Tina 13
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Hl. Bernhard von Clairvaux. Hl. Bernhard von Clairvaux +++ „Wenn ihr meinen Vater in meinem Namen um etwas bittet, wird er es euch geben“ +++ Immer, wenn ich über das Gebet spreche, meine ich, in eurem …Mehr
Hl. Bernhard von Clairvaux.
Hl. Bernhard von Clairvaux +++ „Wenn ihr meinen Vater in meinem Namen um etwas bittet, wird er es euch geben“ +++ Immer, wenn ich über das Gebet spreche, meine ich, in eurem Herzen - und auch in meinem herzen - ein paar menschliche Gedanken zu hören: Das habe ich schon oft gehört. Wie kommt es, dass wir, während wir nie aufhören, zu beten, es so selten erleben, dass die Frucht des Gebets erscheint? Wir haben den Eindruck, vom Gebet genauso zurückzukommen, wie wir hineingegangen sind; niemand antwortet uns ein Wort, keiner gibt uns etwas; wir scheinen uns vergeblich gemüht zu haben. Aber wie sagt der Herr im Evangelium? „Richtet nicht nach dem Augenschein, sondern fällt ein gerechtes Urteil" (Joh 7,24). Was ist ein gerechtes Urteil, wenn nicht das Urteil des Glaubens? Denn „der Gerechte lebt durch den Glauben" (Gal 3,11). Folge also dem Urteil des Glaubens mehr als deiner Erfahrung, denn der Glaube irrt nicht, während die Erfahrung in die Irre führen kann. Und …Mehr
Tina 13
🙏
Tina 13
Hl. Bernhard (1091-1153), Zisterziensermönch und Kirchenlehrer
3. Predigt zu Pfingsten
„Es ist gut für euch, dass ich fortgehe“
Der Heilige Geist hat die Jungfrau Maria überschattet (Lk 1,35) und am Pfingsttag den Aposteln Kraft gegeben. Er überschattete Maria, um die Wucht des Herabkommens Gottes in ihren jungfräulichen Leib abzumildern; die Apostel wollte er „mit der Kraft aus der Höhe erfüllen …Mehr
Hl. Bernhard (1091-1153), Zisterziensermönch und Kirchenlehrer

3. Predigt zu Pfingsten

„Es ist gut für euch, dass ich fortgehe“

Der Heilige Geist hat die Jungfrau Maria überschattet (Lk 1,35) und am Pfingsttag den Aposteln Kraft gegeben. Er überschattete Maria, um die Wucht des Herabkommens Gottes in ihren jungfräulichen Leib abzumildern; die Apostel wollte er „mit der Kraft aus der Höhe erfüllen“ (vgl. Lk 24,49), also mit glühender Liebe [...] Wie hätten sie denn, schwach wie sie waren, ihre Sendung erfüllen und über den Tod triumphieren können ohne diese Liebe, die „so stark ist wie der Tod“? Wie hätten sie es verhindern können, dass „die Mächte der Unterwelt sie überwältigten“ und ohne „die Leidenschaft, die hart ist wie die Unterwelt“? (vgl. Mt 16,18; vgl. Hld 8,6) Einige von denen, die ihren Eifer sahen, glaubten gar, sie seien betrunken (Apg 2,13). Sie waren tatsächlich trunken, aber von einem neuen Wein [...] von dem, den der „wahre Weinstock“ vom Himmel herbeifließen ließ, von dem, „der das Herz des Menschen erfreut“ (Joh 15,1; Ps 103(104),15) [...] Für die Bewohner der Erde war es neuer Wein, der Himmel aber war voll davon [...], er floss in Strömen auf die Straßen und Plätze der heiligen Stadt, wo er Freude in den Herzen verbreitete [...]

Es gab also im Himmel einen besonderen Wein, den die Erde nicht kannte. Aber auch die Erde hatte etwas, was nur sie hatte und was ihren Ruhm ausmachte, nämlich das Fleisch Christi – und die Himmel dürsteten nach der Gegenwart dieses Fleisches! Wer könnte denn diesen so sicheren und gnadenreichen Austausch zwischen Himmel und Erde, zwischen Engeln und Aposteln verhindern, mit dem die Erde in den Besitz des Heiligen Geistes und der Himmel in den Besitz des Fleisches Christi kam? [...] „Denn wenn ich nicht fortgehe“, sagte Jesus, „wird der Beistand nicht zu euch kommen“. Das bedeutet: Wenn ihr nicht loslasst, was ihr liebt, erhaltet ihr nicht, was ihr ersehnt. „Es ist gut für euch, dass ich fortgehe“, und dass ich euch von der Erde in den Himmel bringe, vom Fleisch zum Geist; denn der Vater ist Geist, der Sohn ist Geist, und auch der Heilige Geist ist Geist [...] Und der Vater, „der Geist ist, sucht Beter, die ihn im Geist und in der Wahrheit anbeten“ (vgl. Joh 4,23-24).
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Tina 13
Hl. Bernhard (1091-1153), Zisterziensermönch und Kirchenlehrer
„Jesus fasste sie an der Hand und richtete sie auf“
Wie wunderbar ist doch die Herablassung Gottes, der den Menschen sucht, wie groß die Würde des Menschen, der so gesucht wird! [...] O Herr, „was ist der Mensch, dass du ihn so hoch achtest und deinen Sinn auf ihn richtest?“ (Ps 143(144),3; Ijob 7,17).
Doch möchte ich begreifen, was …Mehr
Hl. Bernhard (1091-1153), Zisterziensermönch und Kirchenlehrer

„Jesus fasste sie an der Hand und richtete sie auf“

Wie wunderbar ist doch die Herablassung Gottes, der den Menschen sucht, wie groß die Würde des Menschen, der so gesucht wird! [...] O Herr, „was ist der Mensch, dass du ihn so hoch achtest und deinen Sinn auf ihn richtest?“ (Ps 143(144),3; Ijob 7,17).
Doch möchte ich begreifen, was es bedeutet, dass jener zu uns gekommen ist. Warum sind nicht vielmehr wir zu ihm gegangen? Es war doch unsere Not; auch ist es nicht Gewohnheit der Reichen, zu den Armen zu kommen, selbst dann nicht, wenn sie ihnen etwas gewähren wollen. Gewiss, meine Brüder, viel eher hätten wir zu ihm kommen müssen, aber es gab ein doppeltes Hindernis. Unsere Augen waren nämlich in Finsternis gehüllt, jener aber wohnt in unzugänglichem Licht (1 Tim 6,16); auch lagen wir gelähmt im Krankenbett und konnten uns nicht zu jener göttlichen Erhabenheit aufrichten. Deshalb stieg der Erlöser und Seelenarzt voll Güte von seiner Höhe herab und milderte für unsere schwachen Augen seinen strahlenden Glanz. Er umgab sich gleichsam mit dem Gehäuse einer Laterne, das heißt mit jenem herrlichen und von jedem Makel freien Leib, den er annahm.

1. Predigt zur Ankunft des Herrn, 7-8 (Übers. aus: Bernhard von Clairvaux: Sämtliche Werke lat./dt. Innsbruck: Tyrolia, 1996. Bd. 7, S. 69-71)
Tina 13
Hl. Bernhard (1091-1153), Zisterziensermönch und Kirchenlehrer
Euer himmlischer Vater möchte nicht, dass ein einziger dieser Kleinen verloren geht
„Siehe, der Name des HERRN kommt aus der Ferne“, sagt der Prophet (Jes 30,27). Wer kann daran zweifeln? Es brauchte ja etwas Großes, damit die göttliche Majestät aus solcher Ferne herabsteigt, um eine so unwürdige Wohnung zu nehmen. Ja, es war eine …Mehr
Hl. Bernhard (1091-1153), Zisterziensermönch und Kirchenlehrer

Euer himmlischer Vater möchte nicht, dass ein einziger dieser Kleinen verloren geht

„Siehe, der Name des HERRN kommt aus der Ferne“, sagt der Prophet (Jes 30,27). Wer kann daran zweifeln? Es brauchte ja etwas Großes, damit die göttliche Majestät aus solcher Ferne herabsteigt, um eine so unwürdige Wohnung zu nehmen. Ja, es war eine große Sache: seine große Barmherzigkeit, sein gewaltiges Mitleid, seine überwältigende Liebe. Und was glauben wir, warum Christus gekommen ist? Wir finden die Lösung ohne Schwierigkeiten, denn seine eigenen Worte und Taten enthüllen uns den Grund seines Kommens. Er kam eilig herab von den Bergen, um das verlorene hundertste Schaf der Herde zu suchen.

Er kam unseretwegen, damit die Barmherzigkeit des Herrn klarer hervortritt und seine wunderbaren Taten zugunsten der Menschenkinder (vgl. Ps 106(107),8). O wunderbare Herablassung Gottes, der uns sucht, und große Würde des Menschen, der so gesucht wird! Wenn der Mensch sich dessen rühmen will, so kann er es tun, ohne für verrückt gehalten werden zu müssen; nicht, dass er selbst etwas ist, sondern weil derjenige, der ihn erschaffen hat, so groß ist. Denn wirklich sind alle Reichtümer und ist alle Ehre dieser Welt, und auch alles, was man hier ersehnen könnte, wenig und sogar nichts im Vergleich zu diesem Ruhm. „Was ist der Mensch, dass du groß ihn achtest und deinen Sinn auf ihn richtest [...]?“ (Hiob 7,17).

1. Predigt zum Advent, 7‒8
Tina 13
Hl. Bernhard (1091-1153), Zisterziensermönch und Kirchenlehrer
Diverse Predigten „Die fünf Talente“
Ein wahrlich kostbarer Handel
Des Vaters Wort, der eingeborene Sohn Gottes, die Sonne der Gerechtigkeit (Mal 3,2) ist der großer Händler, der uns den Preis unserer Erlösung gebracht hat. Es ist dies ein wahrhaft kostbarer Handel, den man niemals ausreichend wird würdigen können, bei dem ein König,…Mehr
Hl. Bernhard (1091-1153), Zisterziensermönch und Kirchenlehrer

Diverse Predigten „Die fünf Talente“

Ein wahrlich kostbarer Handel

Des Vaters Wort, der eingeborene Sohn Gottes, die Sonne der Gerechtigkeit (Mal 3,2) ist der großer Händler, der uns den Preis unserer Erlösung gebracht hat. Es ist dies ein wahrhaft kostbarer Handel, den man niemals ausreichend wird würdigen können, bei dem ein König, nämlich der Sohn des obersten Königs, selbst zum Handelsobjekt geworden ist, sodass Blei mit Gold aufgewogen wurde, der Gerechte für den Sünder hingegeben wurde. Wahrlich, ein jeglicher Bedingung lediges Erbarmen, eine jeglicher Berechnung vollkommen ledige Liebe, eine unfassbare Güte […], ein völlig ungleicher Handel, bei dem der Gottessohn für den Knecht hingegeben wird, der Schöpfer für das Geschöpf dem Tod übergeben wird, der Herr für seinen Sklaven verurteilt wird.

O Christus, darin bestehen deine Werke, dass du aus dem Licht des Himmels in unsere Höllenfinsternis hinabgestiegen bist, um unser dunkles Verlies zu erleuchten. Du bist von der Rechten der göttlichen Majestät hinab in unser menschliches Elend gekommen, um das Menschengeschlecht freizukaufen; du bist aus der Herrlichkeit des Vaters hinabgestiegen zum Tod am Kreuz, um über den Tod und seinen Herrscher zu triumphieren. Du bist der Einzige, und es gibt keinen anderen als dich, der von seiner eigenen Güte dazu gedrängt worden wäre, uns loszukaufen [...]

Mögen alle Händler von Teman (Bar 3,23) diesen Ort verlassen [...]: nicht etwa sie hast du erwählt, sondern dein geliebtes Israel, der du diese Geheimnisse den Weisen und Klugen verborgen hast, den Unmündigen jedoch offenbart hast (Lk 10,21) [...] Herr, sehr gerne nehme ich dieses Handelsangebot an, denn es ist zu meinem Vorteil! Ich werde mich an all das erinnern, was du getan hast, denn du willst, dass ich mich damit beschäftige [...] Ich werde also dieses Talent einsetzen, das du mir bis zu deiner Rückkehr überlassen hast, und werde dir mit großer Freude entgegengehen. Gebe Gott, dass ich sodann die sanften Worte hören werde: „Komm, nimm teil an der Freude deines Herrn!“ (Mt 25,21).
Tina 13
Hl. Bernhard (1091-1153), Zisterziensermönch und Kirchenlehrer
„Ich bin der geringste von den Aposteln; ich bin nicht wert, Apostel genannt zu werden“ (1 Kor 15,9)
Meine Brüder, zu Recht bezieht die Kirche das Wort der Weisheit: „Jene aber sind die barmherzigen Männer, deren Hoffnung nicht vergeht. Bei ihren Nachkommen bleibt ihr Gut, ihr Erbe bei ihren Enkeln“ (vgl. Sir 44,10−11 (vgl. auch Vulg …Mehr
Hl. Bernhard (1091-1153), Zisterziensermönch und Kirchenlehrer

„Ich bin der geringste von den Aposteln; ich bin nicht wert, Apostel genannt zu werden“ (1 Kor 15,9)

Meine Brüder, zu Recht bezieht die Kirche das Wort der Weisheit: „Jene aber sind die barmherzigen Männer, deren Hoffnung nicht vergeht. Bei ihren Nachkommen bleibt ihr Gut, ihr Erbe bei ihren Enkeln“ (vgl. Sir 44,10−11 (vgl. auch Vulg.)) auf die heiligen Apostel Petrus und Paulus. Ja, man kann die beiden sehr wohl Männer der Barmherzigkeit nennen, weil sie für sich Barmherzigkeit erlangt haben, weil sie voller Barmherzigkeit sind und weil Gott sie uns in seiner Barmherzigkeit geschenkt hat.

Seht doch, welche Barmherzigkeit sie erfahren haben. Wenn ihr den heiligen Paulus darüber befragt, wird er von sich selber sagen: „Früher lästerte, verfolgte und verhöhnte ich ihn, aber ich habe Erbarmen gefunden“ (vgl. 1 Tim 1,13). Zunächst: wer wüsste nicht um all das Leid, das er den Christen in Jerusalem [...] und sogar in ganz Judäa angetan hat? [...] Zum seligen Petrus muss ich euch auch etwas sagen, etwas Einzigartiges und überaus Erhabenes. Wenn Paulus gesündigt hat, war er sich ja dessen nicht bewusst, denn er hatte keinen Glauben; Petrus jedoch kam offenen Auges zu Fall (Mt 26,69f.). Wo aber „die Sünde mächtig wurde, da ist die Gnade übergroß geworden“ (Röm 5,20) [...] Wenn der hl. Petrus sich nach einem so schweren Fall zu einem solchen Grad der Heiligkeit erheben konnte – wer könnte da noch verzweifeln, wenn er auch nur ein klein wenig Willen hat, seine Sünden hinter sich zu lassen? Beachtet, was das Evangelium sagt: „Und er ging hinaus und weinte bitterlich“ (Mt 26,75) [...]

Ihr habt gehört, welch große Barmherzigkeit den Aposteln widerfahren ist, und keiner unter euch braucht sich von nun an mehr als nötig von den Sünden aus seiner Vergangenheit niederdrücken lassen. Wenn du gesündigt hast – hat Paulus nicht mehr gesündigt? Wenn du gefallen bist – ist Petrus nicht tiefer gefallen als du? Der eine wie der andere hat Buße getan, und beide haben so sich nicht nur das Heil erwirkt, sondern sind große Heilige geworden, ja sogar Diener des Heils, Meister der Heiligkeit. Mach es ihnen nach, lieber Bruder; denn um deinetwillen nennt die Schrift sie „barmherzige Menschen“.

3. Predigt zum Fest der heiligen Apostel Petrus und Paulus, passim
Tina 13
Hl. Bernhard (1091-1153), Zisterziensermönch und Kirchenlehrer
Jesus rief die zu sich, die er erwählt hatte …, die er bei sich haben wollte
„Des Nachts […] suchte ich ihn, den meine Seele liebt“ (Hld 3,1). Welch großes Gut ist doch die Suche nach Gott! Meiner Meinung nach gibt es kein größeres. Es ist die erste der Gaben Gottes, und noch dazu deren vollendete. Sie reiht sich nicht hinter einer …Mehr
Hl. Bernhard (1091-1153), Zisterziensermönch und Kirchenlehrer

Jesus rief die zu sich, die er erwählt hatte …, die er bei sich haben wollte

„Des Nachts […] suchte ich ihn, den meine Seele liebt“ (Hld 3,1). Welch großes Gut ist doch die Suche nach Gott! Meiner Meinung nach gibt es kein größeres. Es ist die erste der Gaben Gottes, und noch dazu deren vollendete. Sie reiht sich nicht hinter einer anderen Tugend ein, denn keine geht ihr voran. Welche Tugend könnte man denn jemandem zuschreiben, der nicht Gott sucht, und wie sollte man die Suche nach Gott eingrenzen? „Sucht sein Antlitz allezeit“, sagt ein Psalm (105[104],4). Ich glaube, dass man nicht aufhören wird, ihn zu suchen, selbst wenn man ihn gefunden hat.

Man sucht Gott nicht, indem man irgendwohin läuft, sondern indem man sich nach ihm sehnt. Denn das Glück, ihn gefunden zu haben, löscht die Sehnsucht nicht aus, im Gegenteil, es lässt sie wachsen. Die Freude zu verkosten […] ist vielmehr wie Öl auf das Feuer zu gießen, denn die Sehnsucht ist eine Flamme. Die Freude wird vollkommen sein (Joh 15,11), aber die Sehnsucht hat kein Ende, also auch nicht die Suche […]

Jede Seele, die Gott sucht, soll wissen, dass Gott ihr zuvorgekommen ist: dass Gott sie schon gesucht hat, noch bevor sie sich auf die Suche nach ihm gemacht hat […] Dazu ruft euch die Güte dessen auf, der euch zuvorkommt, der euch zuerst gesucht und euch zuerst geliebt hat. Wäret ihr also nicht zuerst gesucht worden, würdet ihr selbst ihn keinesfalls suchen; wäret ihr nicht zuerst von ihm geliebt worden, würdet ihr selbst ihn nicht lieben. Man ist euch zuvorgekommen, und nicht durch eine einzige Gnade, sondern durch zwei Gnaden: durch Liebe und durch Suche. Die Liebe ist Ursache der Suche; die Suche ist Frucht der Liebe und auch Beweis für sie. Wegen der Liebe fürchtet ihr euch nicht davor, gesucht zu werden. Und weil ihr gesucht worden seid, werdet ihr nicht darüber klagen, umsonst geliebt zu werden.

Homilien über das Hohelied, Nr. 84,1.5
Tina 13
Hl. Bernhard (1091-1153), Zisterziensermönch und Kirchenlehrer
Als Jesus die vielen Menschen sah, hatte er Mitleid mit ihnen, denn sie waren müde und niedergeschlagen
Schon jetzt feiern wir von ganzem Herzen das Kommen des Herrn Jesus Christus. Und wir erfüllen damit nur unsere Pflicht, denn er ist nicht nur zu uns gekommen, sondern auch für uns. Der Herr nämlich bedarf unserer Wohltaten nicht; …Mehr
Hl. Bernhard (1091-1153), Zisterziensermönch und Kirchenlehrer

Als Jesus die vielen Menschen sah, hatte er Mitleid mit ihnen, denn sie waren müde und niedergeschlagen

Schon jetzt feiern wir von ganzem Herzen das Kommen des Herrn Jesus Christus. Und wir erfüllen damit nur unsere Pflicht, denn er ist nicht nur zu uns gekommen, sondern auch für uns. Der Herr nämlich bedarf unserer Wohltaten nicht; die Fülle der Gnade, die er uns erwiesen hat, beweist ja, wie groß unsere Bedürftigkeit war. Man bemisst die Schwere einer Krankheit nach dem Aufwand, die man zu ihrer Heilung betreiben muss [...]

Das Kommen eines Erlösers war für uns deshalb eine Notwendigkeit; der Zustand, in dem sich die Menschen befanden, machte seine Gegenwart notwendig. Schnell möge deshalb der Erlöser kommen! Er möge kommen, um in unserer Mitte durch den Glauben zu wohnen mit allem Reichtum seiner Gnade. Er möge kommen und uns der Blindheit entreißen, uns von unseren Krankheiten befreien und unsere Schwachheit auf sich nehmen! Wenn er mit uns ist, wer kann uns dann in die Irre führen? Wenn er mit uns ist, was können wir nicht wirken in dem, der unsere Stärke ist? (vgl. Phil 4,13). Wenn er für uns ist, wer ist dann gegen uns? (vgl. Röm 8,31). Jesus Christus ist ein vollkommen sicherer Ratgeber, der weder sich noch uns täuschen kann. Er ist eine kraftvolle Hilfe, dessen Kraft sich niemals erschöpft [...] Er ist die Weisheit Gottes, ja: Er ist die Kraft Gottes (vgl. 1 Kor 1,24) [...] Gehen wir also alle zu diesem Meister: In all unseren Unternehmungen, rufen wir diese Hilfe an; vertrauen wir uns mitten in unseren Kämpfen einem solch sicheren Verteidiger an. Wenn er schon in die Welt gekommen ist, dann deshalb, um in unserer Mitte, um bei uns zu wohnen und für uns da zu sein.

7. Predigt zum Advent
Tina 13
Hl. Bernhard (1091-1153), Zisterziensermönch und Kirchenlehrer
Das Kirchweihfest ist ein Fest des ganzen Gottesvolkes
Heute, meine Brüder, feiern wir ein großes Fest. Es ist das Fest des Hauses des Herrn, des Tempels Gottes, der Stadt des ewigen Königs, der Braut Christi [...] Fragen wir uns darum jetzt, was das Haus Gottes wohl sein könnte, sein Tempel, seine Stadt, seine Braut. Nur mit Zittern …Mehr
Hl. Bernhard (1091-1153), Zisterziensermönch und Kirchenlehrer

Das Kirchweihfest ist ein Fest des ganzen Gottesvolkes

Heute, meine Brüder, feiern wir ein großes Fest. Es ist das Fest des Hauses des Herrn, des Tempels Gottes, der Stadt des ewigen Königs, der Braut Christi [...] Fragen wir uns darum jetzt, was das Haus Gottes wohl sein könnte, sein Tempel, seine Stadt, seine Braut. Nur mit Zittern und Bangen kann ich es sagen: Wir sind es. Ja, wir sind das alles, aber im Herzen Gottes. Wir sind es durch seine Gnade und nicht durch unser Verdienst [...] Das demütige Bekenntnis unserer Mühen lässt ihn Mitleid empfinden. Durch dieses Bekenntnis kann Gott sich uns zuneigen und selbst unserem Hunger abhelfen wie ein Familienvater; es lässt uns bei ihm Brot im Überfluss finden. Wir sind es also, sein Haus, in dem es niemals an der Speise des Lebens mangelt [...]

„Seid heilig“, heißt es, „denn ich, euer Herr, bin heilig“ (vgl. Lev 11,44). Und der Apostel Paulus sagt uns: „Wisst ihr nicht, dass euer Leib ein Tempel des Heiligen Geistes ist und der Heilige Geist in euch wohnt?“ Doch kann die Heiligkeit allein genügen? Nach dem Zeugnis des Apostels ist auch der Friede notwendig: „Strebt voll Eifer nach Frieden mit allen und nach Heiligung, ohne die keiner den Herrn sehen wird“ (vgl. Hebr 12,14). Dieser Friede ist es, der uns beisammen wohnen lässt, als Brüder vereint, er ist es, der für unseren König eine ganz neue Stadt erbaut, die Jerusalem genannt wird, was bedeutet: Vision des Friedens [...]

Schließlich ist es Gott selber, der zu uns spricht: „Ich traue dich mir an um den Brautpreis von Gerechtigkeit und Recht“ (sein und unser), „ich traue dich mir an auf ewig um den Brautpreis von Liebe und Erbarmen“ (vgl. Hos 2,22.21). Hat er sich nicht wie ein Bräutigam verhalten? Hat er euch nicht geliebt wie ein Bräutigam, mit der Eifersucht eines Bräutigams? Wie also könnt ihr dazu kommen, euch nicht als Braut zu fühlen? Deshalb, liebe Brüder, weil wir den Beweis haben, dass wir das Haus des Familienvaters sind, da wir so reichlich zu leben haben, dass wir der Tempel Gottes sind aufgrund unserer Heiligung, die Stadt des großen Königs aufgrund unserer gemeinsamen Lebensführung, die Braut des unsterblichen Bräutigams aufgrund der Liebe, deshalb meine ich, ohne Furcht behaupten zu können: dieses Fest ist sehr wohl unser Fest.

5. Predigt an Kirchweih
Tina 13
Hl. Bernhard (1091-1153), Zisterziensermönch und Kirchenlehrer
3. Predigt an Verkündigung des Herrn, 9−10 (Übers.: Josef Schwarzbauer, in: Bernhard v. Clairvaux: Sämtl. Werke lat./dt., Bd. 8. Innsbruck: Tyrolia, 1997. S.151−153)
„Der Zöllner [...] wagte nicht einmal, seine Augen zum Himmel zu erheben“
In welches Gefäß wird sich am ehesten die Gnade ergießen? Wenn das Vertrauen das Gefäß für die …Mehr
Hl. Bernhard (1091-1153), Zisterziensermönch und Kirchenlehrer

3. Predigt an Verkündigung des Herrn, 9−10 (Übers.: Josef Schwarzbauer, in: Bernhard v. Clairvaux: Sämtl. Werke lat./dt., Bd. 8. Innsbruck: Tyrolia, 1997. S.151−153)

„Der Zöllner [...] wagte nicht einmal, seine Augen zum Himmel zu erheben“

In welches Gefäß wird sich am ehesten die Gnade ergießen? Wenn das Vertrauen das Gefäß für die Barmherzigkeit, die Geduld aber das für die Gerechtigkeit ist [...] welches Gefäß werden wir nun vorlegen können, das geeignet wäre, die Gnade aufzunehmen? Sie ist der reinste Balsam und verlangt das gediegenste Gefäß. Und was ist so rein, was so gediegen wie die Demut des Herzens? Mit Recht wird darum den Demütigen Gnade gegeben (Jak 4,6), mit Recht hat Gott auf die Niedrigkeit seiner Magd herabgeblickt (Lk 1,48). Mit welchem Recht, fragst du? Gewiss deswegen, weil Menschenverdienst ein demütiges Herz nicht so erfassen kann, dass sich die Fülle der göttlichen Gnade nicht mehr frei ergießen könnte [...]

Habt ihr den Pharisäer bei seinem Gebet beobachtet? Er war kein Räuber, kein Betrüger, kein Ehebrecher. Mangelte es ihm etwa an den Früchten der Buße? Er fastete zweimal in der Woche und gab den zehnten Teil seines ganzen Einkommens dem Tempel (Lk 18,12) [...] Aber er war nicht aufnahmebereit, er war nicht entleert, nicht gebeugt, sondern stolz erhoben; er wollte nämlich gar nicht wissen, was ihm fehlte, sondern hob seine Verdienste hervor. Das war nicht echte Fülle, sondern Aufgeblasenheit, und so kehrte er, der Fülle vortäuschte, leer zurück. Reichere Gnade aber trug der Zöllner hinweg, denn er wollte sich selbst leer und bloß darbieten und war darauf bedacht, ein aufnahmebereites Gefäß zu sein.
Tina 13
Hl. Bernhard (1091-1153), Zisterziensermönch und Kirchenlehrer
„Selig ist die, die geglaubt hat, dass sich die Worte erfüllen, die der Herr ihr sagen ließ“ (vgl. Lk 1,45)
Die Menschen des alten Bundes lebten unter der Führung der symbolischer Zeichen. Uns hingegen, durch die Gnade Christi gegenwärtig im Fleisch, ist die Wahrheit selbst aufgestrahlt. Und doch leben wir im Vergleich zur kommenden …Mehr
Hl. Bernhard (1091-1153), Zisterziensermönch und Kirchenlehrer

„Selig ist die, die geglaubt hat, dass sich die Worte erfüllen, die der Herr ihr sagen ließ“ (vgl. Lk 1,45)

Die Menschen des alten Bundes lebten unter der Führung der symbolischer Zeichen. Uns hingegen, durch die Gnade Christi gegenwärtig im Fleisch, ist die Wahrheit selbst aufgestrahlt. Und doch leben wir im Vergleich zur kommenden Welt gewissermaßen noch im Schatten der Wahrheit. Der Apostel Paulus schreibt: „Stückwerk ist unsere Erkenntnis, Stückwerk unsere Prophetengabe“ (vgl. 1 Kor 13,9) und „ich glaube nicht, dass ich es schon ergriffen habe“ (vgl. Phil 3,13). Wie auch könnte man keinen Unterschied machen zwischen dem, der glaubend vorwärts schreitet und dem, der sich der unverstellten Schau erfreut? So „lebt der Gerechte aus Glauben“ (vgl. Röm 1,17) – das ist der Selige, der in der Schau der Wahrheit frohlockt; jetzt lebt der heilige Mensch noch im Schatten Christi [...] Und er ist gut, dieser Schatten des Glaubens; er dämpft das blind machende Licht für unsere noch verfinsterten Augen und bereitet sie darauf vor, das Licht aushalten zu können. Denn es steht geschrieben: „Gott hat ihre Herzen durch den Glauben gereinigt“ (vgl. Apg 15,9). Der Glaube zieht demnach nicht die Auslöschung des Lichts nach sich, sondern seine Bewahrung. Alles, was die Engel offen schauen, das bewahrt der Schatten des Glaubens für mich; er läßt es in seinem Schoß ruhen, um es zu gegebener Zeit zu offenbaren. Ist das keine gute Sache, dass er verdeckt hält, was du noch nicht ohne Schleier ergreifen kannst?

Andererseits lebte auch die Mutter des Herrn im Schatten des Glaubens, da man ihr sagte: „Selig bist du, weil du geglaubt hast“ (vgl. Lk 1,45). Und von Christi Leib hat auch sie schattenhaft empfangen nach der Botschaft des Engels: „Die Kraft des Höchsten wird dich überschatten“ (vgl. Lk 1,35). Dieser Schatten ist also keineswegs zu verachten, denn es ist die Kraft des Allerhöchsten, die ihn wirft. Ja wirklich, im Fleisch Christi war eine Kraft, die die Jungfrau mit ihrem Schatten bedeckte, damit der Schirm dieses lebenspendenden Leibes ihr erlauben konnte, die göttliche Gegenwart zu ertragen und den Glanz des unzugänglichen Lichts auszuhalten, was für eine sterbliche Frau unmöglich ist. Diese Kraft hat alle entgegenstehende Kraft beherrscht. Die Kraft dieses Schattens vertreibt die Dämonen und schützt die Menschen. Eine wahrhaft lebenspendende Kraft und ein wahrhaft erfrischender Schatten! Und wir dürfen im Schatten Christi leben, denn wir gehen glaubend voran und wir empfangen das Leben, indem uns sein Fleisch nährt.

31. Predigt über das Hohelied
Tina 13
Hl. Bernhard (1091-1153), Zisterziensermönch und Kirchenlehrer
Jesus entschloss sich, nach Jerusalem zu gehen
Brüder, ihr habt euch sicherlich schon zu der Stadt auf den Weg gemacht, in der ihr wohnen werdet; nur auf der Straße kommt ihr voran, nicht im wilden Gestrüpp. Ich fürchte jedoch, dass dieses Leben euch vorgaukelt, lange zu dauern, und dass es euch so nicht tröstet, sondern vielmehr …Mehr
Hl. Bernhard (1091-1153), Zisterziensermönch und Kirchenlehrer

Jesus entschloss sich, nach Jerusalem zu gehen

Brüder, ihr habt euch sicherlich schon zu der Stadt auf den Weg gemacht, in der ihr wohnen werdet; nur auf der Straße kommt ihr voran, nicht im wilden Gestrüpp. Ich fürchte jedoch, dass dieses Leben euch vorgaukelt, lange zu dauern, und dass es euch so nicht tröstet, sondern vielmehr traurig macht. Ja, ich fürchte, dass gar manche bei dem Gedanken, sie müssten noch eine lange Strecke zurücklegen, sich geistlich entmutigen lassen und die Hoffnung aufgeben, so viel Mühsal so lange ertragen zu können: Gerade so als würden Gottes Tröstungen die Seelen der Erwählten nicht mit viel größerer Freude ausfüllen, als es die Mühsale in ihren Herzen könnten.

Gegenwärtig erhalten sie diese Tröstungen zwar nur in dem Maß, wie sie Mühsal ertragen; wenn sie jedoch das Heil einmal erreicht haben, werden sie vor Gottes Angesicht Wonne für alle Zeit finden (Ps 16,11). Lasst uns dieses Anrecht anstreben, Brüder; es erfasst uns in unserem ganzen Sein. Sehnen wir uns nach diesem Glück, damit uns die gegenwärtige Zeit kurz erscheint (was sie auch wirklich ist) im Vergleich zur großen Liebe Gottes. „Die Leiden der gegenwärtigen Zeit bedeuten nichts im Vergleich zu der Herrlichkeit, die an uns offenbar werden soll“ (vgl. Röm 8,18). Welch wunderbare Verheißung! Unsere Wünsche müssen allein ihr gelten

Verschiedene Predigten, Nr. 1
Tina 13
Hl. Bernhard (1091-1153), Zisterziensermönch und Kirchenlehrer
„Der Bräutigam ist bei ihnen“
Von allen Regungen der Seele, von ihren Gefühlen und Empfindungen, ist es die Liebe allein, die dem Geschöpf erlaubt, seinem Schöpfer zu antworten, wenn nicht von gleich zu gleich, so doch wenigstens von ähnlich zu ähnlich [...] Die Liebe des Bräutigams, oder vielmehr der Bräutigam, der die Liebe ist, …Mehr
Hl. Bernhard (1091-1153), Zisterziensermönch und Kirchenlehrer

„Der Bräutigam ist bei ihnen“

Von allen Regungen der Seele, von ihren Gefühlen und Empfindungen, ist es die Liebe allein, die dem Geschöpf erlaubt, seinem Schöpfer zu antworten, wenn nicht von gleich zu gleich, so doch wenigstens von ähnlich zu ähnlich [...] Die Liebe des Bräutigams, oder vielmehr der Bräutigam, der die Liebe ist, verlangt nur die Erwiderung von Liebe und Treue. Es muss also der Braut erlaubt sein, die Liebe zu erwidern. Wie sollte sie ihrerseits nicht lieben, da sie doch Braut ist und die Braut der Liebe? Wie sollte die Liebe nicht geliebt werden? Die Braut hat doch recht, wenn sie auf jede andere Empfindung verzichtet, um in der Liebe allein aufzugehen, da es ihr doch gegeben ist, auf die Liebe mit Liebe zu antworten.

Selbst wenn die Braut ganz und gar in Liebe zerflösse – was wäre das im Vergleich mit dem Sturzbach der ewigen Liebe, der aus der Quelle selbst entspringt. Die Flut entströmt nicht in gleicher Fülle der Liebenden wie der Liebe, der Seele wie dem Wort, der Braut wie dem Bräutigam, dem Geschöpf wie dem Schöpfer. In dem, der kommt um zu trinken, ist nicht die gleiche Fülle wie in der Quelle [...] Das Seufzen der Braut, ihre Liebesglut, ihre vertrauensvolle Erwartung – soll das alles vergeblich sein, weil sie mit dem Lauf eines Helden nicht mithalten kann (Ps 19[18],6)? Ihr Wille, selber süß zu sein wie Honig, sanft wie ein Lamm, weiß wie eine Lilie, strahlend wie die Sonne, in der Liebe dem gleich, der die Liebe ist? Nein! Zwar liebt das Geschöpf, entsprechend seinem niedrigeren Rang, Ihn weniger, aber es kann Ihn dennoch mit seinem ganzen Sein lieben – und wo nichts fehlt, ist das Ganze [...]

Das ist reine und uneigennützige Liebe, zarteste Liebe, unangefochten und aufrichtig, gegenseitig, innig, stark; eine Liebe, die die beiden Liebenden nicht in einem Fleisch vereint, sondern in einem Geist, so dass sie nicht mehr zwei sondern eines sind, gemäß dem Pauluswort: „Wer sich [...] an den Herrn bindet, ist ein Geist mit ihm“ (1 Kor 6,17).

Predigten über das Hohelied, Nr. 83
Tina 13
Hl. Bernhard von Clairvaux
Abt in Clairvaux, Kirchenlehrer
* um 1090 in Fontaine-lès-Dijon, dem heutigen Stadtteil von Dijon in Frankreich
† 20. August 1153 in Clairvaux - im heutigen Longchamp-sur-Aujon - in Frankreich
Bernhard, aus burgundischem Adel, wurde um 1090 geboren. Vier Jahre nach dem Tod seiner Mutter verließ er die Welt und trat 1112 mit dreißig Gleichgesinnten in das Reformkloster …Mehr
Hl. Bernhard von Clairvaux

Abt in Clairvaux, Kirchenlehrer
* um 1090 in Fontaine-lès-Dijon, dem heutigen Stadtteil von Dijon in Frankreich
† 20. August 1153 in Clairvaux - im heutigen Longchamp-sur-Aujon - in Frankreich

Bernhard, aus burgundischem Adel, wurde um 1090 geboren. Vier Jahre nach dem Tod seiner Mutter verließ er die Welt und trat 1112 mit dreißig Gleichgesinnten in das Reformkloster Cîteaux ein. Drei Jahre später wurde er an der Spitze von zwölf Mönchen zur Gründung von Clairvaux ausgesandt, das nach harten Anfängen rasch aufblühte; bis zu Bernhards Tod erfolgten von dort aus nicht weniger als 68 Neugründungen. Aber nicht nur die Fragen des Mönchtums bewegten Bernhards leidenschaftliches Herz. Er befasste sich mit den großen Problemen der Kirche; er wurde Berater von Päpsten, Fürsten und Prälaten. Im Papstschisma 1130-1138 warb er für Papst Innozenz II. in Frankreich, England, Deutschland und Italien. Papst Eugen III., vorher Mönch von Clairvaux, beauftragte ihn, den (zweiten) Kreuzzug zu predigen. Bernhard war ein großer Prediger; auch wo man seine Sprache nicht verstand, war der Eindruck seiner Persönlichkeit gewaltig. Die übermäßigen Anstrengungen erschöpften seine Kräfte. Schwierigkeiten, Misserfolge und körperliche Leiden trugen zu seiner inneren Reifung bei. Am 20. August 1153 starb er, der Mann seines Jahrhunderts, in Clairvaux. 1174 wurde er heilig gesprochen. Papst Pius VIII. ernannte ihn 1830 zum Kirchenlehrer.

Zweifache Liebe

„Es gibt eine Liebe der Tat und eine Liebe des Herzens, des Gefühls. Bezüglich der tätigen Liebe wurde den Menschen ein Gesetz gegeben, ein Gebot auferlegt. Wer vermöchte sie aber so im Herzen zu fühlen, wie sie geboten wird? Die eine ist also geboten und schafft das Verdienst, die andere wird uns zur Belohnung gegeben. Gewiss, wir leugnen nicht, dass man mit Gottes Gnade einen Anfang und Fortschritt der gefühlten Liebe im gegenwärtigen Leben spüren kann. Ihre Vollendung aber weisen wir ganz der künftigen Seligkeit zu.“ (Bernhard von Clairvaux)
Tina 13
Hl. Bernhard
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„Wollt auch ihr gehen?“
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Wir lesen im Evangelium, dass einige gesagt haben, als der Herr zu predigen begonnen hatte und er unter dem Geheimnis seines zur Speise hingegebenen Leibes seine Jünger über die Notwendigkeit zur Teilnahme an seinem Leiden unterwiesen hatte: „Diese Worte sind hart.“ Und sie haben ihn verlassen. Doch als Jesus seine Jünger fragte, ob auch sie gehen wollten …Mehr
Hl. Bernhard
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„Wollt auch ihr gehen?“
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Wir lesen im Evangelium, dass einige gesagt haben, als der Herr zu predigen begonnen hatte und er unter dem Geheimnis seines zur Speise hingegebenen Leibes seine Jünger über die Notwendigkeit zur Teilnahme an seinem Leiden unterwiesen hatte: „Diese Worte sind hart.“ Und sie haben ihn verlassen. Doch als Jesus seine Jünger fragte, ob auch sie gehen wollten, haben sie geantwortet: „Herr, zu wem sollen wir gehen? Du hast die Worte des ewigen Lebens“.
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Brüder, ich sage es euch: Genauso sind auch heute noch für manche die Worte Jesu „Geist und Leben“ und sie folgen ihm nach. Doch anderen erscheinen sie hart, wenngleich sie anderswo nur eine erbärmliche Tröstung finden. Wahrhaftig „erhebt die Weisheit ihre Stimme auf den Plätzen“ (vgl. Spr 1,20), nämlich gerade auf der breiten und bequemen Straße, die zum Tod führt (vgl. Mt 7,13), um die zu rufen, die auf ihr gehen. „Vierzig Jahre“, so sagt ein Psalm, „hatte ich Verdruss an diesem Geschlechte, und sprach: Stets irren sie im Herzen.“ (Ps 94[95],10). „Einmal hat Gott gesprochen“ (Ps 61[62],12): Ein Mal, ja, weil sein Wort einzig ist, ohne Unterbrechung und ewig. Er lädt die Sünder dazu ein, in ihr Herz zu gehen, weil er dort wohnt, weil er dort spricht [...] „Heute, da ihr seine Stimme hört, verhärtet eure Herzen nicht“ (Ps 94[95],8). Und im Evangelium sind es fast dieselben Worte [...]: „Meine Schafe hören meine Stimme“ (Joh 10,27) [...] „Ihr seid sein Volk, die Schafe seiner Weide, wenn ihr heute seine Stimme hört“ (vgl. Ps 94[95],8).
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Ansprache de diversis, 5
Tina 13
Hl. Bernhard
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„Dann werden sie fasten“
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Warum sollte das Fasten Christi nicht für alle Christen gelten? Warum sollten die Glieder nicht ihrem Haupt folgen? (Kol 1,18). Wenn wir von diesem Haupt Wohltaten empfangen haben, sollten wir dann nicht auch teilhaben an seiner Not? Wollen wir uns seiner Traurigkeit verweigern und seine Freuden teilen? Wenn es so ist, erweisen wir uns als unwürdig, mit …Mehr
Hl. Bernhard
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„Dann werden sie fasten“
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Warum sollte das Fasten Christi nicht für alle Christen gelten? Warum sollten die Glieder nicht ihrem Haupt folgen? (Kol 1,18). Wenn wir von diesem Haupt Wohltaten empfangen haben, sollten wir dann nicht auch teilhaben an seiner Not? Wollen wir uns seiner Traurigkeit verweigern und seine Freuden teilen? Wenn es so ist, erweisen wir uns als unwürdig, mit diesem Haupt eine Einheit zu bilden. Denn alles, was er gelitten hat, war für uns. Wenn wir uns weigern, an unserem Heil mitzuwirken, wodurch erweisen wir uns dann als seine Gehilfen? Fasten mit Christus ist eine Kleinigkeit für den, der sich mit Christus an den Tisch des Vaters setzen darf. Glücklich das Glied, das sich in allem diesem Haupt verschrieben hat und ihm überall hin gefolgt ist (Offb 14,4). Anders gesagt, wenn es vom Haupt abgetrennt würde, wäre es sogleich seines Lebensatems beraubt.
Dir völlig anzugehören ist ein Gut, o ewiglich glorreiches und gebenedeites Haupt, welches zu sehen auch die Engel verlangten (1 Petr 1,12).
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Ich werde Dir folgen, wohin Du auch gehst. Wenn Du durch das Feuer gehst, lasse ich nicht von Dir und fürchte kein Unheil, denn Du bist bei mir (Ps 22,4). Du erträgst meine Schmerzen und leidest für mich. Du bist als Erster durch die enge Gasse des Leidens gegangen, um den Gliedern, die Dir folgen, einen weiten Eingang zu ermöglichen. Was kann uns scheiden von der Liebe Christi? (Röm 8,35) [...] Diese Liebe ist „das Salböl, das vom Kopf auf den Bart hinabfließt, das auf sein Gewand hinabfließt“ (Ps 132,2) und auch die kleinste Faser tränkt. Im Haupt ist die Fülle der Gnade, vom Haupt empfangen wir sie alle. Im Haupt ist alle Barmherzigkeit, im Haupt der Überfluss des geistigen Salböls, wie geschrieben steht: „Gott salbt mit dem Öl der Freude“ (Ps 44,8) [...]
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Und was verlangt das Evangelium von uns, jetzt am Beginn der Fastenzeit? „Du aber salbe dein Haar, wenn du fastest“ (Mt 6,17). Ein bewundernswertes Entgegenkommen! Der Geist des Herrn ruht auf ihm, er hat ihn gesalbt (Lk 4,18), und trotzdem sagt er den Armen, um sie zu evangelisieren: „Salbe dein Haupt mit Öl“.
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1. Predigt zum 1. Tag in der Fastenzeit, 1,3,6
Tina 13
Hl. Bernhard
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„Die Herrlichkeit des Herrn hüllte sie ein in ihr Licht“
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Finsternis hüllte die ganze Welt ein, bevor das wahre Licht aufging, vor der Geburt Christi. Finsternis herrschte auch in einem jeden von uns vor unserer Bekehrung und unserer inneren Neugestaltung. Herrschte nicht wirklich tiefste Nacht, undurchdringlichste Finsternis auf der Erde, als unsere Väter falsche Götzen verehrten …Mehr
Hl. Bernhard
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„Die Herrlichkeit des Herrn hüllte sie ein in ihr Licht“
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Finsternis hüllte die ganze Welt ein, bevor das wahre Licht aufging, vor der Geburt Christi. Finsternis herrschte auch in einem jeden von uns vor unserer Bekehrung und unserer inneren Neugestaltung. Herrschte nicht wirklich tiefste Nacht, undurchdringlichste Finsternis auf der Erde, als unsere Väter falsche Götzen verehrten? [... ] Und herrschte in uns nicht noch eine andere dunkle Nacht, als wir noch ohne Gott in dieser Welt lebten, unseren Leidenschaften und dem Werben dieser Welt folgten, und als wir Dinge taten, deren wir uns heute schämen, da sie Werke der Finsternis sind? [...]
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Jetzt aber habt ihr euch aus eurer Schläfrigkeit losgerissen; ihr habt euch geheiligt, seid zu Kindern des Lichts geworden, zu Kindern des Tages und nicht mehr der Finsternis und der Nacht (vgl. 1 Thess 5,5) [...] „Morgen werdet ihr die Herrlichkeit Gottes in euch sehen.“ Heute wurde der Sohn für uns zur Gerechtigkeit, die von Gott gekommen ist. Morgen wird er sich als unser Leben offenbaren, damit wir mit ihm in der Herrlichkeit erscheinen. Heute ist ein kleines Kind für uns geboren worden, um uns daran zu hindern, uns in eitlem Ruhm zu erheben und damit wir wie kleine Kinder werden (vgl. Mt 18,3), wenn wir umkehren. Morgen wird er sich in seiner Größe zeigen, um uns anzustacheln im Lobpreis, und damit auch wir verherrlicht und gelobt werden können, wenn Gott in einem jeden von uns seine Herrlichkeit kundtun wird [...] „Wir werden ihm ähnlich sein, weil wir ihn sehen werden wie er ist“ (1 Joh 3,2). Heute nämlich sehen wir ihn nicht selbst, sondern nur wie in einem Spiegel (vgl. 1 Kor 13,12); und jetzt empfängt er das, was wir ihm geben können. Doch morgen werden wir ihn in uns sehen, wenn er uns geben wird, was er uns geben kann; wenn er sich uns zeigen wird, wie er ist, und uns zu sich nehmen wird, um uns bis zu sich zu erheben.
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5. Predigt am Vigiltag von Weihnachten
Tina 13
Hl. Bernhard
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„Selig, die geglaubt hat“
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Maria ist selig, wie Elisabet zu ihr sagte, weil Gott auf sie geschaut, und weil sie geglaubt hat. Ihr Glaube ist die schönste Frucht der göttlichen Güte. Doch dazu brauchte es die unaussprechliche Kunst des Heiligen Geistes, der über sie kam, damit eine solche Großmut sich mit einer solchen Demut im Innersten ihres jungfräulichen Herzens verband. Die …Mehr
Hl. Bernhard
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„Selig, die geglaubt hat“
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Maria ist selig, wie Elisabet zu ihr sagte, weil Gott auf sie geschaut, und weil sie geglaubt hat. Ihr Glaube ist die schönste Frucht der göttlichen Güte. Doch dazu brauchte es die unaussprechliche Kunst des Heiligen Geistes, der über sie kam, damit eine solche Großmut sich mit einer solchen Demut im Innersten ihres jungfräulichen Herzens verband. Die Demut und die Großmut Mariens, gleichwie auch ihre Jungfräulichkeit und ihre Fruchtbarkeit, sind zwei Sternen vergleichbar, die sich gegenseitig heller erstrahlen lassen. Denn in Maria schmälert die Tiefe der Demut die Großmut nicht und umgekehrt. Maria demütigte sich so sehr, doch war sie nicht weniger großzügig in ihrem Glauben an die Verheißung, die ihr der Engel brachte. Sie sah sich nur als arme Magd, aber zweifelte trotzdem nicht, als sie in dieses undenkbare Geheimnis, diese wunderbare Vereinigung, dieses unergründbare Mysterium berufen wurde. Und sie glaubte sofort, dass sie wirklich die Mutter des menschgewordenen Gottes werden würde.
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Es ist die Gnade Gottes, die dieses Wunder im Herzen der Erwählten wirkt. Die Demut lässt sie nicht furchtsam und verschreckt werden, wie auch die Großmut ihrer Seele sie nicht hochmütig werden lässt. Ganz im Gegenteil unterstützen sich diese beiden Tugenden bei den Heiligen. Die Großmut der Seele hält dem Hochmut nicht nur die Tür verschlossen, es ist gerade sie, die tiefer ins Geheimnis der Demut eindringen läßt. Und wirklich sind am meisten diejenigen von der Furcht Gottes erfüllt und am dankbarsten für seine Gnadengaben, die am großherzigsten in seinem Dienst stehen. Wenn die Demut im Spiel ist, kann sich keine Laxheit in die Seele schleichen. Je weniger jemand auf seine eigenen Kräfte setzt, und sei es in den kleinsten Dingen, desto mehr vertraut er sich der Allmacht Gottes an, auch in den größten Dingen.
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Predigt am Sonntag in der Oktav von Mariä Himmelfahrt - Über die zwölf Erwählungen Mariens
Tina 13
Hl. Bernhard von Clairvaux
Reiche Frucht bringen
[Es bleibt mir noch,] jeden einzelnen von euch nach meiner Gewohnheit mahnend an seinen Weinstock zu erinnern. Wer hätte nämlich alles Überflüssige an sich so säuberlich weggeschnitten, dass er meinen könnte, keine Beschneidung zu brauchen? Glaubt mir, das Zurückgeschnittene wächst nach, das Vertriebene kehrt zurück, das Ausgelöschte flammt wieder …Mehr
Hl. Bernhard von Clairvaux

Reiche Frucht bringen

[Es bleibt mir noch,] jeden einzelnen von euch nach meiner Gewohnheit mahnend an seinen Weinstock zu erinnern. Wer hätte nämlich alles Überflüssige an sich so säuberlich weggeschnitten, dass er meinen könnte, keine Beschneidung zu brauchen? Glaubt mir, das Zurückgeschnittene wächst nach, das Vertriebene kehrt zurück, das Ausgelöschte flammt wieder auf, und das Beruhigte regt sich von neuem. Zu wenig ist es darum, einmal beschnitten zu haben, man muss oft, womöglich ständig beschneiden, denn etwas, was beschnitten gehört, findest du immer, wenn du nicht gleichgültig bist… Unmöglich kann die Tugend zusammen mit den Lastern wachsen. Wenn sie daher erstarken soll, darf man jene nicht wuchern lassen. Nimm das Überflüssige weg, und das Heilsame wächst empor…

Für uns, Brüder, ist immer Zeit der Beschneidung, so wie sie auch immer nötig ist. Ich vertraue nämlich darauf, dass der Winter schon vorbei ist (vgl. Hld 2,11). Ihr wisst, was ich als Winter bezeichne: jene Furcht, die es in der Liebe nicht gibt (vgl. 1 Joh 4,18). Sie führt zwar alle zur Weisheit hin, vollendet aber niemanden. Die hinzukommende Liebe vertreibt sie nämlich wie der Sommer den Winter. Der Sommer aber ist die Liebe: wenn sie nun kommt, ja, weil sie kommt – wie ich zu Recht von euch denke -, trocknet sie notwendig allen Winterregen, das heißt jede ängstliche Träne, die die bittere Erinnerung an die Sünde und die Furcht vor dem Gericht herausgepresst hat […]

Wenn nun der Winter vorbei, der Regen vorüber und verrauscht ist, wenn dann die Blumen auf unserer Flur erschienen sind (Hld 2,11 f.) und hierauf ein gewisses Frühlingswetter geistlicher Gnade die Zeit zur Beschneidung ankündet, was bleibt uns dann anderes übrig, als uns ganz diesem so heiligen, so notwendigen Werk [des Beschneidens] zu widmen? [...] Immer brauchst du aber - denk daran – die Hilfe von oben und die Barmherzigkeit des Bräutigams der Kirche, Jesu Christi, unseres Herrn, der als Gott über allem steht. Ihm sei Lobpreis in Ewigkeit. Amen.

58. Ansprache über das Hohelied, 10-12 (Übers.: Bernhard von Clairvaux: Sämtliche Werke lateinisch/deutsch, Bd. 6, Innsbruck, Styria, 1995, S. 281-285. Übersetzt von M. Hildegard Brem)