Ockenfels: Theologen-Memorandum ist Zwergenaufstand

(gloria.tv/ KNA) Der Trierer Theologe Wolfgang Ockenfels hat die deutschen Bischöfe zu einer gemeinsamen Stellungnahme gegen das Memorandum «Kirche 2011» aufgerufen. In dem von 200 katholischen Theologen unterzeichneten Reformpapier dokumentiere sich «der groteske Aufstand theologischer Zwerge, die sich als Koryphäen aufspielen», sagte der Ordensmann und Sozialwissenschaftler dem österreichischen Onlinedienst kath.net (Donnerstag).
Die Bischöfe sollten sich «endlich einmal klar äußern», forderte Ockenfels. Allerdings seien einige wohl aus Furcht um staatskirchenrechtliche Privilegien «in Deckung gegangen». Der Dominikaner widersprach der Darstellung, in der katholischen Kirche stünden sich reformwillige Laien und bischöfliche Bremser gegenüber.

«Es soll auch Bischöfe geben, die in der Pose des Progressiven greisenhaft erstarrt sind und dringend der Führung bedürfen», sagte Ockenfels.

Die Avantgarde der Kirche sehe er vor allem in katholischen Laienbewegungen, jedoch nicht in «jenen laienhaften Berufskatholiken, die sich in einem 'Zentralkomitee' mächtig aufplustern». Den theologischen Hochschullehrern warf er vor, sich vielfach als «Staatstheologen» in ihren Versorgungsansprüchen eingenistet zu haben.

«Einige der besten römisch-katholischen Theologen findet man heute unter den nichttheologischen Laien», sagte Ockenfels. Als Beispiele nannte er unter anderen den Philosophen Robert Spaemann und den Spiegel-Redakteur Matthias Matussek. Mit diesen fühle er sich weit stärker verbunden als mit «verkrachten 68er-Theologen und manchen windelweichen Bischöfen».
elisabethvonthüringen
barbaramaria... 👏 😀 🤗 🚬
barbaramaria
Ockenfels spricht von "verkrachten 68ern". Dem stimme ich zu -der Sprachmodus des Memorandums erinnert an dröge Papiere irgendwelcher Bezirkskonferenzen politischer Parteien.
Am Beispiel der Forderung nach verheirateten Priestern läßt sich die sonderbar angestaubte Stimmung des Memorandums festmachen. Wer sich jemals mit dem "evangelischen Pfarrhaus" in Geschichte und Gegenwart beschäftigt hat, …Mehr
Ockenfels spricht von "verkrachten 68ern". Dem stimme ich zu -der Sprachmodus des Memorandums erinnert an dröge Papiere irgendwelcher Bezirkskonferenzen politischer Parteien.
Am Beispiel der Forderung nach verheirateten Priestern läßt sich die sonderbar angestaubte Stimmung des Memorandums festmachen. Wer sich jemals mit dem "evangelischen Pfarrhaus" in Geschichte und Gegenwart beschäftigt hat, fragt sich doch, ob diese Konstruktion irgendetwas in unserer Zeit bessern würde.
- in Großstadtgemeinden sind die Gemeindemitglieder, die in der Anspannung, sowohl der Einsamkeit, als auch einer Ehe leben, dankbar für das Zentrum ihres Lebens, die Kontinuität der Heiligen Messe. Der Gedanke in diesen Messen zukünftig "lebensnaher Problematik" (die scheinbar für die Autoren des Memorandums schon feststeht) in Gestalt aufgeregter LaiInnen, die irgendwelche Texte gesunder Halbbildung vom Blatt lesen oder in Bibliodramen eine Art Theateraufführung aus der Messe machen wollen, begegnen zu müssen, führt bei mir in eine verzweifelte Gefühlslage.
- ein verheirateter Priester würde die Ehe vor den Augen und Ohren der Gemeinde führen müssen- wie in den evangelischen Gemeinschaften. Die Frau ist dann wechselweise zu bieder, zu modern, zu intelligent, zu wenig bescheiden, etc. pp. Aus dem Frauenkreis prasseln Ratschläge auf die Frau vom Pfarrer nieder. Und was soll die Ehe des Pfarrers mir bedeuten? Verheiratete Gemeindemitglieder führen ihre Ehe nach ihrem Verständnis, Unverheiratete müssten ihren eigenen Weg finden, der Pluralismus der Moderne, kann durch keine "Schaufensterfunktion"ersetzt werden. Das ist eine soziologische Argumentation, ich weiß , aber die Illusionen des Memorandums müssen auch in ihren lebensweltlichen Erscheinungen durchdekliniert werden.
Eine Problematik, die einmal zur Sprache kommen sollte; Das "Memorandum" geht von einer homogenen Großgruppe von Laien aus, die sich hinsichtlich Bildungsstand, Herkunft und persönlicher Lebensführung scheinbar gleichen und die mit den im Memorandum anempfohlenen Mitteln zurück in die Kirche fänden. Eine sonderbar statische Wahrnehmung heutiger Gesellschaft, ein sonderbar autoritäres Verständnis und anmassendes Erziehungsverhalten. Polemisch formuliert: Die Gruppe der Betriebsnudeln und Funktionäre nimmt sich als Vorbild für den verlorenen "Rest". Die Stillen, die in der hektischen Betriebsamkeit die Sprache verloren haben, die Menschen die alleine leben (wollen oder müssen), die Menschen, die eigene Pläne haben ( Lesen, Kochen, Wandern, Enkel hüten, Kranke pflegen, nichts tun, was auch immer) kommen in dieser Welt der "Hach-ist-mein Terminkalender- wieder- voll- Menschen", nicht vor.