Guntherus de Thuringia
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Rettung Israels durch Beendigung des Krieges in Gaza

5. Januar 2024 | Jeffrey Sachs

Ministerpräsident Netanjahu beim Besuch von Truppen im Gazastreifen am 25.12.2023. Bild: Avi Ohayon, GPO

Die israelische Regierung sagt, dass sie sich in einem tödlichen Überlebenskampf mit der Hamas befindet und daher jede Maßnahme ergreifen muss, einschließlich der völligen Zerstörung des Gazastreifens, um zu überleben. Das ist falsch. Wenn Israel den Massenmord an Zivilisten in Gaza und den jahrzehntelangen Palästina-Konflikt mit der Zulassung eines souveränen Staates der Palästinenser beenden würde, würde auch die weltweite Opposition, mit der das Land jetzt konfrontiert ist, enden.

Redaktionelle Vorbemerkung:

Jeffrey D. Sachs ist ein renommierter US-Wirtschaftswissenschaftler, Professor an der Columbia Universität in New York und Direktor des dortigen Centers for Sustainable Development (deutsch: Zentrum für Nachhaltige Entwicklung).

Zugleich ist er Präsident des UN-Sustainable-Development-Solutions-Network (deutsch: UN-Netzwerk für Nachhaltige Entwicklung). Er war Berater von drei UN-Generalsekretären und ist derzeit als Anwalt für die 17 Ziele für Nachhaltige Entwicklung der UNO unter Generalsekretär António Guterres tätig.

In den letzten Wochen hat sich der weltbekannte US-Ökonom mit einer Reihe von kritischen Texten zur US-Außenpolitik an die Weltöffentlichkeit gewandt und sich angesichts der immer bedrohlicher werdenden Entwicklung in der Ukraine und in Gaza eindeutig und eindringlich für Frieden und Diplomatie ausgesprochen (Fußnoten 1 bis 5).

Am 1. Januar 2024 hat er sich in einer erneuten klarsichtigen und tiefschürfenden Analyse des derzeitigen Gaza-Krieges auf der US-Website Common Dreams mit leidenschaftlichen Worten für eine friedliche Lösung des dahinterstehenden Palästina-Konflikts eingesetzt (Fußnote 6).

Dieser Artikel wurde von unserem Autor Klaus-Dieter Kolenda mit freundlicher Genehmigung von Jeffrey Sachs ins Deutsche übertragen, wobei er einige Zwischenüberschriften ergänzt hat.


Es folgt der Artikel von Jeffrey D. Sachs aus Common Dreams vom 01.01.2024:

Wenn der Kongress im Januar wieder zusammentritt, wird Präsident Joe Biden die amerikanische Komplizenschaft mit Israels Krieg in Gaza durch ein erneutes US-Rüstungspaket für Israel weiterführen und noch vertiefen. Die Amerikaner sollten jedoch ihre Stimme dagegen erheben und zu dieser Politik ein klares „Nein“ sagen.

Denn ein weiteres Rüstungspaket für Israel verstößt nicht nur gegen Amerikas Interessen, sondern auch gegen die Interessen Israels. Der einzige Weg zu einer wirklichen Sicherheit für Israel ist ein Frieden mit Palästina.

Die USA könnten dazu beitragen, wenn sie der Lieferung von Munition für Israels brutalen Krieg ein Ende setzen und der vom Völkerrecht geforderten Zwei-Staaten-Lösung in Palästina den Weg frei machen würden.

Den diplomatischen Weg zu einer Zwei-Staaten-Lösung habe ich kürzlich in zwei früheren Artikeln in Common Dreams dargelegt (Fußnoten 3 und 4). Dieser Weg ist weiter offen. Die arabischen und islamischen Länder setzen sich seit Jahrzehnten aktiv dafür ein und werden von fast der ganzen Welt dabei unterstützt.

Israels brutale Kriegsführung in Gaza wird zu einer echten Bedrohung für sein Überleben. Wegen Israels außerordentliche Gewaltmaßnahmen schließt sich die Welt gegen Israel zusammen, während Israel massive militärische Verluste erleidet. Kaum zu glauben ist, dass einige israelische Führer jetzt offen über eine Ausdehnung des Krieges im Nahen Osten nachdenken, der für Israel eine totale Katastrophe bedeuten könnte.

Die weltweit wachsende Opposition gegen Israels Politik ist nicht antisemitisch. Vielmehr widersetzt sie sich dem Völkermord und tritt für einen Frieden zwischen Israel und für Palästina ein. Wenn Israel den Völkermord beendet, wird auch die weltweite Opposition enden, mit der Israel jetzt konfrontiert ist.

Ein Sieg über die Hamas sollte nicht Israels wirkliches Ziel in Gaza sein

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