Kindliche Skepsis. Die Kirche, die katholische, befindet sich in einer Krise. Ein alter deutscher Kämpe, äußerte sich einst so: "Der Skeptiker Odo Marquard hat in mehreren seiner Essays über …Mehr
Kindliche Skepsis.

Die Kirche, die katholische, befindet sich in einer Krise.
Ein alter deutscher Kämpe, äußerte sich einst so:

"Der Skeptiker Odo Marquard hat in mehreren seiner Essays über Selbstgerechtigkeit nachgedacht, die darin zum Ausdruck kommt, dass Menschen bei notorisch gutem Gewissen andere Menschen im Exzess anklagen. Als philosophiegeschichtlichen Ursprung solcher Selbstgerechtigkeit identifizierte Marquard die Überwindung der Leibniz-Theodizee durch die Annahme der Nichtexistenz Gottes, die in der Mitte des 18. Jahrhunderts zur Entstehung der Geschichtsphilosophie geführt habe. Dort wird nicht mehr Gott, sondern der Mensch als Schöpfer der Geschichte erachtet, wobei für die Übel der Welt weiterhin ein Angeklagter gebraucht wird – eine Rolle, die nun nicht mehr Gott, sondern nur noch der Mensch selbst ausfüllen kann. Es kommt zur „Übertribunalisierung der Lebenswirklichkeit“, zu einer Situation, in der „der Mensch als wegen der Übel der Welt absolut Angeklager – vor einem Dauertribunal, dessen Angeklagter und Richter der Mensch selber ist – unter absoluten Rechtfertigungsdruck, unter absoluten Legitimationszwang gerät“, einen Zwang, der in einer säkularen Philosophie allerdings nicht mehr durch die göttliche Gnade abgefedert und der damit unaushaltbar und unlebbar wird. Der Mensch gerät unter extremen Druck, in die Unbelangbarkeit auszubrechen; eine (von mehreren) Möglichkeit dazu bietet die Flucht aus dem Gewissen-Haben in ein „Gewissen-Sein“: aus der Rolle des absoluten Angeklagten entkommt der Mensch, indem er die Rolle des absoluten Anklägers zu seiner ausschließlichen Rolle macht: „absolute Angeklagte sind dann zwar die Menschen, aber nur noch die anderen Menschen, weil man selber nur noch der absolute Ankläger ist.“ Eine radikale Zuspitzung dieser Idee fand Marquard in der revolutionären Geschichtsphilosophie, zu der die Neue Linke die Kritische Theorie gegen den Widerstand ihrer Erfinder und Protagonisten weiterentwickelt hatte und die das „Gewissen-Sein“ zum Prinzip einer Avantgarde mache, deren Vertreter nicht mehr belangbar seien, weil sie sich selbst der Zukunft und alle anderen der Vergangenheit zurechnen, und die an der Kritik hauptsächlich deshalb so viel Geschmack finde, weil diese Tätigkeit sie von der Bürde des Gewissens befreie."

Haben Sie Dank für Ihre Aufmerksamkeit.
elisabethvonthüringen
...Möglichkeit dazu bietet die Flucht aus dem Gewissen-Haben in ein „Gewissen-Sein“...= Gutmenschentum?
Genau darüber spricht Dr. Johannes Hartl HIER... 👍
Schweizergardist
Sehr guter Artikel! Bravo! Ich würde es so ausdrücken: Wer Gott abschafft, stellt sich automatisch an dessen Stelle, wird absoluter und unangreifbarer Ankläger und Richter in einer Person. Er wird keine Kritik an sich dulden und alle Sünden, alles Schlechte nur den Anderen Menschen zuweisen. Die Folge sind Diktatur und Massenmord - so haben wir es seit der satanischen französischen Revolution …Mehr
Sehr guter Artikel! Bravo! Ich würde es so ausdrücken: Wer Gott abschafft, stellt sich automatisch an dessen Stelle, wird absoluter und unangreifbarer Ankläger und Richter in einer Person. Er wird keine Kritik an sich dulden und alle Sünden, alles Schlechte nur den Anderen Menschen zuweisen. Die Folge sind Diktatur und Massenmord - so haben wir es seit der satanischen französischen Revolution mehrfach erlebt, so verhalten sich die Linken bis heute.
Versatz
Kindliche Skepsis - wie wahr.