@Falko Kann ja alles sein, nur habe ich gar nicht die Kirchen in West- und Mitteldeutschland verglichen, sondern - wie der FAZ-Autor, auf den ich mich bezog - die heutige Kirche mit der staatlichen Ersatzreligion der DDR, die z.B. mit ihren Jugendweihen einen Gegenkult zur Kirche aufbaute. Der innerweltliche Heilsanspruch ("für die eine, friedliche, gerechte Welt von morgen") und die Beschränkung auf das Soziale kann der Kirche nicht genügen, und je mehr sie dem zu genügen sucht, umso mehr macht sie sich selbst überflüssig. Denn "nur sozial" können andere auch, dazu bedarf es der Kirche nicht.

Die Vergleiche der Kirche mit der DDR, der Firmung mit der Jugendweihe usw. sind bezeichnender als es der Autor sich das selbst ausmalt. Genau das war nämlich der innere Grund für den Kollaps der DDR: die mit der Verweltlichung einhergehende Sinnleere, die Entkernung alles Sakramentalen, ein Ritus in seiner bloßen Form, aber ohne Substanz, und die Beschränkung auf das Soziale, das Zwischenmenschliche, das Nur-noch-Menschliche. All dies ist mit dem Zusammenbruch der DDR leider keineswegs überwunden. Die Kirche wird in dem Maße an Bedeutung verlieren, je mehr das Nur-noch-Menschliche in ihr Raum gewinnt, je weniger sie daher Gott dient. Denn das: der Bezug zu Gott, ihre Ehe mit Christus, ist ihre differentia specifica. Wenn sie davon abläßt, verliert das Salz seine Würze und wird schal und unter den Menschen zertreten - zu Recht! Wenn sie aber das Heilige heilighält und verehrt, dann wird sie weiter leuchten unter den Menschen, wird an Strahlkraft gewinnen und viel neuen Zulauf erhalten.