M.RAPHAEL
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Pater Pagliarani und die Covid Frage

Die Neuzeit hat die Religion und den Glauben auf die Moral, auf das rechte sittliche Verhalten in der Welt reduziert. Das ist eine Folge des Mentalismus, der keine ontologischen metaphysischen Realitäten mehr zulässt. Religion ist nur noch dazu da, die Menschen sozial zu integrieren und zu stabilisieren. Glaubensinhalte spielen keine Rolle. Selbst die Sakramente sind nur noch reine Rituale, die die Psyche gruppendynamisch gemeinschaftsfähig machen sollen. Es geht allein um die Immanenz, um die Wellness der modernen Menschen. Das könnte auch für Fragen in Bezug auf Covid gelten. Auch hier könnten sich sehr weltliche Gesundheitsbedenken hinter religiösen Argumenten verstecken.

Diese Befürchtung, denke ich, bestimmt die Position von Pater Pagliarani bzgl. Covid.

Eine Mahnung des Generaloberen (fsspx.de)

Wer die unzähligen Beiträge auch auf GloriaTV zu Covid liest, könnte sich manchmal die Frage stellen, was daran noch katholisch ist, welche Motivationen dahinter stehen? Das bedeutet nicht, dass ich sie ablehne. Sie haben ihre Berechtigung. Sie sind wichtig. Aber sind sie alle katholisch?

Die Position von Pater Pagliarani schätze ich ungefähr folgendermaßen ein:
Die Bruderschaft muss in jedem Fall als Ganzes ihre Glaubwürdigkeit und berechenbare Geradlinigkeit bewahren, die vor allem darin besteht, immer zum Tabernakel versus Deum gerichtet zu sein. Die Covid Frage wird in diesem Licht zu einem partikularen medizinischen Problem. Dies umso mehr, wenn man bedenkt, wie gefährlich diese Krankheit wirklich ist. Es handelt sich weder um die Pest noch um die Pocken, auch nicht um die Spanische Grippe.

Die übertriebenen emotionalen Reaktionen im Reich des Herrn der Welt in Bezug auf Covid hängen mit der Säkularisierung zusammen. Covid stellt den Machtanspruch der wissenschaftlichen Gesellschaft in Frage. Der neuzeitliche Mensch will die vollständige Kontrolle über die Natur, weil er eben nicht vor dem wahren Gott niederknien und Ihn anbeten will. Das ist das eigentliche Grundproblem, gegen das die Bruderschaft in ihrer Grundausrichtung klar und deutlich kämpft.

Der Herr geht ans Kreuz. Er diskutiert nicht mit den irdischen Mächten, ob eine Impfung den Menschen bei einem gesundheitlichen Problem hilft oder schadet. Es geht nicht um irdische Wellness sondern das himmlische Seelenheil.

Die konkrete Reaktion auf Covid ist für Pater Pagliarani ein irdisches Problem, das der einzelne Gläubige gemäß seines Gewissens entscheiden muss und soll. Das erlaubt gerade, dass man sich die Einschätzung von z.B. Erzbischof Viganò und Bischof Schneider zu eigen machen kann und darf, wie ich das tue. Wie viele Mönche und Einsiedler auch in der Orthodoxie lehne ich die derzeitige Covid Impfung ab. Der einwohnende Heilige Geist ist da klar und deutlich genug.

Aber was hat die Frage der Impfung direkt mit der Heiligen Messe zu tun? Um ein Bild zu gebrauchen: Pater Pagliarani feiert die Heilige Messe versus Deum. Da wird auch kein Gläubiger auf die Idee kommen, mitten drin eine laute Diskussion zu beginnen, ob man sich jetzt impfen lassen darf oder nicht. Für die Bruderschaft als Ganzes denkt er konsequent liturgisch und sakramental.

Allein diese Konzentration auf das Himmlische sendet eine klare und deutliche Botschaft an die Welt, dass es um das Seelenheil geht und nicht um irdische Fragen der Praxis. Jedes Kind versteht das Bild eines schweigenden und knieenden Beters in Soutane. Jeder selbstherrlichen Neudefinition der Schöpfungsordnung seitens der modernen Selbstverwirklicher wird dadurch eine klare Absage erteilt. Dagegen ist die Konzilskirche, weil sie gerade nicht mehr knien will, zu einer oberflächlichen Quasselstrippe geworden. Ihre Worte sind leer. Ihre Lehre befolgt niemand mehr, weil ihre Kleriker selber nicht mehr von ihr überzeugt sind. Sie verbreitet nur noch sozial integrative Appelle, die sich wie Fahnen im Wind je nach Mehrheitsmeinung in den Medien neu ausrichten. Wer die Missachtung von Humanae Vitae nicht konsequent bestraft, braucht sich nicht zu wundern, wenn dann auch Aufrufe gegen Abtreibung nicht weiter ernst genommen werden, besonders wenn „hintenrum“ Bergoglio Abtreibungsbefürwortern die Kommunion ganz bewusst und entschieden nicht verweigert.

Die Aufgabe der Bruderschaft ist die sakramentale Ordnung, die objektive Faktenrealität ist. Die Theologie ist eine metaphysische Wissenschaft. Covid ist dagegen eine irdische Krankheit. Wenn unsere guten Kardinäle und Bischöfe sie mit dem Great Reset, der NWO und der Errichtung des Reiches Satan in Verbindung bringen, dann ist das nur allzu berechtigt. Die Gläubigen, die mit Gott, der in ihnen wohnt, durch ein tiefes Gebetsleben eng verbunden sind, werden auf Seine Stimme hören und Seinem Willen auch bzgl. Covid folgen. Sie sind immer gut informiert und handeln richtig. Die Sakramentalien helfen da sehr. Auch eine Andachtsbeichte fördert die Gewissensbildung.

Das innere Wesen der katholischen Kirche ist weder die Moral noch das Sittengesetz. Es ist die Integration der Katholiken in den Leib des Herrn durch die Heilige Kommunion, als Grundvoraussetzung für die mystische Hochzeit. Es handelt sich um eine zweckfreie Liebe, um ein ganz einfaches und gerade deshalb herrliches Mit-Sein, jenseits von tu dies oder das. Das gottgefällige Verhalten auf der Erde folgt dann ganz automatisch, weil man den Willen Gottes für Seine Schöpfung in Bezug auf die eigene Rolle klar und deutlich mitweiß.