Predigt von Pfarrer Maximilian Pühringer zum Fest der Taufe Jesu, 9.1.2022

Predigt Taufe Jesu, 9.1.2022
Perikopen: Tit 2,11-14; 3,4-7 Lk 3,15-16.21-22
Liebe Brüder und Schwestern im gemeinsamen Glauben!
Das Fest der Taufe Jesu erinnert uns an die eigene Taufe. Wir sind eingeladen uns mit unsrer Taufe auseinanderzusetzen, in Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. Was ist damals in der Taufe an mir geschehen? Was kann jetzt als Getaufter durch mich geschehen? Welche Zukunft eröffnet die Taufe? Diesen Fragen möchte ich nachspüren. Erstens: Was ist damals in der Taufe geschehen? Es wurde die Freundschaft zwischen Gott und mir grundgelegt. Ich bin Kind Gottes geworden. „Du bist mein geliebter Sohn, an dem ich Gefallen gefunden habe,“ sagt es der Vater dem Sohn, und auch uns. Kind Gottes, mehr kann man nicht sein. Es ist die „steilste Karriere“ die ein Mensch machen kann. Wir dürfen Gott Vater nennen. „Wir heißen Kinder Gottes und wir sind es,“ wird das Vater unser eingeleitet. Gott ist unser Vater, Jesus unser Bruder. Wir alle sind Brüder und Schwestern. Ich bin Kind Gottes. Was ermöglicht mir das alles: Ich darf Gott vertraut als Vater ansprechen. Ich kann ihm vertrauen. Ich darf mit ihm und an ihm reifen, wachsen und groß werden. Ich bin Kind Gottes. Das ist ein Zuspruch: Unser Leben steht unter dem Vorzeichen der Liebe des göttlichen Vaters. Versuchen wir ein wenig hineinzufinden in dieses Große und Unbegreifliche, dass ich sein Kind geworden bin. Zweitens: Was kann als Getaufter durch mich geschehen? Taufe ist kein Selbstzweck und Selbstläufer. Getauft bin ich nicht für mich allein, sondern immer auch mit Anderen und für Andere. Taufe ist auch kein einmaliger Akt, sondern ein lebenslanger Prozess. Getauft wurden in der frühen Kirche keine Kinder, sondern Erwachsene, die sich dafür entschieden. Die Taufe war eine bewusste Entscheidung und ein Bekenntnis zu Christus. Es verlangte im römischen Reich lange Zeit Mut, denn die Christen wurden von den römischen Herrschern als Sekte und Staatsfeinde angesehen. Wir kennen Märtyrerberichte, in denen die Christen vor die Wahl gestellt wurden: Entweder dem Bekenntnis zu Jesus Christus abzuschwören, oder das Todesurteil auf sich zu nehmen. Taufe hat von Anfang an mit einer Lebensentscheidung zu tun. Als Johannes der Täufer auftrat und ankündigte, dass bald der Messias kommen wird, wachten manche auf: Wenn der Messias kommt: Kann ich dann so gedankenlos in den Tag hineinleben wie bisher? Muss ich mich nicht innerlich darauf einstellen und vorbereiten? Das Leben ist kostbar und es muss doch mehr sein, als nur von einem Tag auf den anderen zu überleben, bis einmal alles zu Ende ist. Auch Jesus kam an den Jordan zu Johannes. Auch er wollte mit den anderen die Taufe empfangen. Als Jesus vor seiner Himmelfahrt die Jünger aussandte: „Geht in die ganze Welt und lehrt alle Völker, was ich euch gesagt habe,“ hat er ihnen auch den Auftrag gegeben: „Tauft sie auf den Namen des Vaters, und des Sohnes und des Hl. Geistes.“ Wer zum Glauben an ihn kam, sollte diese Entscheidung mit einem klar sichtbaren Zeichen, eben mit der Taufe, zum Ausdruck bringen. Wir wissen, dass die Entscheidung zur Taufe oft große Konsequenzen für die Neubekehrten hatte. Es führte zu Spannungen in den Familien: wenn der eine Christ war und der andere nicht. Die Entscheidung zur Taufe hat heute vielfach an Brisanz verloren, weil meist Kinder getauft werden, und die Eltern und Paten im Namen der Kinder die Entscheidung treffen. Die Kindertaufe war lange umstritten, aber sie hat sich schließlich durchgesetzt. Es ist ein verständlicher Wunsch gläubiger Eltern: „Wir möchten, dass unsere Kinder von Anfang an zu unserer Glaubensgemeinschaft gehören.“ Aber wer als Kind getauft wird, muss Möglichkeit haben in den Glauben hinein zu wachsen, um später einmal seine persönliche Entscheidung treffen: „Nehme ich den Glauben, in dem ich aufgewachsen bin, auch innerlich an? Sage ich ja zum Glauben an Jesus Christus?“ Erst dann ist die Taufe vollendet. Problematisch ist es, und das erleben wir heute zur Genüge, wann bei Kindern nach der Taufe bis zur Erstkommunion nichts geschieht, und dann bis zur Firmung nichts usw. Der Glaube ist nie nur die Entscheidung eines Augenblicks, sondern ein Weg, auf dem wir tiefer zu Christus finden. Wir sind auf unserem Glaubensweg nie am Ende. Die Taufe hat mit bewusster Entscheidung zu tun. Sie soll daher nicht nur Familienfeier sein, sondern auch eine Feier des Glaubens. Nur wirklicher Glaube kann uns Halt geben im Leben. Wir alle sollten immer tiefer in den Glauben hineinwachsen. Die Zukunft der Kirche, und da meine ich zuerst die Kirche vor Ort, wird sich entscheiden, inwieweit das so gesehen und gelebt wird. Wenn Eltern es als Zumutung empfinden, dass Kinder zwischen Taufe und Erstkommunion am kirchlichen Leben teilnehmen sollen, dann stimmt etwas ganz grob nicht. Da darf man auch als Pfarrer nicht so tun, als ob alles egal wäre. Die Erfahrungen meiner zehnjährigen Tätigkeit als Seelsorger, in der ich ca. 280 Kinder getauft habe, haben mich gelehrt, dass ich da nicht mehr mittun kann und mittun werde, auch auf die Gefahr hin, dass mit Gegenwind zu rechnen ist. Aber auch das gehört zur Nachfolge Jesu. Er hat uns nicht vorausgesagt, dass wir immer beliebt und mehrheitsfähig sind, nein er hat seinen Jüngern Gegenwind vorausgesagt. Und er hat uns vor allem gesagt, dass wir uns vor einer Sache hüten sollen, nämlich vor der Heuchelei. Drittens: Welche Zukunft eröffnet die Taufe? Beim christlichen Begräbnis wird der Sarg in Erinnerung an die Taufe mit Weihwasser besprengt und dabei gebetet: „Im Wasser und im heiligen Geist wurdest du getauft. Der Herr vollende an dir, was er in der Taufe begonnen hat.“ Taufe schenkt uns Hoffnung auf Vollendung. Da braucht man nicht mehr viel erklären. In einer jüdischen Geschichte sprach Rabbi Sussja: „In der kommenden Welt wird man nicht fragen: warum bist du nicht Mose gewesen? Man wir mich fragen: Warum bist du nicht Sussja gewesen?“ Jeder ist in der Taufe berufen der Mensch zu sein, der er ist. Und jeder, der sich auf seine Taufe einlässt hat die Chance und die Hoffnung auf Vollendung. Ein Getaufter hat eine große göttliche Herkunft, und noch eine größere göttliche Zukunft.
Liebe Brüder und Schwestern!
Die Taufe ist etwas Großes! Ich werde durch sie zum Kind Gottes. Sie verlangt meine lebenslange Entscheidung. Und sie schenkt mir die Hoffnung auf Vollendung. In diesem Sinn kann man wirklich froh mit dem Text eines alten Taufliedes sprechen: „O Seligkeit, getauft zu sein, in Christus neu geboren; von Adams Schuld bin ich befreit,
erlöst ist; was verloren. Wer kann ermessen, welche Gnad mir Gott, der Herr, erwiesen hat mein Leben soll es danken.“ Amen.
Tina 13
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