Beizupflichten ist Faggioli sicherlich in der Feststellung, dass der Modernismus die kirchlichen Strukturen dominiert, sei es in „konservativer“ oder „progressiver“ Ausformung. Er ist die Ideologie der - vereinfacht ausgedrückt - „kirchlichen 68er“, welcher auch die sog. „Liturgiereform“ hervorbrachte. Da diese als Reißbrett-Entwurf spirituell steril blieb, muß die liberale Hierarchie nun …Mehr
Beizupflichten ist Faggioli sicherlich in der Feststellung, dass der Modernismus die kirchlichen Strukturen dominiert, sei es in „konservativer“ oder „progressiver“ Ausformung. Er ist die Ideologie der - vereinfacht ausgedrückt - „kirchlichen 68er“, welcher auch die sog. „Liturgiereform“ hervorbrachte. Da diese als Reißbrett-Entwurf spirituell steril blieb, muß die liberale Hierarchie nun notgedrungen die Blößen der „Neuen Messe“ notdürftig mit aktueller Tagespolitik, Gemeinschaftsfolklore und Entertainment-Elementen wie Gesangsvortrag oder klassischen Musikstücken bedecken. Quell der kirchlichen Erneuerung kann m.E. nach nur das Meßopfer in seiner überlieferten Form sein, aber dies mag jeder beurteilen, wie er mag.

Zum behelfsmäßigen Etikett (mehr kann es im derzeitigen Entwicklungsstadium nicht sein) der „Neo-Traditionalisten“ bleibt natürlich die Frage, inwieweit es Sinn machen kann, geistige Strömungen in ein starres Schubladen-Denken zu zwängen. Gleichsam als „Arbeitstitel“ einer Hypothese leistet es fraglos seine Dienste, sobald man daraus aber starres Schubladen-Denken fabriziert wie z.B. eine sedesvakantistische Website, welche verschiedene Gläubigen-Gruppen in ausgeklügelte Kategorien wie „Neo-Konservative“, „Neo-Traditionalisten“ etc. einordnet, wird es problematisch. Grundlage solcher peniblen Dauer-Etikettierungen ist meist nur die - notwendigerweise sehr begrenzte - Einsicht der Website-Betreiber in vatikanische Bürokampfspiele und die Äußerungen der Protagonisten in den Medien. Wer sich davon einen Erkenntnisgewinn verspricht, mag es aber tun.

Dreh- und Angelpunkt aller Zuordnungen wie "Neo-Traditionalisten" etc. scheint mir die Stellung zum Zweiten Vatikanum und der daraus geschickt hergeleiteten Liturgiereform. Mit "dem Konzil" hat die weltliche Tagespolitik offiziellen Einzug in den kirchlichen Raum erhalten - mit dem Ergebnis, dass nicht länger Glaube und Lehre Maßstab der Politik waren, sondern umgekehrt der "Kult des Menschen" (vgl. Papst Paul VI.) gefeiert wurde. Verteidiger der Meßreform können m.E. nach nicht "neo-traditionalistisch" gesinnt sein, sondern sind eher gemäßigte Modernisten.
bundsanktmichael.org

Katholischer Neo-Traditionalismus: Eine Antwort auf die Krise Europas

Caspar David Friedrich - Abtei im Eichwald (Wikimedia Commons/gemeinfrei) Der Kirchenhistoriker Massimo Faggioli lehrt an der …
Stelzer
Vielen Dank, hab durch Ihren Link den Bund St.Michael gefunden und viele interessante Und gute Artikel und besonders der über den Neo-Traditionalismus ist tröstlich und positiv und das in dieser Zeit