Hören die nackten Theologen manchmal auf das bekleidete Volk? - von Monsignore N.N.
Der innerkirchlich viel beschworene „Paradigmenwechsel“ erinnert an das Märchen von des Kaisers neuen Kleidern.
Betrüger produzieren für den Kaiser an leeren Webstühlen nicht- existierende Stoffe. Sie verkünden vorher, dass die Farben und Muster von ungewöhnlicher Schönheit seien. Alle Kleider des Stoffes sind von der Marke F.A.L.S.C.H (Feingesponnen, Argentinisch, Linksgewickelt, Synodal, Chaotisch). Sie seien allerdings für all jene unsichtbar, die des Kaisers unwürdig oder unverzeihlich altmodisch seien. Das komme daher, dass die Gewebestruktur für manche noch zu neu sei und der Webmeister jetzt im Luftmaschen statt mit Kreuzstich fertige.
Natürlich möchten die Höflinge des Hofstaates weder als altmodisch gelten noch die Gunst des Kaisers verlieren. Darum äußerten sich fast alle mit Jubeltönen über die Stoffe, die es nicht gibt – bis auf einen Müllermeister und k. und k. Hoflieferant, dessen Mühlenkonzession danach schnell gekündigt wird.
Bei den Auftritten, bei denen der Kaiser seine neuen Kleider vorführt, ruft zuerst ein kreuzbraver Russland-Deutscher namens Anton Schneider (nomen est omen), der an der alten Tradition des Kreuzstiches festhalten möchte: „Aber er hat ja nichts an!“. Die Höflinge sind empört.
„Aber er hat ja nichts an!“ kommen Rufe aus dem Volk. Den meisten ist das allerdings nicht so wichtig. Sie interessieren sich nur am Rande für den Kaiser. Je weniger sie mit ihm zu tun haben, desto besser. Ein nackter Kaiser ist ihnen auch lieber als ein angezogener, der seine Ansprüche über das Volk geltend macht.
Die Zwischenrufe machen den Kaiser zwar kurzfristig etwas unsicher, aber dann schlägt er sich die Zweifel schnell aus dem Kopf und sagt im Brustton der Überzeugung: „Meine Textilreform ist unumkehrbar.“ Danach gehen die Höflinge seines Hofstaates noch strammer und tragen die Schleppe, die es gar nicht gibt, mit noch mehr Überzeugung.
Was lernen wir daraus? Die Sankt Gallener Textilindustrie verkauft erfolgreich ihr Doppeldenk-Gewebe und ihre Quaksprech-Strickmuster: Ehebruch heißt jetzt „Gewissensentscheid“; Enthaltsamkeit "schadet der Gesundheit" und statt Umkehr wird das HypersupermegaElastisch®-Gewissen empfohlen. Es ist bügel-, reue- und knitterfrei.
Betrüger produzieren für den Kaiser an leeren Webstühlen nicht- existierende Stoffe. Sie verkünden vorher, dass die Farben und Muster von ungewöhnlicher Schönheit seien. Alle Kleider des Stoffes sind von der Marke F.A.L.S.C.H (Feingesponnen, Argentinisch, Linksgewickelt, Synodal, Chaotisch). Sie seien allerdings für all jene unsichtbar, die des Kaisers unwürdig oder unverzeihlich altmodisch seien. Das komme daher, dass die Gewebestruktur für manche noch zu neu sei und der Webmeister jetzt im Luftmaschen statt mit Kreuzstich fertige.
Natürlich möchten die Höflinge des Hofstaates weder als altmodisch gelten noch die Gunst des Kaisers verlieren. Darum äußerten sich fast alle mit Jubeltönen über die Stoffe, die es nicht gibt – bis auf einen Müllermeister und k. und k. Hoflieferant, dessen Mühlenkonzession danach schnell gekündigt wird.
Bei den Auftritten, bei denen der Kaiser seine neuen Kleider vorführt, ruft zuerst ein kreuzbraver Russland-Deutscher namens Anton Schneider (nomen est omen), der an der alten Tradition des Kreuzstiches festhalten möchte: „Aber er hat ja nichts an!“. Die Höflinge sind empört.
„Aber er hat ja nichts an!“ kommen Rufe aus dem Volk. Den meisten ist das allerdings nicht so wichtig. Sie interessieren sich nur am Rande für den Kaiser. Je weniger sie mit ihm zu tun haben, desto besser. Ein nackter Kaiser ist ihnen auch lieber als ein angezogener, der seine Ansprüche über das Volk geltend macht.
Die Zwischenrufe machen den Kaiser zwar kurzfristig etwas unsicher, aber dann schlägt er sich die Zweifel schnell aus dem Kopf und sagt im Brustton der Überzeugung: „Meine Textilreform ist unumkehrbar.“ Danach gehen die Höflinge seines Hofstaates noch strammer und tragen die Schleppe, die es gar nicht gibt, mit noch mehr Überzeugung.
Was lernen wir daraus? Die Sankt Gallener Textilindustrie verkauft erfolgreich ihr Doppeldenk-Gewebe und ihre Quaksprech-Strickmuster: Ehebruch heißt jetzt „Gewissensentscheid“; Enthaltsamkeit "schadet der Gesundheit" und statt Umkehr wird das HypersupermegaElastisch®-Gewissen empfohlen. Es ist bügel-, reue- und knitterfrei.