Die Sexualmoral (wie das ganze Sittengesetz) ist nicht in Stein gemeißelte Offenbarung Gottes. Sittliche Normen werden durch die Vernunft des Menschen erkannt. Der Mensch ist bei ihrer Erkenntnis nicht auf eine Offenbarung Gottes angewiesen. Inhalt von Offenbarung ist nämlich nie etwas von Gott verschiedenes, sondern immer Gott selbst. Dies nicht zu beachten hieße die vom ersten Vatikanum vorgeschriebene doppelte Erkenntnisordnung zu missachten.

Sittliche Normen werden an der Welt abgelesen und können von daher auch neuen Gegebenheiten angepasst werden. Früher war z.B. die kath. Sexualmoral auch für Atheisten leicht einsehbar, denn jeder Akt außerhalb der Ehe konnte immer zur Schwangerschaft führen. Verhüttungsmittel können heute das "Risiko" einer Schwangerschaft stark minimieren. Früher musste also aus vernunftsgründen der sexuelle Akt in der Ehe unbedingt verortet sein. Wenngleich es auch heute noch gute Gründe für Enthaltsamkeit vor der Ehe gibt, so sind diese nicht mehr weitaus so plausibel wie noch vor den Verhüttungsmitteln.
Die katholische Ehemoral müsste sich dieser Entwicklung stellen.
Bevor nun aber hier wieder gespostet wird wie unglaublich die Folgen dieser Verhüttungsmittel sin, möchte ich darauf hinweisen, dass mir da nicht die "extreme" dabei in den Sinn kommen, sondern dass es heute einfach völlig üblig ist als Paar erst mal ein paar jahre miteinander zu leben und dann vielleicht zu heiraten.

„Suche nicht draußen! Kehre in dich selbst zurück! Im Innern des Menschen wohnt die Wahrheit. […] [D]er Verstand schafft die Wahrheit nicht, sondern findet sie vor.“

Heiliger Augustinus, bitte für uns!

Nur eines, die Aussage des Bischofs ist nicht als liberal zu werten.
Er spricht einiges an, dass einfach der Realität entspricht. Nur ein Beispiel: Viele derer, die heute Priester werden sind Bekehrte.

Anm.a.d.Red.: Der Titel ist ja wohl etwas zu reisserisch für den Inhalt der Mitteilung und suggeriert m.E. eine glaubensfeindliche Einstellung des Bischofs, der hier, soweit ich das überblicken kann, keineswegs die kirchliche Lehre zur Sexualmoral infrage stellt.

Wo sind die Heiligen der Reinheit... welche Freude machte es ihnen in der Keuschheit zu leben. Diese Vorbilder müssten wieder mehr hervorgehoben werden.

Die Reinheit ist ein Geschenk des Himmels. Wenn wir darum bitten, werden wir sie erhalten. Hl. Pfarrer von Ars.

Na ja, die meisten Missbräuche kamen soweit ich weiß doch u.a. gerade z.B. auf der Grundlage zu wenig Tabus, nicht wahr? Warum auch sonst findet sowas an solch aufgeklärten Instituten wie der Odenwaldschule statt, die wie ich hörte, offen zur sogenannten "aufgeklärten" Frankfurter Schule bekennt. Die doch soweit ich weiß nicht so wirklich viel in diesem Bereich tabuisiert. Sehe ich das falsch?

Und eine Frage:
Wie können Priester vor der Weihe sexuelle Erfahrungen sammeln? Außer sie sind spätberufene Witwer? Alles andere ist möglich allerdings doch wohl schwer sündhaft (unehelicher Sex schließt so weit ich weiß sogar vom Empfang der hl. Kommunion aus, wenn er nicht bereut und gebeichtet wird. Mit entsprechendem Vorsatz der künftigen Enthaltung desselben.) Solches wird sicher hier nicht gemeint sein. Denn sonst könnte man doch aus dem oben zitierten Artikel auf den Gedanken können, daß diese sündhaften "Erfahrungen" sogar nützlich und unter gewissen Umständen sogar wünschenwert (?!) sein könnten. Das hat Se. Ex. sicher nicht so gemeint.

Ich finde gerade die Enthaltsamkeit stärkt in besonderem Maße die Persönlichkeit. Je mehr ich auf sinnliche Dinge fähig bin zu verzichten, um so stärker werde ich, meine ich. Das gilt besonders für solche sexuelle Versuchungen (sexuelle Unzucht =Zentralsünde!). Das ist nicht leibfeindlich, sondern die Anerkennung, daß derselbe nicht mir gehört, sondern ein Tempel des hl. Geistes ist, meine ich. Dies anzuerkennen denke ich läßt auch darauf hoffen, daß der Heilige Geist stärker dort einkehrt. Oder nicht? Ich denke noch daß man solche gerade sexuelle Versuchungen (Lorenzo Supoli veranschaulicht das im "Geistlichen Kampf auch")besser überwinden kann, wenn man sie bezwingt, statt sich darauf einzulassen. Sehe ich das falsch? Ich gehe erstmal davon aus, das es nicht falsch ist. Außerdem: Ich glaube doch gehört zu haben, daß Vat II. gerade an Kirchenlehrer und -väter, wie St. Augustin u.a. in besonderem Maße Anschluß finden wollte. Dann meine ich aber, auch ganz. Auch in den unbeliebten unmodernen und sogar (heute) politisch unkorrekten Anliegen.