Klaus Elmar Müller

Wie Paulus die Fastnacht schuf, aber Fastnachts-Messen widerspräche

....und hätte doch die Liebe nicht, wäre ich eine klingende Schelle“, lässt uns am Sonntag vor Aschermittwoch die überlieferte Liturgie den hl. Apostel Paulus in dessen neutestamentlichem Hohenlied der Liebe hören (1 Kor 13, 1). Die Narrenkappe mit Teufelshörnern aus Stoff und baumelnden Glöckchen daran, der spöttische Hofnarr durchaus lieblos und andere herabsetzend, nicht immer schönes Vorbild freier Rede, die lauten Schellen und eitlen Masken der Alemannischen Fasnet, die langen Pfauenfedern auf den Kappen der rheinischen Karnevalsprinzen, Venedigs übertrieben ausstaffierten und dennoch in ihrem leeren Blick vom gottfernen Nichts berichtenden Figuren zeigen diese traurige sündige Eitelkeit ebenso wie zu Samba-Klängen die Personifikationen der Sinnlichkeit in Brasilien es tun. Groß inszeniertes Theater, das vor der Entscheidung für Gott, für das Fasten, für Buße und Bekehrung spielerisch darstellt, wie die Welt nicht sein soll, den von Kain begründeten Gegenstaat zum Gottesstaat – beide benennt der hl. Augustinus in ihrer vorläufigen Verwebung. Und dann erscheint der größte Narr, der sich eitel überhob und meinte, Gott aus dem Himmel stürzen zu können, und dabei selber vom Erzengel Michael mit dem Ruf „Wer ist wie Gott!“ gestürzt wurde. Der teuflischen Narrheit folgte ein zweiter Irrtum, denn dieser Ur-Narr bildete sich ein, die Erlösung der Menschen verhindern zu können. Er tat alles, um Jesus Christus ans Kreuz zu bringen, und musste schmählich erkennen, dass er gerade dadurch Gottes Plänen gedient hatte. Einst war er der höchste Engel gewesen, Luzifer, „Lichtträger“. Und diese frühere Gestalt kann er sich scheinbar zurückgeben. Davor warnt der hl. Paulus: „Der Satan verstellt sich als Engel des Lichts“ (2 Kor 11, 14). Genau das zeigt der Geisterzug von Blankenheim in der Eifel, mitten zwischen Aachen, Köln und Trier am Samstag vor Karneval abends um 19 Uhr („Luzifer“ hoch zu Ross). Und es ist doch erlaubt, dass die „Geister“, Kinder und Erwachsene, viel Freude haben, wenn sie tanzen und singen und jauchzen, auch wenn das Dargestellte nachdenklich machen soll, denn alle wissen: Es ist nur ein Spiel. „Luzifer“ erscheint in weißer Lichtgestalt mit den großen Engelsflügeln seiner himmlischen Vergangenheit. Und hier gehört ein heiterer Marsch dazu wie unweit des Bodensees in Rottweil, immer wieder derselbe, beim Rottweiler Narrensprung Tausender stundenlang, geeignet, in glückliche Trance zu versetzen. Leider wurde im deutschnational gestimmten 19. Jahrhundert und später in der Nazizeit die Fastnacht als germanischer Frühlingsbrauch erklärt. Dagegen zeigte Prof. Dietz-Rüdiger Moser (1939-2010) die katholische Quelle des Karnevalsfestes auf, in seinem Buch „Fasching-Fastnacht-Karneval: Das Fest der 'verkehrten Welt'“. Das schließt heidnische Elemente der vorchristlichen Zeit nicht völlig aus wie das Schließen des Kölner Doms an Rosenmontag entsprechend dem Schließen der Tempel an den römischen Saturnalien oder die brave Weiberfastnacht, die ganz von fern an ein orgiastisches Treiben der griechischen Dionysien erinnert (welches seinerseits vielleicht schon harmloser war als in Euripides' „Bacchantinnen“ behauptet). Oder es erinnert der Blankenheimer „Luzifer“, weil im Dunkeln zu Ross, an den durch nächtliche Lüfte jagenden obersten Germanengott Wotan - „die Götter der Heiden sind Dämonen“ (Ps 96, 5), also ist auch Germaniens Obergötze der Teufel. Gewiss darf man in den religiösen Traumgestalten der Heiden -die ägyptische Isis mit dem Horusknaben und die indische oberste Götterdreiheit und der griechische Orpheus, der aus der Unterwelt zurückkommt- fromme Sehnsüchte und wahre Ahnungen der späteren Erlösung sehen, also etwas, was der hl. Paulus auf dem Areopag, entgegen seiner ursprünglichen spontanen Emotion ob der Vielgötterei, als Frömmigkeit lobt (Apg 17, 22 f). Aber Karneval („carne vale!“, „mein fleischlicher Leib und ihr fleischlichen Genüsse, auf Wiedersehn!“) und Fastnacht (die Nacht vor dem ersten großen Fastentag Aschermittwoch) will deutlich das Widergöttliche zeigen, den unversöhnlichen Gegensatz zwischen dem Bösen und dem Christentum. Darum zerstören die bunten, lustigen Karnevalsgottesdienste in manchen unserer Kirchen die Symbolik des Festes. Und schlimmer: Das bewusst Eitle, Spöttische, Erotische zieht in den sakralen Raum ein und veralbert ihn. Konnte man im Mittelalter am „Eselsfest“ juxig einen Esel mit Bischofsmitra durch die Kirche treiben, ohne dass der Glaube schaden nahm, so fußen die heutigen „Karnevals-Messen“ kaum auf einem sicheren Glaubensfundament, werden darum nicht als gewagte, grenzwertige Parodie begriffen, sondern eher als Bereicherung der hl. Messe, als wäre die ohne derlei nicht reich genug: welche Verflachung! Paulus erklärt an Quinquagesima, dem vorkonziliaren Fastnachtssonntag, die Narrenschelle zum Gegenteil der christlichen Liebe, nicht zu deren Element! Hier nun im Video kurze 60 Sekunden von Minute 1.19 bis Minute 2.19 der Blankenheimer „Luzifer“: Karneval / Geisterzug Blankenheim Teil 2
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Die Bärin shares this
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a.t.m

Was würde Paulus zu solch einer ‚Sauerei’ in Willisau Verhöhnung und Verspottung Gottes unseres Herrn in einer katholischen Kirche sagen? Eines bin ich mir sicher, er würde nicht so wie die aus dem Unseligen VK II hervorgekrochene Religionsgemeinschaft (welche vom Himmel als AFTERKIRCHE) prophezeit wurde, SCHWEIGEN und oder zu allen JA und NEIN - Amen sagen!! Den wie sagt der Volksmund "Wer schweigt der Duldet"
Gottes und Mariens Segen auf allen Wegen

Theresia Katharina

Ich bin inzwischen komplett gegen Karneval, weil da viel gesündigt wird. Soviel kann man schon gar nicht mehr dagegen beten. Bin auch gegen die alemannische Fasnet. Das war früher eine Art Trachtenfest, da kamen die alten schönen Trachten mit den echten Silberknöpfen aus der Truhe. Heute alles voll mit stampfenden Teufelsfratzen. Grauenvoll.

Theresia Katharina

Außerdem wird jetzt auf der alemannischen Fasnet gesoffen. Das war früher verpönt. Nach dem Umzug gings mit der Familie in die Wirtschaft, Dort tranken Vater und Mutter je ein Bier zum Vesper: Strammer Max oder alemannische Würste mit Brot. Die Kinder kriegten eine Limo mit einer Brezel. Danach gings heim.

Klaus Elmar Müller

Woher wollen Sie wissen, dass an Karneval viel gesündigt wird? Hat man Ihnen berichtet? Früher, in prüder Zeit, mag Karneval eine verschämte Gelegenheit gewesen sein, die sich für junge Leute im Alltag sonst nicht bot, unbemerkt einander näher zu kommen.

Klaus Elmar Müller

Trachten mit Silberknöpfen - verwechseln Sie da nicht Fastnacht und Fronleichnam? Die alemannischen Schellen und Masken der Eitelkeit nach dem 1. Korintherbrief Kap. 13 Vers 1 stammen aus dem Barock, auch dem 19. Jahrhundert und auch von ca. 1950. Die Tradition der alemannischen Fasnet geht auf das Mittelalter zurück und war durch die Reformation und in ihrer besondern Art durch den weniger formalen rheinischen Karneval gefährdet worden.

One more comment from Klaus Elmar Müller

Alemannische Fasnet 1958, Video aus Rottweil (ca. 7 Minuten):SWR Retro - Abendschau: Der Rottweiler Narrensprung | ARD Mediathek

Theresia Katharina

Doch kenne ich so, dass die alten Trachten rauskamen, nicht nur bei den Leuten am Straßenrand. Im Zug liefen auch immer Trachtenträger mit, auch mit Trachtenkindern. Natürlich nicht bei den Schellenträgern.

kyriake

Dieses Eselsfest sollte man unbedingt wiedereinführen und bei allen Bischofskonferenzen und Synodalversammlungen mehrere Esel und Rindviecher mit Mitra durch die Hallen treiben!!! 🐐🐐🐐🐂🐃🐂🐃🐐🐐🐐🐂🐃🐃🐃🐂🐐🐐🐐

Theresia Katharina

Der hl.Paulus war gegen jeden Mummenschanz!

kyriake

Sind das 11 Tränen im Wappen, die für die 11.000 Jungfrauen in Köln stehen?

@kyriake Ja, das ist das Kölner Wappen, auch mit den Kronen der Heiligen Drei Könige. Die Gebeine der 11.000 Jungfrauen werden im Beinhaus der Kölner Kirche St. Ursula aufbewahrt und in schönen geometrischen Anordnungen gezeigt.

kyriake

Aber warum Tränen und nicht Rosen o.ä.?!

@kyriake Dass es Tränen wären, haben Sie behauptet, und es macht Sinn, denn es handelt sich um Märtyrerinnen der heidnischen Hunnen. Das Kölner Wappen zeigt aber ein Gewand aus Hermelin, das die Kölner Erzbischöfe trugen. Ein solches Gewand sieht eben so aus: Das Fell des Tieres ist überwiegend Weiß, hat aber auch Schwarz.

kyriake

Dann handelt es sich dabei also um ein Hermelinfell mit elf schwarzen Schattierungen. - Wieder was dazugelernt!! 😀