Neuer Ärger um irisches Priesterkolleg in Rom
Die irischen Erzbischöfe schienen «nicht mit der Leitung des Kollegs befasst» und folgten der Maxime, die Dinge wie seit 35 Jahren weiterlaufen zu lassen, zitiert die «Irish Times» aus dem Bericht, für den die US-Kardinäle Timothy Dolan und Edwin O'Brien verantwortlich zeichnen. Die Ausbildungsverantwortlichen des Irish College seien im Gegensatz zu den Studenten «kritisch gegenüber jeder Betonung Roms, der Tradition, des Lehramts, der Frömmigkeit oder einer klaren Rechtgläubigkeit».
«Eine beunruhigend hohe Zahl von Seminaristen beurteilte die Atmosphäre im Haus negativ», zitierte die Zeitung aus dem internen Papier. Das Kolleg stehe im Ruf, «schwulenfreundlich» zu sein; aus Sicht der Ermittler gebe es jedoch «keinerlei Hinweise auf eine offene Unmoralität oder homosexuelle Subkultur». Die «überragende Mehrheit» der Seminaristen lebe gläubig und keusch. Insgesamt verfehle das Kolleg aber den Anspruch, «Männer zu Führern der Erneuerung der Kirche in Irland vorzubereiten», so der Bericht.
Die vier verantwortlichen Erzbischöfe - unter ihnen Kardinal Sean Brady von Armagh und Diarmuid Martin von Dublin - verwahrten sich gegen die Kritik. Von Anfang an habe «ein tiefes Vorurteil die Visitation gefärbt», hieß es nach Darstellung der «Irish Times» in einer Entgegnung an die römische Kurie.
Die Untersuchung des Irish College war von Papst Benedikt XVI. 2010 im Rahmen einer Erneuerung der irischen Kirche nach dem Missbrauchsskandal angeordnet worden. Der Besuch der Kommission unter Dolan fand im Januar 2011 statt.
Zwischenzeitlich wurden drei der vier Geistlichen im Vorstand des Irish College in ihre Heimatbistümer zurückberufen. Nur der im September 2011 ernannte Rektor Ciaran O'Carroll werde in Rom verbleiben, berichteten irische Medien Anfang Mai. Dublins Erzbischof Diarmuid Martin begründete den Personalumbau später mit einer ungewissen Zukunft des Kollegs insgesamt. Derzeit leben nach Medienangaben 58 Priesteranwärter im Irish College, unter ihnen 23 Iren.
