Labre
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"WENN DER HIMMEL BLASS WIRD ..." Überlegungen zum Zölibat, Teil 2, v. Kaplan A. Betschart

Attacken gegen den Zölibat

Immer schon war der Zölibat, dieses hohe Privileg und auszeichnende Kennmal des lateinischen Priestertums, in der Schusslinie der Gegner. Doch seit etwa drei Jahrzehnten wird er mit wachsendem Nachdruck, ja mit bitterer Leidenschaft bekämpft, indem argumentiert wird, dass er eines der bedenklichsten Hindernisse auf dem Weg zur Priesterberufung darstelle. Er sei ein Fremdkörper in unserem Priesterbild, einst von weltfremder Lebens-Abneigung hineingetragen, dann gewaltsam mit dem Amt verklammert worden. Möge ihm - trotz seiner verdächtig bibelfremden Abkunft - auch ein gewisser erhabener (oder verstiegener) Idealismus nicht abzusprechen sein: die Praxis habe erwiesen, dass mönchische Ideologie dem Leben, wie es ist, nicht standhält. So habe sich der Zölibat in vieler Hinsicht dem einzelnen wie der Kirche eher schädlich als nützlich erwiesen. Es sei kein Wunder, wenn viele junge Männer, die an sich zum Altardienst und zur Seelsorge neigen, vor dieser unverständlichen Belastung zurückweichen. Angesichts der ohnedies steigenden Sorge um die nötige Priesterzahl sei es also ein ernstes Anliegen, in unserer zu Reformen entschlossenen Zeit auch frei zu erwägen, ob ein solches sinnentleertes und beschwerendes Relikt aus andersgearteten Jahrhunderten nicht besser abzuschaffen sei.

Ursachen der Angriffe gegen den Zölibat

Angesichts dieser endlos und immer ungestümer wiederholten Polemik müssen wir zuerst nach der Grundvorstellung fragen, die als Wurzel unter solchen Einwänden steckt. Sie ergibt meist ein rein negatives Bild des Zölibates und des Zölibatärs. Hier hat sich im Bewusstsein vieler Gläubigen und Ungläubigen eine Figur purer Verneinung festgesetzt, genährt aus vielen mehr oder weniger klaren Eindrücken und Vorurteilen, völlig ungesiebt und ungeklärt. Etwa: Der zölibatäre Priester sei im Grund ein armer Wicht, dem Besseres zu gönnen wäre. Ihm ist das verboten, was anderen erlaubt ist, nämlich die volle und legitime geschlechtliche Erfüllung, mag man sie nun mehr körperlich oder auch leiblich und seelisch zugleich verstehen; etwas, das die meisten Menschen als so zentral, so unentbehrlich bewerten, dass ein Dasein, dem dies fehlt, ihnen einfach als “kein Leben” erscheint.
Aber auch der kostbarsten seelischen Güter, des Famlienlebens, der eigenen Kinder, des bergenden Heims ist der Priester beraubt. Vielleicht ist er deshalb fortwährend auf der Suche nach Ersätzen, teils harmlosen, teils weniger harmlosen. Viele Laien vermuten deshalb, er werde wohl oft etwas zu verstecken haben, was seiner öffentlichen Lebensvorgabe und Lebensordnung nicht entspricht. Und verfügt er über keinen Ersatz, so wird er - wie vermutet wird - häufig an Herz und Gemüt verkümmern müssen. Das gibt dann jene rauhen, harten Typen, die durch Kommandieren und kaltes Durchsetzen ihrer Autorität jene Sicherheit betonen zu müssen glauben, die ihnen nicht durch die Bestätigung der Liebe gewährt wird.
Zudem “kennen sie das Leben nicht”, wie weiter vermutet wird - wie sollte das auch einer, der von des Lebens intensivsten Erfahrungen ausgeschlossen ist? Trotzdem beansprucht er gerade in diesen Fragen dreinzureden und Gesetze aufzustellen: “Anderen legen sie schwere Lasten auf und rühren selbst mit keinem Finger daran!”
Aus diesen Vermutungen wird dann der Schluss gezogen, dass dieser Zustand weder dem Priester selbst noch den Gläubigen zumutbar und nützlich sein könne. Also ist es endlich Zeit, ihn abzuschaffen.
Man muss solche Einwände und Bedenken, selbst Vorwürfe anhören und sich ehrlich damit auseinander setzen. Wenn wir das mit dem Vorgebrachten tun, fällt uns auf, wie einseitig es von einem einzigen Standpunkt aus getan wird, nämlich dem negativen: Was solche Leute vom Zölibat verstehen, ist nur eines: Verbot und Entbehrung. Aber ist dies das Ganze? Ist das nicht, als wollten wir z. B. am Sport nur den Schweiss und den Muskelkater sehen? Ja, selbst die Ehe könnte man, wenn man wollte, ebenfalls rein negativ darstellen: als Verbot, sich nicht mit einer Dritten einzulassen, Verbot, sich zu scheiden, wenn es schief geht, erst recht Verbot, sich wieder zu verheiraten. Aber würde eine solche Beschreibung der Ehe gerecht?
Gewiss beruhen manche dieser genannten Urteile, teilweise auf wirklichen Beobachtungen. Aber sie sind einseitig ausgewählt: alles sind Beispiele des misslungenen oder schlecht bewältigten Zölibates. Der ist wahrlich eine tragische und schreckliche Sache - nicht anders wie die misslungene, unbewältigte Ehe. Aber so wenig wie wir den tiefen Sinn und das wahre Wesen der Ehe nicht auf Grund der vielen Ehewracks, die uns täglich begegnen, verstehen können, so wenig können wir dies tun im Hinblick auf den Zölibat wegen gescheiterter zölibatärer Menschen.
Zuerst gilt die Erfahrung der heilen, glücklichen Ehe und des heilen, glücklichen Priesterlebens. Sie müssen wir beobachten und anhören und daraus unsere Schlüsse ziehen. Es ist ein Fehlurteil zu meinen, ein Verzicht könnte nur erzwungen sein oder nur auf der Ablehnung des Objektes beruhen.
Dem Priester wird durch den Zölibat nicht ein herz- und gemütloses Dasein aufgezwungen, er wird nicht in die Wüste verbannt, sondern er wählt eine andere Lebens- und Liebesgemeinschaft: mit Christus und mit der Kirche. Der Zölibat ist nur das Tor dazu und die Grenzlinie. Er ist ein Angebot, eine Chance wie die Ehe ja auch. Aus beiden kann man Grosses, Herrliches machen, an beiden kann man scheitern. Der Priester “opfert” die Freuden und Segnungen der menschlichen Liebe und Ehe. Heisst dies, dass er sie verachtet? Stets haben in allen Religionen der Völker die Menschen ihrer Gottheit das Kostbare geopfert, nicht das Schlechte und Schäbige, das wäre ja eine Beleidigung der Gottheit. Auch die alten Formen heidnischer Opfer hatten nicht den Zweck, die Gabe zu zerstören: sie sollte erhöht werden, das geschlachtete Tier zur Speise der Götter, die verbrannte Frucht verwandelt in die heilige Flamme, in das Zeichen und Abbild göttlichen Daseins. Auch im christlichen Opfer des Altars werden Brot und Wein verwandelt, über ihre Natur hinaus erhöht.
So ähnlich verhält es sich auch mit dem Zölibat. Viel zu eng und oberflächlich wäre es, den “ungeteilten Dienst” des Priesters als eine rechnerische Frage der Stundenzahl und der Leistungsplanung zu betrachten. Wir müssen den Blick auf das Ganze richten.
In der gegenwärtigen Zölibatsdiskussion kommt hinzu, dass sich manche positive Ansätze von früher ins Verneinende, ja sogar ins Aggressive verkehrt haben. Aus der Neubewertung von Eros und Geschlechtlichkeit, von Ehe und Familie entwickelte sich allmählich, unter dem starken Einfluss des Zeitgeistes, eine Haltung, die Prof. Dr. Dr. Albert Görres, Mediziner, Theologe und Psychotherapeut, folgendermassen beschreibt:

“Es gibt heute eine katholische Sexualmythologie, die sich mit Vorliebe auf die sogenannte moderne Tiefenpsychologie oder die sogenannten Ergebnisse der Anthropologie beruft, nach denen erwiesen sein soll, dass der Mensch ohne die Erfahrung des Geschlechtsverkehrs nicht zur personalen Reife gelangen könne, sondern neurotisch werden müsse. Ich kann nur sagen, dass dieser Satz das Muster einer unwissenschaftlichen Behauptung ist. Es gibt dafür keinen einzigen empirischen Beweis, auch nicht die Spur davon. Es ist eine ideologische Aussage, die sich lediglich auf jene vage Plausibilität stützt, die die Quelle vieler Irrtümer ist ... Dagegen spricht die Erfahrung, dass sich unter katholischen Priestern wahrscheinlich mindestens ebensoviele reife Männer befinden, wie unter Rechtsanwälten ... Lehrern und Ärzten und unter evangelischen Pfarrern.” (“Weltpriester nach dem Konzil”, Sonderdruck der Münchener Akademie-Schriften.)

Einen gewissen Zusammenhang haben die Attacken gegen den Zölibat auch mit der sogenannten “Aufwertung” - man ist versucht zu sagen Neuentdeckung - des Laien in der Kirche, zuletzt feierlich sanktioniert vom Zweiten Vatikanischen Konzil. Dies wird heute z. T. gegen den Zölibat missbraucht. Die tiefste Wurzel dafür dürfte die sogenannte “Weltmacht des Neides” sein, der “von unten”, von der “Basis” unerbittlich auf Gleichschaltung, auf Ausmerzung aller Qualitäts- und Rangunterschiede hindrängt. “Von oben”, also vom Klerus her, und zwar von einem verunsicherten, wird dieser Erwartungshaltung mancher Laien entsprochen durch einen Wiedergutmachungskomplex, der bereitwillig alles Gefälle von Oben nach Unten verwischen möchte - was immer dieses “oben” und “unten” heissen mag, um Neid-Objekte abzuschaffen. Eine gewisse Schicht von Laien entwickelt plötzlich eine “Unterdrückten-Mentalität” voller Ressentiments und Ansprüche, während eine gewisse Schicht von Priestern ihnen beschämt, beichtend und bussfertig entgegenkommt.
Dieser Trend will weit mehr, nämlich die Rollen fast umkehren. Und manche Priester reden und schreiben heute so, als wollten sie nun Laien zu ihren Obern erheben, sich selbst nur mehr als ihre Funktionäre und Sprecher verstehen und damit den wesentlich unabdingbaren Anteil des Priesters an der Repräsentanz Christi des Herrn in Seinem Priester-, Lehrer- und Hirtenamt so gut wie leugnen. Sie wollen die besondere Würde und Hoheit ihrer Berufung nicht mehr wahr haben, sondern in seltsamer, verkehrter Mischung von Demut, Schuld- und Minderwertigkeitskomplexen sich durch nichts mehr vom Laien abheben, weder durch Kleidung, noch Status einer “Respektsperson”, sogar nicht einmal mehr durch die Weihe, die entsprechend abgewertet und stattdessen das allgemeine Priestertum proklamiert wird. Um ein kleines Beispiel zu nennen: diese “Demutshaltung” geht so weit, dass etliche Priester heute nicht mehr mit der ihnen verliehenen priesterlichen Vollmacht zu segnen wagen mit den Worten: “Ich segne euch im Namen des Vaters ...”, sondern “Es segne uns der allmächtige Gott ...”
Bei einer solchen Einstellung ist psychologisch der Boden vorbereitet, das Herausragende des Zölibates einzuebnen. Es gibt dann keinen Grund mehr für eine besondere Lebensführung des Priesters; er ist nicht mehr der von Christus in besonderer Weise Herausgerufene, der von Christus für immer Geprägte.

Leider ist dies so, und mir scheint, dass auch mancher Priester dieser negativen Sicht des Zölibates verfallen ist. Logischerweise wird in der heute stattfindenden Diskussion um den Zölibat auch kaum mehr - wie bereits erwähnt - die ehrliche Frage nach der positiven Begründung der Zölibatsverpflichtung, nach der inneren Bedeutung und Chance dieser Lebensform gestellt. Und es interessiert auch nicht mehr sonderlich, weshalb die Kirche die Ehelosigkeit für die ihren Priestern angemessene Lebensform hält. Leider ist darüber (auch von unseren Bischöfen) selten etwas Konkretes zu hören und zu lesen. Dabei wäre eine positive Darlegung und Begründung nicht nur für die Priester und Priesteramtskandidaten wichtig, die diese Lebensform persönlich gewählt haben, sondern auch für die Laien, deren Verständnis und Mittragen für die geglückte und segensreiche Verwirklichung der priesterlichen Ehelosigkeit von nicht geringer Bedeutung ist.
Fortsetzung folgt
a.t.m
Das Heilige Zölibat (Aussage von Papst Benedikt XVI) wahr schon immer den Feinden Gottes unseres Herrn und seiner Einen, Heiligen, Katholischen und Apostolischen Kirche ein Dorn im Aug, daher versuchen sie ja diesen abzuschaffen. Nun in einer Zeit in der antikatholische innerkirchliche Irrlehrer und Wölfe in Schafskleidern im Rom der Nach (After) VK II ÄRA das sagen haben, wird eben nun ein neuerlicher …Mehr
Das Heilige Zölibat (Aussage von Papst Benedikt XVI) wahr schon immer den Feinden Gottes unseres Herrn und seiner Einen, Heiligen, Katholischen und Apostolischen Kirche ein Dorn im Aug, daher versuchen sie ja diesen abzuschaffen. Nun in einer Zeit in der antikatholische innerkirchliche Irrlehrer und Wölfe in Schafskleidern im Rom der Nach (After) VK II ÄRA das sagen haben, wird eben nun ein neuerlicher Versuch diesen Heiligenstand zu eliminieren.

Gottes und Mariens Segen auf allen Wegen
alfredus
Eigentlich schon direkt nach dem Konzil kam das Thema auf, mit dem Zurückdrängen des Weihepriestertums ging die Forderung den Zölibat abzuschaffen, einher. Laienerhebung, Ökumene und Zeitgeist, waren die Triebkraft der Progressisten, die damals schon sehr stark waren. Zudem wurde ein neues der Zeit angepasstes " Priesterbild " diskutiert und obwohl es damals noch genügend Priester gab, wurde auch …Mehr
Eigentlich schon direkt nach dem Konzil kam das Thema auf, mit dem Zurückdrängen des Weihepriestertums ging die Forderung den Zölibat abzuschaffen, einher. Laienerhebung, Ökumene und Zeitgeist, waren die Triebkraft der Progressisten, die damals schon sehr stark waren. Zudem wurde ein neues der Zeit angepasstes " Priesterbild " diskutiert und obwohl es damals noch genügend Priester gab, wurde auch schon von einer " priesterlosen Gemeinde " gesprochen. Der Gedanke war : Laien bereiten die Hl. Messe, den Altar vor, der Priester kommt und vollzieht die Wandlung und fährt dann in die nächste Gemeinde. Das war dann der " Wortgottesdienst " mit Kommunion-Austeilung. Dazu passend und forcierend wurde das Märchen vom Priestermangel verbreitet. Dadurch ist es möglich geworden, dass man lautstark die Abschaffung des von der Tradition getragenen Zölibates fordert und diesen dem Zeitgeist opfern will. 👍 🤫 🤬