher Natur (= Genesis), welche bezeugt: - den guten Schöpfer, der im Ursprung alles sehr gut erschaffen hat - den Sündenfall des Menschen, der dadurch in einen niedrigeren Naturzustand gefallen ist
b) Wie lässt sich daraus das Leid der Welt erklären ? Der Sündenfall bewirkte, wie in Genesis beschrieben, einen Abfall der Natur des Menschen. Der Mensch hatte das Böse aufgenommen, der Lüge des Bösen geglaubt, wodurch das Gebot Gottes gebrochen wurde. Durch Beschädigung des heiligen Zustands der Menschen passte der Mensch mit der heilen und heiligen ("sehr guten") Natur des Paradieses nicht mehr zusammen. Dies war die leidvolle Kon- sequenz. Der Schöpfer warnte die Menschen vor dem Tod, aber sie glaubten nicht, wurden verführt und wählten somit den Tod, die Vergänglichkeit, das Leid, welches in der gesamten gefallenen Schöpfung herrschen sollte. Da es nur gerecht war, im heiligen Zustand das heilige Paradies zu genießen, musste für den gefallenen Zustand von Mensch und Natur gelten:
Gen 3,14ff: Da sprach Gott, der Herr, zur Schlange: Weil du das getan hast, bist du verflucht unter allem Vieh und allen Tieren des Feldes. Auf dem Bauch sollst du kriechen und Staub fressen alle Tage deines Lebens. 15Feindschaft setze ich zwischen dich und die Frau, zwischen deinen Nachwuchs und ihren Nachwuchs. Er trifft dich am Kopf und du triffst ihn an der Ferse. 16 Zur Frau sprach er: Viel Mühsal bereite ich dir, sooft du schwanger wirst. Unter Schmerzen gebierst du Kinder. Du hast Verlangen nach deinem Mann; er aber wird über dich herrschen. 17 Zu Adam sprach er: Weil du auf deine Frau gehört und von dem Baum gegessen hast, von dem zu essen ich dir verboten hatte: So ist verflucht der Ackerboden deinetwegen. Unter Mühsal wirst du von ihm essen alle Tage deines Lebens. 18 Dornen und Disteln lässt er dir wachsen und die Pflanzen des Feldes musst du essen. 19 Im Schweiße deines Angesichts sollst du dein Brot essen, bis du zurückkehrst zum Ackerboden; von ihm bist du ja genommen. Denn Staub bist du, zum Staub musst du zurück.
Fortan sollte gelten: - Feindschaft zwischen dem Bösen und dem Menschen, der nun sterben sollte - Mühsal und Schweiß beim Gebären (wegen gefallener Natur) und beim Arbeiten - Ackerboden (steht stellvertretend für die gesamte Natur) ist verflucht
Diese drei Komponenten bilden das Leid. Die menschliche Natur war forthin so beschaffen, dass sie unterschiedlichen Arten von Leid ausgesetzt war: Leid im Herzen, im Geist, im Fleisch, in der Seele. Der Böse hat sich am Menschen einen Anteil erkauft, weil der Mensch in seine Verführung eingestimmt hat. Letztlich hat dies Leid in vielen Formen bewirkt. Der Schöpfer hat es so gefügt, dass dieses durch die Sünde entstandene Leid aufgeopfert werden muss, um sich das ewige Leben in ewiger Freude und ewiger Freiheit von Leid erneut erkaufen zu können. Leiden muss der Mensch nur, weil er gesündigt hat. Wenn er es aber protestlos dem Schöpfer aufopfert, wird damit ewiges Leben erkauft. So hat es der Schöpfer zugelassen und verfügt, weil er dem Menschen einen freien Willen gab, den Er aus Respekt nicht antastet.
Der freie Wille des Menschen: Der Schöpfer wollte den Menschen die Herrlichkeit des Paradieses schenken unter Einhaltung eines einzigen Gebotes. Darin lässt sich die unendliche Liebe und Güte Gottes erkennen und im Gebot die Gerechtigkeit Gottes. Die Güte Gottes lässt sich zudem darin erkennen, dass Er den Menschen nicht zum Guten, zur Erfahrung der Herrlichkeit, zwingen wollte. Somit gab er Adam und Eva einen freien Willen. Der freie Wille des Menschen hat irgendwann der Sünde eingestimmt und den Lohn der Sünde bekommen: Das Leid.
Die Güte Gottes: - Der Schöpfer war sowohl gütig in der Erschaffung der Herrlichkeit des Paradieses als auch - in der Gabe des freien Willens des Menschen, weil die Güte Gottes nicht zwingt als auch - in der Fügung, dass das selbsterwählte Leid des Menschen (wegen Gebotsbruch und Einstimmung in die Sünde) bei protestloser Aufopfe- rung an den Schöpfer die Kaufkraft des ewigen Lebens enthalten sollte
Der Böse: Der Böse (Satan) hat wirklich aus der Schlange gesprochen und es gibt ihn wirklich. Er hat zur Sünde verführt und tut es immer noch. Er verursacht das Leid und der Schöpfer lässt es zu, um sich ewiges Leben erkaufen zu können. Seither verfolgt der Böse mit dem Leid andere (!!!!) Ziele als der Schöpfer. Der Böse möchte die Menschen dadurch entmutigen und noch mehr zur Sünde anstacheln. Der Schöpfer möchte maximales Verdienst herausschlagen, um maximalen Lohn schenken zu können.
c) Warum ist Jesus am Kreuz gestorben ? Er hat in seinem Leben und Leiden alle Sünden der Welt (als leidvolle Konsequenz der Erbsünde) protestlos ertragen, dem Himmlischen Vater aufgeopfert und am Kreuz um Verzeihung für alle Menschen gebeten, welche die Liebestat Christi annehmen würden. Dies entspricht der Konsequenz, die wir aus dem Sündenfall gezogen haben. Nur ein Gott, der zugleich Mensch in leidfähigem Fleische war, konnte den Himmel wieder aufschließen. Warum ? Weil die Leiden der Menschen nicht rein sind und weil sie statt des nötigen unendlich-göttlichen Wertes nur einen zeitlich-mensch- lichen Verdienstwert haben. Sie tragen zwar das Eigen- verdienst in sich, aber um sie zu reinigen und unendlich wertvoll zu machen, müssen sie, die Leiden, vom Leid des Gottmenschen noch gereinigt werden. Diese Kombination von Eigenanteil des Menschen und Anteil des Gottmenschen bildet den vollkommenen Lösepreis, der den Himmel wirklich aufschließt.
d) Wo war Gott in Auschwitz ? Aus obiger biblischer Sicht, können wir/sollten wir leicht erkennen, wie die Frage zu beantworten ist: Der Mensch, der das Böse wählt, schafft sich Leid. Dies gilt immer noch. Und der Mensch, der es protestlos aufopfert zusammen mit dem Leiden Christi, erkauft sich die ewige Leidlosigkeit. Wo also war Gott in Auschwitz ? Er hat genauso wie Jesus Christus am Kreuz in den leidenden Menschen mitgelitten, weil Er seine gerechte Ordnung nicht geändert hat. Der Böse verführt zur Sünde, der Mensch stimmt darin ein und erzeugt Leid. Kriege ergeben sich immer nur als eine maximale Ansammlung negativer Entscheidungen von Menschen. Jesus Christus dagegen hat selbst am Kreuz und in den Notleidenden gelitten.
C) Schluss
Wie erklärt sich das Leid angesichts der Güte Gottes ? Die Theodizeefrage kann aufgrund der biblischen Offenbarungslehre des Dreifaltigen Gottes (Schöpfer, Erlöser und Heiligmacher) nur so beantwortet werden, dass das Leid durch Zustimmung des freien Willen des Menschen in die Verführung des Bösen (Satan) entstanden ist. Seither wird es vom gütigen Gott aus Respekt vor der freien Entscheidung des Menschen zugelassen, gibt ihm aber wiederum aus Güte die Möglichkeit, sich damit ewiges Leben zu erkaufen.
Fazit: Gott ist nur gut ! Er will uns in Jesus Christus vom Leid erlösen ! Aufgrund der unendlich gütigen Fügungen Gottes und der unendlichen Liebestat Christi am Kreuz, um die Menschen gerade von Leid, verursacht durch Sünde, zu erlösen, ist die Hinterfragung seiner Existenz angesichts des Leides in der Welt ein Sarkasmus. Möge es der Mensch in Demut erkennen und sich der Erlösung durch Jesus Christus zuwenden.
---------------------- Anm.: Weil die Schöpfungsordnung, wie sie nach dem Sündenfall bestand, nie aufgehoben wurde (= Naturgesetz), sondern durch das Gnadengesetz Christi unterstützt und erhoben, (hl. Thomas: gratia supponit naturam = Die Gnade unterstützt die Natur), ist es eminent wichtig, die Genese der Schöpfung im 1. Buch Mose (Genesis) verstanden zu haben. Daraus lässt sich alles ableiten. Bei Nachfragen bitte Gen 1 bis 4 lesen und betrachten unter Gebet zum Heiligen Geist.
Jedes Detail der wahren Edengeschichte ist für die weitere Menschheitsgeschichte von Bedeutung. Der heutige Modernismus meint, die Details nicht ernst nehmen zu müssen, was als Folge hat, dass man nichts mehr erklären kann: Woher kommen wir ? Woher kommt das Leid ? Von wem stammen wir ab ? Seit wann etwa besteht die Erde ? Welche Auswirkungen hatte die Erbsünde ? Warum wollte/musste Jesus am Kreuz …Mehr
Jedes Detail der wahren Edengeschichte ist für die weitere Menschheitsgeschichte von Bedeutung. Der heutige Modernismus meint, die Details nicht ernst nehmen zu müssen, was als Folge hat, dass man nichts mehr erklären kann: Woher kommen wir ? Woher kommt das Leid ? Von wem stammen wir ab ? Seit wann etwa besteht die Erde ? Welche Auswirkungen hatte die Erbsünde ? Warum wollte/musste Jesus am Kreuz sterben ? Warum ist die Erdenzeit nur eine Prüfung ? etc..
Anm.: Weil die Schöpfungsordnung, wie sie nach dem Sündenfall bestand, nie aufgehoben wurde (= Naturgesetz), sondern durch das Gnadengesetz Christi unterstützt wurde (hl. Thomas: gratia supponit naturam = Die Gnade unterstützt die Natur), ist es eminent wichtig, die Genese der Schöpfung im 1. Buch Mose (Genesis) verstanden zu haben. Daraus lässt sich alles ableiten. Bei Nachfragen bitte lesen: …Mehr
Anm.: Weil die Schöpfungsordnung, wie sie nach dem Sündenfall bestand, nie aufgehoben wurde (= Naturgesetz), sondern durch das Gnadengesetz Christi unterstützt wurde (hl. Thomas: gratia supponit naturam = Die Gnade unterstützt die Natur), ist es eminent wichtig, die Genese der Schöpfung im 1. Buch Mose (Genesis) verstanden zu haben. Daraus lässt sich alles ableiten. Bei Nachfragen bitte lesen: Gen 1 bis 4 !