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Bau der Schneekirche im Bayerischen Wald verzögert sich

(gloria.tv/ KNA) Die milde Witterung gefährdet ein spektakuläres architektonisches Vorhaben im Bayerischen Wald: Am kommenden Wochenende sollte im Wintersportort Mitterfirmiansreut unweit der tschechischen Grenze eine begehbare Kirche eröffnet werden - ganz aus Schnee und Eis. Wegen einsetzenden Tauwetters hat der Kapellenbauverein den Termin auf den 28. Dezember verschoben. Auch dieses Datum könne nur gehalten werden, wenn das Wetter mitspielt, hieß es am Dienstag.

In den vergangenen Tagen fielen immerhin 30 Zentimeter der weißen Pracht, sodass mit den Grundmauern des Gebäudes begonnen werden konnte. Das Vorhaben ist ehrgeizig: 26 Meter lang und 16 Meter breit soll das Gotteshaus am Ende sein, mit Platz für bis zu 200 Personen und einem 18 Meter hohen Turm. Benötigt werden 1.500 Kubikmeter Schnee.

Eine Herausforderung stellt die Konstruktion, die einer Schneewehe nachempfunden ist, auch für die Statiker dar. Weil Schnee als Baustoff in Deutschland nicht zugelassen ist, gibt es auch keine Normen. Um eine Einsturzgefahr für die Besucher auszuschließen, soll das Gebäude nach seiner Errichtung ständig mit Messinstrumenten überwacht werden.

Die Initiatoren berufen sich auf ein lokalhistorisches Vorbild. Bereits vor 100 Jahren errichteten Dorfbewohner in Mitterfirmiansreut eine Kirche aus Schnee, nachdem sie ein Schneesturm daran gehindert hatte, im Nachbarort die Christmette zu besuchen. Eine eigene Kirche gab es damals noch nicht. Über den Bau, der allerdings wesentlich kleinere Ausmaße hatte, berichtete 1911 sogar die Presse in den USA.

Obwohl das Wiederholungsprojekt in den vergangenen Wochen noch in der Planungsphase war, beschäftigten sich Medien auf der ganzen Welt damit, von der Londoner «Times» bis zu Blättern in China und Brasilien.

Eine offizielle Kirchweihe wird es indes nicht geben. Aus theologischen Gründen hat der Passauer Bischof Wilhelm Schraml Messfeiern, Taufen und Trauungen in dem eisigen Gotteshaus ausgeschlossen, nicht jedoch Wortgottesdienste, Jugendvespern und geistliche Konzerte. Bei allen Veranstaltungen möge «der Charakter eines geziemenden Ortes gewahrt bleiben», mahnt der Bischof.

Die Initiatoren rund um einen örtlichen Gastwirt räumen ein, dass das Projekt zu einem guten Teil auch der Tourismuswerbung dient. Der Freyunger Dekan Kajetan Steinbeißer, der die Schneekirche nach Weihnachten segnen will, ist jedoch zuversichtlich, dass das Gotteshaus ganz in weiß «einen Fingerzeig» bedeutet, «der die Leute zum Nachdenken über ihren Glauben anregt».