Ein syrisch-katholisches Pontifikale hat es vor 1952 gar nicht gegeben! Es kann also auch nicht als amtliche Vorlage und seit Urzeiten in der katholischen Kirche eingeführter Ritus und somit als Beispiel für den neuen Ritus der Bischofsweihe Pauls VI. gedient haben!
Alle von P. Lécuyer im Consilium Rituum (Bugninis Ritenfabrikationsanstalt, welche auch den N.O.M. erstellte) vorlegten Beweiskopien und Abschriften waren nicht amtliche Texte!
Ich lehne mich mal ganz weit aus dem Fenster und wer besser eingeweiht ist als ich, darf mich gerne berichtigen. Es gab bis 1952 kein syrisch-katholisches Pontifikale!
Denzinger veröffentlichte sein Werk „Ritus Orientalium in administrandis Sacramentis” im Jahr 1863. Fast einhundert Jahre, 1961, später wurde es neu aufgelegt und man fragt sich warum?
Denzingers Werk beinhaltet dem Anspruch nach die Sakramentsriten der katholischen Maroniten, syrischen Jakobiten, monophysitischen Kopten und Abessinier, der Nestorianer und der armenischen gregorianisch-apostolischen Kirche. Ich behaupte, es findet sich deswegen kein chaldäisch-katholisches, oder jakobitisch-katholisches Pontifikale in seiner Sammlung, weil es das nicht gab, bzw. erst ab 1957 und 1952. Die Syro-Malabaren mit ihren damals sehr latinisierten Riten zählen hier aus guten Gründen nicht mit. Das maronitische Pontifikale war also damals bis 1952, nur zehn Jahre vor Beginn des Konzils, das einzige mit einer römischen Approbation, was vollständige Pontifikalien in altsyrischer Sprache anging.
Ich behaupte weiterhin, daß die syrisch-katholische Kirche bis zur Einführung des neuen Pontifikale im Jahr 1952 durch Kardinal-Patriarch Tappouni, auf das maronitische Pontifikale in seiner Ausführung der „römischen Alumnen“ verwiesen war. Aus der damaligen Sicht der Propaganda, wie immer man sie bewerten will, gab es keinen Bedarf für ein eigenes syrisch-katholisches Pontifikale, was die Spendung der Weihen anging. Das maronitische Pontifikale gehört immerhin auch zur westsyrischen Tradition und große Bestandteile des jakobitisch-monophysitischen Pontifikale sind ihm angegliedert, allerdings werden diese Gebete nicht für die sakramentale Handauflegung genutzt, wie bei den Jakobiten, sondern für Salbungen, die als solche eine Latinisierung darstellen.
Ein koptisch-katholisches Pontifikale gab es damals auch nicht, ja, bis heute gibt es keines und die unierten Kopten behelfen sich bei ihren Weihen mit einer Zettelwirtschaft von frisch ausgedruckten Texten vom PC, und alte Handschriften sind ein entfernter Orientierungsmaßstab bei weitgehender rubrizistischer Gestaltungsfreiheit. Nach den Maßstäben von „Sacramentum Ordinis“ von Pius XII. ist ihre derzeitige Spendeweise der Priesterweihe eindeutig ungültig und nicht nur zweifelhaft. Vor Paul VI. wurden den unierten Kopten die Weihen im römischen Ritus gespendet.
Ein Rätsel bleiben weiterhin die Katholiken der abessinischen Ge’ez-Riten in Äthiopien und Eritrea, aber auch hier ist klar, daß es vor 1958 kein nicht latinisiertes Pontifikale gab. Was die jetzigen Bräuche der Bischofsweihen angeht, so antwortet mir keiner von kompetenter Seite, ob der derzeitige Ritus der Bischofsweihe und der Weihen überhaupt, wie jenes Pontifikale von 1931, auf dem Pontificale Romanum beruht, oder auf den Riten der monophysitischen Kopten.
Wie auch immer, vor 1958 hat es solche Texte alexandrinischer Herkunft bei der Weihespendung nicht gegeben.
Fazit: Die von Paul VI., Dom Botte, Annibale Bugnini und P. Lécuyer amtlich verkündete Behauptung, der 1968 mit der Konstitution „Pontificalis Romani Recognitio“ promulgierte Novus Ordo der Bischofsweihe, finde sich „magna ex parte“ in den Riten der Westsyrer und Kopten, ist eine komplette Lüge, wenn es dabei um katholische Vorlagen geht.
PS: Zu den unierten Armeniern kann ich nichts sagen.